Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Versprechen des Opals

Das Versprechen des Opals

Titel: Das Versprechen des Opals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
Vom Netzwerk:
mehrere Stunden k.o. geschlagen. Ein sehr ernüchterter Paddy tat die Sache achselzuckend ab, aber auffällig war, dass er sich danach lange Zeit nicht wieder betrank.
    Miriam hatte das Feuerholz zusammengetragen und buk gerade vom letzten Rest Mehl ein Brot, als ihr Vater aus dem Zelt trat und sich neben sie ans Feuer hockte.
    Er strich ihr mit seiner rauen Hand über das Haar und fasste sie dann unterm Kinn. »Guten Morgen, mein kleiner Engel. Wie geht es dir an diesem schönen Morgen?«
    Der liebevolle Blick seiner blauen Augen wärmte sie. »Alles juckt«, sagte sie lachend. »Die Hunde haben Flöhe.«
    Er lachte mit ihr, und dann huschte sein Blick zu dem Pfad, der zu Kates Zelt führte. »Ich habe mich gefragt, ob du wohl etwas dagegen hättest …« Er zögerte, als er die Heiterkeit in ihren Augen sah, und fuhr sich nervös mit der Zunge über die Lippen, ehe er weitersprach. »Ich habe ein Geschenk für Kate. Das Bild, das ich neulich fertig gemalt habe.«
    »Ich dachte, du hättest einen Käufer dafür.« Sie legte ihm eine Hand auf den Arm, um ihren Worten die Schärfe zu nehmen. »Dad, wir brauchen das Geld. Das hier sind unsere letzten Vorräte.«
    Er schaute auf seine Hände. Die langen Künstlerfinger waren schwielig von der Arbeit in der Mine, die Nägel schmutzig – aber Miriam wusste, dass sie nichts von ihrem Geschick eingebüßt hatten, wenn es um das Malen ging.
    »Ich weiß, aber ich kann ja noch eins malen«, murmelte er. Dann hob er den Kopf und sah sie an. »Ich möchte Kate etwas Besonderes schenken. Du weißt, dass mir etwas an ihr liegt, oder?«
    Miriam reichte ihm den Blechbecher; er nahm ihn vorsichtig entgegen und blies auf den dampfenden Tee. »Natürlich, Dad. Ich mag sie doch auch; warum solltest du es nicht tun?«
    Er schwieg eine ganze Weile, tief in Gedanken versunken. »Sie wäre eine gute Mutter«, sagte sie ermunternd.
    Henrys Augen strahlten auf, und sein Lächeln ließ ihn sorglos und jung aussehen. »Du hast nichts dagegen, wenn ich sie frage?«
    Miriam schüttelte den Kopf und wandte sich ab, damit er nicht merkte, dass sie lachen musste. »Iss dein Brot, und trink den Tee. Dann kannst du Kate das Bild bringen, ehe du anfängst zu arbeiten. Paddy ist noch nicht auf; du hast also reichlich Zeit.«
    Miriam kehrte in die Gegenwart zurück. Sie hatte Tränen in den Augen. »Er tat, was ich sagte, aber er konnte die Ungeduld nicht verbergen. Er brannte darauf, zu Kate zu kommen.«
    Sie wischte sich die Tränen aus den Augen und putzte sich die Nase. Mit erstickter Stimme sprach sie weiter. »Ich gab ihm einen Abschiedskuss und schaute ihm nach, als er mit dem Bild unter dem Arm beschwingt davonging. Es war das letzte Mal, dass ich ihn gesehen habe.«
    Die Villa stand auf einer Anhöhe oberhalb von Sunrise Beach an der Sunshine Coast von Queensland. Die Lichter des expandierenden, in Mode gekommen Badeorts Noosa funkelten zwischen den Bäumen, aber dem gleißenden Licht, das aus allen Fenstern in der weißen Stuckfassade strömte, waren sie nicht gewachsen. Chauffeure warteten neben eleganten Limousinen, und im Torhaus saß ein Wachmann und behielt den Monitor im Auge, während die Familie drinnen die Gäste empfing.
    Der Dinnersaal war strahlend weiß und von glitzerndenKristalllüstern erleuchtet; ein unbezahlbarer Perserteppich, der den Marmorboden zum größten Teil bedeckte, und die wertvollen Gemälde an den Wänden setzten warme Akzente.
    Brendt saß am Kopfende des langen Eichentisches mit seinen Gästen. Von Wohlgefühl durchströmt, hob er das Champagnerglas an den Mund und trank einen Schluck. Großvater wäre stolz auf ihn gewesen, denn unter seinen Gästen waren mehrere Politiker und ein paar der größten Finanzmagier der Welt. Ihre Frauen hatten offensichtlich nicht nur die Schönheitssalons, sondern auch ihre Schmucktresore geplündert, und mit großer Genugtuung registrierte er, welch hohen Stellenwert seine Dinnerpartys im Terminkalender der High Society besaßen.
    Er sah, wie seine Frau mit den Gästen plauderte, und beglückwünschte sich dazu, dass er dem Rat seiner Mutter gefolgt war. Arabella war die Tochter eines englischen Earls. Sie war in Roedean zur Schule gegangen und hatte dann noch ein Jahr in der Schweiz studiert. Als er sie kennen lernte, arbeitete sie in einer exklusiven Londoner Kunstgalerie. Arabella hatte alle Vorzüge, die seine Ehefrau haben musste, aber er machte sich keine Illusionen über sie, denn sie war ebenso ehrgeizig und skrupellos

Weitere Kostenlose Bücher