Das Versprechen
gegessen?«
»Am Waldrand«, sagte der Hausierer und blickte Henzi mißtrauisch und müde an.
Der Leutnant löschte die Schreibtischlampe aus.
Nur noch die Deckenlampe leuchtete schwach durch den raucherfüllten Raum.
»Ich habe soeben den Bericht vom Gerichtsmedizinischen Institut bekommen, von Gunten«, erklärte er bedauernd. »Das Mädchen wurde seziert. In seinem Magen hat man Schokolade nachgewiesen.«
Nun war auch ich von der Schuld des Hausierers überzeugt.
Sein Geständnis war nur noch eine Frage der Zeit. Ich nickte Henzi zu und verließ den Raum.
Ich hatte mich nicht geirrt. Am andern Morgen, an einem Samstag, rief mich Henzi um sieben Uhr an. Der Hausierer habe gestanden. Um acht war ich im Büro. Henzi befand sich immer noch in Matthäis ehemaligem Arbeitszimmer. Er schaute zum offenen Fenster hinaus und wandte sich mir müde zu, grüßte. Am Boden Bierflaschen, die Aschenbecher überfüllt.
Sonst war niemand mehr im Raum.
»Ein ausführliches Geständnis?« fragte ich.
»Das wird er noch ablegen«, antwortete Henzi. »Hauptsache, er hat den Lustmord gestanden.«
»Ich will hoffen, daß korrekt vorgegangen wurde«, brummte ich.
Das Verhör hatte über zwanzig Stunden gedauert. Das war natürlich nicht erlaubt; aber wir von der Polizei können uns schließlich nicht immer nach den Vorschriften richten.
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»Es wurden sonst keine unerlaubten Methoden angewandt, Kommandant«, erklärte Henzi.
Ich ging in die »Boutique« und ließ den Hausierer vorführen. Er konnte sich kaum mehr auf den Beinen halten und wurde vom Polizisten, der ihn brachte, gestützt; er setzte sich aber nicht, als ich ihn dazu aufforderte.
»Von Gunten«, sagte ich unwillkürlich mit einem freundlichen Ton in der Stimme, »wie ich höre, haben Sie gestanden, die kleine Gritli Moser ermordet zu haben.«
»Ich habe das Mädchen getötet«, antwortete der Hausierer so leise, daß ich ihn kaum verstehen konnte, und starrte auf den Boden. »Lassen Sie mich nun in Ruhe.«
»Gehen Sie jetzt schlafen, von Gunten«, sagte ich, »wir wollen später weiterreden.«
Man führte ihn hinaus. In der Türe begegnete er Matthäi. Der Hausierer blieb stehen. Er atmete schwer. Sein Mund öffnete sich, als wollte er etwas sagen, doch dann schwieg er. Er blickte nur Matthäi an, der etwas verlegen Platz machte.
»Geh«, sagte der Polizist und führte von Gunten weg.
Matthäi betrat die »Boutique«, schloß die Türe hinter sich. Ich steckte mir eine Bahianos in Brand.
»Nun, Matthäi, was sagen Sie dazu?«
»Der arme Kerl wurde über zwanzig Stunden lang verhört?«
»Diese Methode hat Henzi von Ihnen übernommen, Sie waren in Ihren Verhören auch so hartnäckig«, entgegnete ich. »Aber seinen ersten selbständigen Fall führte er eigentlich ganz tüchtig, finden Sie nicht?«
Matthäi gab mir keine Antwort.
Ich ließ zwei Kaffee-Creme kommen und Gipfel.
Wir hatten beide ein schlechtes Gewissen. Der heiße Kaffee besserte unsere Stimmung nicht.
»Ich habe das Gefühl«, erklärte Matthäi endlich, »daß von Gunten sein Geständnis widerrufen wird.«
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»Möglich«, erwiderte ich düster, »dann werden wir ihn eben aufs neue bearbeiten.«
»Sie halten ihn für schuldig?« fragte er.
»Sie nicht?« fragte ich zurück.
Matthäi zögerte: »Doch, eigentlich auch«, antwortete er ohne Überzeugung.
Durch das Fenster flutete der Morgen. Stumpfes Silber. Vom Sihlquai her drangen die Geräusche der Straße, und aus der Kaserne marschierten Soldaten.
Dann erschien Henzi. Er trat ein, ohne anzuklopfen.
»Von Gunten hat sich erhängt«, meldete er.
Die Zelle befand sich am Ende des großen Korridors. Wir rannten hin. Zwei Mann beschäftigten sich schon mit dem Hausierer. Er lag auf dem Boden. Man hatte ihm das Hemd aufgerissen; die behaarte Brust lag unbeweglich. Im Fenster baumelte noch der Hosenträger.
»Es nützt nichts mehr«, meinte einer der Polizisten. »Der Mann ist tot.«
Ich steckte meine erloschene Bahianos wieder in Brand, und Henzi nahm eine Zigarette.
»Damit wäre der Fall Gritli Moser erledigt«, stellte ich fest und kehrte müde durch den endlosen Korridor in mein Büro zurück.
»Und Ihnen, Matthäi, wünsche ich einen angenehmen Flug nach Jordanien.«
Doch als gegen zwei Uhr nachmittags Feller mit dem Dienstwagen ins Urban kam, zum letztenmal, um Matthäi nach dem Flughafen zu bringen, und als die Koffer schon aufgeladen waren, meinte der Kommissär, sie hätten Zeit, er solle den Umweg über
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