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Das Versteck

Das Versteck

Titel: Das Versteck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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ausgereicht hätte, sie zu zerschneiden. Die Kabinen, in denen einst die Kassierer saßen, dienten nun vom Wind entwurzeltem Strauchwerk als Bleibe und Unbelehrbaren als wilde Müllkippe. Vassago steuerte den Wagen um die Kabinen herum, rumpelte über eine niedrige Betoneinfassung, fuhr über die steinharten ehemaligen Blumenbeete, wo sonst eine üppige tropische Bepflanzung den Weg verwehrt hatte, und schwenkte hinter den Mauthäuschen auf den Asphalt zurück.
    Am Ende der Zufahrtsstraße schaltete Vassago die Scheinwerfer aus. Er brauchte kein Licht und wußte sich zudem außer Reichweite jeglicher Polizeistreife. In der Dunkelheit entspannten sich seine Augen wieder, und es war ein beruhigendes Gefühl, daß seine Verfolger ihm nicht mehr auf Sicht würden nachjagen können.
    Er bog auf den riesigen, verlassen daliegenden Parkplatz und steuerte auf eine Lieferantenstraße in der südwestlichen Ecke des inneren Zauns zu, der das eigentliche Parkgelände begrenzte.
    Während der Honda durch die Schlaglöcher rumpelte, durchwühlte Vassago seine krankhafte Phantasie, die einem Schlachthof mit wahnsinnigem Betrieb glich, nach einer brauchbaren Lösung für das künstlerische Problem, vor das dieses Kind ihn stellte. Er entwickelte und verwarf ein Konzept nach dem anderen. Die Darstellung mußte etwas in ihm auslösen. Ihn erregen. Wenn es wirkliche Kunst war, würde er es sofort spüren; sie würde ihn ergreifen.
    Während er sich mit Hingabe die Folterqualen für Regina ausmalte, wurde er mit einem Schlag jener anderen fremden Präsenz in dieser Nacht und ihrer rasenden Wut gewahr. Blitzartige Impressionen brachen über ihn herein, er versank in einer Flut vertrauter Bilder mit einer kritischen neuen Komponente: Er erhaschte ein Bild von Lindsey am Steuer eines Wagens … der Hörer eines Autotelefons in einer zitternden Männerhand … und dann das Objekt, das ihn schlagartig aus seinem künstlerischen Dilemma erlöste … ein Kruzifix. Der ans Kreuz geschlagene und gemarterte Christus in der berühmten Pose edler Selbstaufopferung.
    Mit einem Lidschlag blinkte er dieses Bild fort, schaute auf das versteinerte Mädchen neben sich, blinkte es wieder weg und sah vor seinem inneren Auge eine Kombination aus beiden – Mädchen und Kreuz. Mit Regina würde er den Akt der Kreuzigung verhöhnen. Großartig, einfach perfekt. Doch nicht etwa auf einem hölzernen Kreuz. Sie mußte auf dem gegliederten Leib der Schlange hingerichtet werden, zu Füßen des gigantischen Luzifer in den tiefsten Tiefen unter der Geisterbahn. Gekreuzigt und ihr geheiligtes Herz entblößt, würde sie als Hintergrund für die ganze Sammlung dienen. So eine grausame und absolut phantastische Verwendung des Mädchens machte die Mutter völlig überflüssig, denn in dieser Pose wäre das Kind allein schon die Krönung seiner Sammlung, sein Meisterwerk.
     
    Hatch versuchte fieberhaft, über sein Autotelefon zum Büro des Bezirkssheriffs von Orange County durchzukommen, und kämpfte noch mit der gestörten Verbindung, als etwas anderes in sein Bewußtsein eindrang, es »erweiterte«. Er »sah« Regina auf vielerlei Arten verstümmelt und entstellt und fing an vor Wut zu zittern. Dann traf ihn die Vision von einem Kruzifix, so gewaltig, so plastisch und so monströs wie ein Keulenschlag, daß er beinahe die Besinnung verlor.
    Ohne Lindsey groß zu erklären, was er gesehen hatte, drängte er sie, noch mehr Gas zu geben. Er war unfähig, darüber zu sprechen.
    Hatchs tödlicher Schrecken wurde um ein Vielfaches verstärkt, weil er mit aller Schärfe erkannte, was Jeremy mit diesem Frevel auszudrücken beabsichtigte. Hatte Gott sich geirrt, als er Seinen Eingeborenen Sohn als Mann erschuf? Hätte Christus eine Frau sein sollen? Waren es nicht Frauen, die am meisten Schmerzen zu erdulden hatten und sich deshalb als wahres Symbol von Selbstaufopferung, Gnade und Transzendenz anboten? Gott hatte dem Weib eine besondere Sensibilität verliehen, die Gabe des Verstehens und des Mitgefühls, der Hingabe und Fürsorge – und sie dann in eine Welt voll roher Gewalt geworfen, wo ihre einzigartigen Fähigkeiten sie zur leichten Beute von Verbrechern und Pervertierten werden ließen.
    In dieser Erkenntnis lag bereits Schrecken genug, ungleich schrecklicher fand Hatch die Vorstellung, daß womöglich jeder x-beliebige Verrückte Jeremy Nyeberns komplexe Einsicht teilte. Wenn ein psychopathischer Mörder eine solche Wahrheit erkennen und ihre theologische Implikation

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