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Das Versteck

Das Versteck

Titel: Das Versteck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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auszuschalten. Das Scheinwerferlicht gefiel ihr, wenigstens etwas in dieser beklemmenden Finsternis. Sie stieß die Fahrertür auf, entschlossen, zu Fuß weiterzugehen. Hatch schüttelte den Kopf und holte seine Pistole heraus.
    »Was?« stieß sie ungläubig hervor.
    »Er ist irgendwie und irgendwo hineingefahren. Ich denke, daß ich den Kerl schneller finde, wenn wir ihm auf der Spur bleiben und ich den Kontakt mit ihm halte. Außerdem ist dieser Park so verdammt riesig, daß wir besser den Wagen nehmen.«
    Lindsey klemmte sich wieder hinter das Steuer, warf den Gang rein und fragte: »Wohin?«
    Hatch zögerte nur eine Sekunde lang, vielleicht den Bruchteil einer Sekunde, gerade so lange, wie man womöglich brauchte, um ein paar hilflose kleine Mädchen umzubringen, bis er antwortete. »Links, fahr nach links, am Zaun entlang.«
2
    Vassago parkte an der Lagune, stellte den Motor ab, stieg aus und ging um den Wagen herum zur Beifahrertür. Er öffnete sie und sagte: »Wir sind da, mein Engel. Ein Vergnügungspark, wie ich dir versprochen habe. Ist das nicht lustig? Freust du dich?«
    Er drehte Regina auf ihrem Sitz herum, bis ihre Beine aus der geöffneten Wagentür hingen. Dann zog er sein Schnappmesser aus der Jackentasche, ließ die scharfgeschliffene Klinge herausschnellen und hielt sie dem Mädchen vors Gesicht.
    Obwohl der Mond nur als schmale Sichel am Himmel stand und ihre Augen nicht so empfindlich waren wie Vassagos, konnte sie das Messer in der Dunkelheit erkennen. Vassago ergötzte sich an dem Erschrecken, das in ihren Augen aufblitzte.
     
    »Ich werde dir die Fesseln an den Beinen zerschneiden, damit du laufen kannst«, erklärte er und drehte die Klinge des Messers langsam, wie in Zeitlupe, daß der metallische Schimmer wie Quecksilber über die Schneide zu kullern schien. »Wenn du so dumm bist, nach mir zu treten, wenn du glaubst, mich am Kopf zu erwischen und lang genug auszuschalten, damit du abhauen kannst, wirst du ausgeschaltet, mein Engel. Da läuft nichts, und dann müßte ich dir auch noch weh tun, und dir eine Lektion erteilen. Hörst du, mein Schatz? Hast du mich verstanden?«
    Aus Reginas geknebeltem Mund kam ein unterdrückter Laut, den Vassago als Einverständnis auslegte. »Brav«, sagte er. »Braves Mädchen. Und so klug. Du wirst einen schönen Jesus abgeben, nicht wahr? Einen wirklich schönen kleinen Jesus.«
    Vassago schnitt Regina die Fußfesseln durch und half ihr aus dem Wagen. Sie stand etwas unsicher auf den Füßen, vermutlich hatten sich ihre Muskeln während der Autofahrt verkrampft, er hatte jedoch nicht die Absicht, sie herumtrödeln zu lassen. Er packte Regina am Arm, ließ ihre Hände gefesselt und den Knebel, wo er war, und zerrte sie um den Wagen herum zu der Einfassungsmauer des Lagunensees.
    Die Mauer maß an der Außenseite rund einen halben Meter und doppelt soviel an der Innenseite, wo sich einst Wasser befunden hatte. Vassago half Regina über die Mauer und auf den trockenen Betonboden des weiten Lagunenbeckens. Regina haßte es, wenn er sie anrührte, selbst mit Handschuhen, weil sie seine Kälte durch die Handschuhe hindurch spüren konnte oder vermeinte, sie zu spüren. Seine Kälte und seine feuchte Haut. Sie hätte schreien mögen, obwohl sie wußte, daß das mit dem Knebel im Mund nicht ging. Wenn sie versuchte zu schreien, würde sie nur ein Würgen hervorbringen und kaum mehr Luft bekommen, also ließ sie sich über die Mauer helfen. Selbst wenn er ihre bloße Hand nicht anfaßte, sie nur am Arm packte, und ihr Ärmel noch zwischen ihnen war, wurde ihr von der Berührung so übel, daß sie befürchtete, sich erbrechen zu müssen, und sie bezwang diesen Drang nur mit der Vorstellung, daß sie mit dem Knebel im Mund an ihrem eigenen Erbrochenen ersticken würde.
    In zehn langen, leidvollen Jahren hatte Regina einige Tricks entwickelt, die ihr über schlechte Momente hinweghalfen. Da war zum einen der Es-hätte-auch-schlimmer-kommen-können-Trick, bei dem sie sich vorstellte, daß ihr auch noch ein anderes Mißgeschick widerfahren könnte, als es gegenwärtig der Fall war. Daß sie zum Beispiel tote Mäuse im Schokoladenmantel essen müßte, wenn sie sich gerade einmal wieder selbst bedauerte, weil es nur Zitronengelee mit Pfirsichen zum Nachtisch gab. Oder daß sie zu allem Übel auch noch blind wäre. Nach dem gräßlichen Schock ihrer ersten Adoption, als die Dotterfields sie zurückgeschickt hatten, brachte sie Stunden mit geschlossenen Augen zu, nur

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