Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Versteck

Das Versteck

Titel: Das Versteck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
Wochen schon mehrmals von ihr geträumt. Beim erstenmal hatte sie im Rollstuhl gesessen und zugleich gelacht und geweint.
    Er kramte noch einmal in seinem Gedächtnis, konnte sich aber beim besten Willen nicht daran erinnern, sie irgendwann im realen Leben gesehen zu haben. Er fragte sich, wer sie sein mochte, warum sie ihn im Schlaf heimsuchte.
    Draußen wurde es Nacht. Er spürte, wie sich der große schwarze Vorhang herabsenkte, der der Welt am Ende jedes lichten Tages einen Vorgeschmack auf den Tod gab.
    Er zog sich an und verließ sein Versteck.
     
    Um sieben Uhr saßen Hatch und Lindsey an diesem Frühlingsabend bei Zov's, einem kleinen, aber beliebten Restaurant in Tustin. Die Einrichtung war vornehmlich schwarzweiß, mit vielen großen Fenstern und Spiegeln. Auch das freundliche und tüchtige Personal war schwarzweiß gekleidet. Und das Essen, das hier serviert wurde, war schlichtweg ein Gedicht.
    Der Lärmpegel war eher angenehm als störend. Sie brauchten nicht die Stimmen zu heben, um sich zu verständigen, und das Stimmengewirr im Hintergrund schuf eine Art Privatsphäre, so daß man sich von den Leuten an den Nebentischen nicht belästigt oder belauscht fühlte.
    Während der ersten beiden Gänge – Kalamari und Schwarze-Bohnen-Suppe – plauderten sie belangloses Zeug. Doch als der Hauptgang serviert wurde – Schwertfisch für beide –, konnte Lindsey nicht länger an sich halten.
    »Okay«, sagte sie, »wir hatten den ganzen Nachmittag Zeit zum Nachdenken. Wir haben einander nicht beeinflußt. Was hältst du nun also von Regina?«
    »Was hältst du von ihr?«
    »Du zuerst.«
    »Warum ich?«
    »Warum nicht?«
    Er holte tief Luft, zögerte kurz. »Ich bin ganz verrückt nach der Kleinen.«
    Lindsey wäre am liebsten aufgesprungen und wie eine wildgewordene Cartoonfigur durchs Restaurant getanzt, so glücklich und erleichtert war ihr zumute. Sie hatte gehofft, daß Hatch so reagieren würde, aber sie hatte es nicht gewußt, hatte wirklich nicht die geringste Ahnung gehabt, weil das Treffen so … na ja, der passende Ausdruck war wohl »entmutigend« … verlaufen war.
    »O Gott, ich liebe sie«, sagte Lindsey. »Sie ist so süß.«
    »Ein zähes Früchtchen.«
    »Das war doch nur Theater.«
    »Sicher, sie hat für uns Theater gespielt, aber zäh ist sie trotzdem. Sie mußte es werden. Das Leben hat ihr keine andere Wahl gelassen.«
    »Aber es ist eine gute Zähigkeit.«
    »Eine großartige«, stimmte er zu. »Ich habe ja auch nicht gesagt, daß sie mich abstieß. Im Gegenteil, ich habe sie bewundert und sofort ins Herz geschlossen.«
    »Sie ist so gescheit.«
    »Sie hat sich so verzweifelt bemüht, unsympathisch zu wirken, und das hat sie nur noch sympathischer gemacht.«
    »Das arme Ding. Sie hatte solche Angst, wieder zurückgestoßen zu werden, daß sie in die Offensive ging.«
    »Als ich ihre Schritte im Gang hörte, dachte ich, nun käme …«
    »Godzilla!« sagte Lindsey.
    »Mindestens. Und wie hat dir Binky, der sprechende Goldfisch, gefallen?«
    »Scheiße auf der Mayonnaise!« kicherte Lindsey.
    Beide lachten, und die Leute an den Nebentischen drehten sich nach ihnen um, entweder wegen des herzhaften Gelächters oder weil sie Lindseys Bemerkung gehört hatten. Bei diesem Gedanken mußten Hatch und Lindsey nur noch lauter lachen.
    »Sie wird uns ganz schön zu schaffen machen«, sagte Hatch.
    »Sie wird einfach ein Traum sein.«
    »Nichts ist so einfach.«
    »Sie wird es sein.«
    »Ein Problem gibt es bereits.«
    »Welches denn?«
    Er zögerte wieder. »Was, wenn sie nicht mit uns kommen will?« Lindseys Lächeln erstarrte. »Sie wird es wollen. Ganz bestimmt.«
    »Vielleicht auch nicht.«
    »Sei doch nicht so pessimistisch!«
    »Ich sage nur, daß wir auf eine Enttäuschung gefaßt sein müssen.«
    Lindsey schüttelte heftig den Kopf. »Nein. Es wird klappen. Es muß einfach klappen. Wir haben genug Unglück erlebt, genug schlechte Zeiten. Wir haben etwas Besseres verdient. Das Blatt hat sich gewendet. Wir werden wieder eine richtige Familie haben. Das Leben wird schön sein, wunderschön. Das Schlimmste liegt jetzt hinter uns.«
3
    An diesem Donnerstagabend wollte Vassago die Annehmlichkeiten eines Motelzimmers genießen.
    Normalerweise benutzte er eines der Felder hinter dem verlassenen Vergnügungspark als Toilette. Er wusch sich jeden Abend mit Flüssigseife und Wasser aus Flaschen. Er rasierte sich mit Rasierklinge und Schaum aus der Sprühdose vor einer großen Spiegelscherbe, die er in

Weitere Kostenlose Bücher