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Das Versteck

Das Versteck

Titel: Das Versteck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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über den Pontiac und den Mann am Steuer nach. Der Kerl könnte natürlich nur ein Drogenhändler sein, der seine Geschäfte im Wagen abwickelte. Von Dealern wimmelte es hier sogar noch mehr als von Kakerlaken, die sich in den Wänden des heruntergekommenen Gemäuers unablässig vermehrten. Aber wo waren dann seine Kunden mit den nervös flackernden Augen und den schmierigen Geldbündeln?
    Vassago ließ seine Kleider aufs Bett fallen, schob seine Sonnenbrille in die Jackentasche und ging in das kleine Bad, wo es nach hastig versprühten Desinfektionsmitteln roch, die eine Mischung übler biologischer Gerüche nicht gänzlich überdecken konnten.
    Ein Rechteck schwachen Lichts ließ erkennen, daß es hoch oben in der Rückwand der Dusche ein Fenster gab. Vassago schob die Glastür auf und betrat die Kabine. Wenn das Fenster sich nicht öffnen ließ, hatte er eben Pech gehabt. Die rostigen Angeln knarrten, aber es schwang nach außen auf. Er zog sich am Sims über seinem Kopf hoch, schob sich durch das Fenster und landete auf dem Hinterhof des Motels.
    Er setzte seine Sonnenbrille wieder auf. Eine Natriumdampflampe verbreitete uringelbes Licht, das seine Augen wie windgepeitschter Sand reizte. Die dunklen Gläser dämpften es zu trüber Bernsteinfarbe und verschafften ihm eine klare Sicht.
    Er ging nach rechts, bis zum Ende des Blocks, bog nach rechts auf die Seitenstraße ab und schlug sich an der nächsten Ecke wieder nach rechts. Er umrundete den kurzen Flügel des L-förmigen Gebäudes und schlich den überdachten Weg vor den Zimmern entlang, bis er hinter dem Pontiac stand.
    In diesem Teil des Motels war zur Zeit alles ruhig. Niemand betrat oder verließ eines der Zimmer.
    Der Mann am Steuer stützte sich mit dem Ellbogen auf das offene Fenster. Hätte er einen Blick in den Seitenspiegel geworfen, hätte er Vassago vielleicht noch rechtzeitig gesehen, aber seine Aufmerksamkeit konzentrierte sich auf Zimmer 6 des anderen Flügels.
    Vassago riß die Tür auf und der Typ wäre fast herausgefallen, weil er sich dagegen gelehnt hatte. Vassago rammte ihm seinen Ellbogen wie einen Fallhammer ins Gesicht, was normalerweise wirkungsvoller war als eine Faust. Der Schlag war aber nicht hart genug. Der Kerl war zwar leicht benommen, aber keineswegs k. o. Er versuchte sogar auszusteigen und Widerstand zu leisten, war aber fett und langsam. Er wurde noch langsamer, als Vassago ihn mit dem Knie in den Unterleib traf. Würgend ging er in die Knie, und Vassago machte einen Schritt zurück, um ihm einen kräftigen Tritt versetzen zu können. Der Unbekannte fiel auf die Seite, und mit einem weiteren Fußtritt, diesmal gegen den Kopf, setzte Vassago ihn vollends außer Gefecht. Regungslos lag er auf dem Asphalt.
    Als Vassago hinter sich jemanden erschrocken nach Luft schnappen hörte, drehte er sich blitzschnell um und sah sich einer krausköpfigen Blondine im Minirock und einem Mann mittleren Alters gegenüber, der einen billigen Anzug und ein minderwertiges Toupet trug. Sie waren aus dem nächstgelegenen Zimmer gekommen und starrten zuerst auf den am Boden liegenden Mann und dann auf Vassago. Er hielt ihren Blicken ungerührt stand, bis sie den Rückzug in ihr Zimmer antraten und leise die Tür hinter sich schlossen.
    Der bewußtlose Kerl war schwer, wog mindestens zwei Zentner, aber Vassago hob ihn ohne erkennbare Mühe hoch, trug ihn auf die andere Wagenseite und verfrachtete ihn auf den Beifahrersitz. Dann setzte er sich ans Steuer, ließ den Motor an und verließ das Motel.
    Einige Blocks entfernt bog er in eine Straße ein, deren Häuser dreißig Jahre alt waren und allmählich verfielen. Alte Lorbeer- und Korallenbäume säumten die schrägen Gehwege und verliehen der heruntergekommenen Gegend einen Hauch von Romantik. Vassago parkte am Straßenrand, stellte den Motor ab und schaltete die Scheinwerfer aus.
    Da es in der Nähe keine Straßenlampen gab, nahm er die Sonnenbrille ab, bevor er den Mann durchsuchte. In einem Schulterhalfter unter der Jacke entdeckte er einen geladenen Revolver und nahm ihn an sich.
    Der Unbekannte hatte zwei Brieftaschen bei sich. Die dickere enthielt dreihundert Dollar Bargeld, die Vassago konfiszierte. Ferner Kreditkarten, Fotos von Leuten, die er nicht kannte, den Abholbon einer Reinigung, einen Führerschein, der den Mann als Morton Redlow aus Anaheim auswies, sowie unwichtiges Kleinzeug. Die zweite Brieftasche war ganz dünn. Redlow bewahrte darin nur seine Lizenz als Privatdetektiv und seinen

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