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Das Versteck

Das Versteck

Titel: Das Versteck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Waffenschein auf.
    Im Handschuhfach fand Vassago nur einige Schokoriegel und einen Taschenbuchkrimi. In der Konsole zwischen den Sitzen gab es Kaugummi, Pfefferminzbonbons, einen weiteren Schokoriegel und einen Faltplan von Orange County.
    Er studierte die Karte, dann fuhr er los, in Richtung Anaheim. Sein Ziel war die Adresse auf Redlows Führerschein.
    Als sie schon mehr als die Hälfte der Strecke hinter sich hatten, begann Redlow zu stöhnen und sich zu bewegen, so als würde er jeden Moment zu sich kommen. Vassago nahm eine Hand vom Lenkrad, griff nach dem Revolver und schlug mit dem Kolben zu. Redlow war wieder still.
4
    An Reginas Tisch im Speisesaal saßen außer ihr fünf weitere Kinder, darunter Carl Cavanaugh, der acht Jahre alt war und sich entsprechend aufführte. Er war wegen beidseitiger Lähmung der Beine auf einen Rollstuhl angewiesen, doch als wäre dieses Handicap noch nicht genug, erschwerte er sich das Leben zusätzlich dadurch, daß er sich wie ein kompletter Idiot betrug. Kaum standen die Teller auf dem Tisch, als er auch schon sagte: »Ich liebe Freitagnachmittage, und wißt ihr auch, warum?« Noch bevor jemand mangelndes Interesse bekunden konnte, fuhr er fort: »Weil es donnerstags zum Abendessen immer Bohnen und Erbsensuppe gibt. Da kann man am Freitagnachmittag ein paar kräftige Furze lassen.«
    Die anderen Kinder stöhnten angewidert. Regina ignorierte ihn einfach.
    Carl war zwar ein Blödmann, aber er hatte recht: Donnerstags gab es im Waisenhaus von St. Thomas zum Abendessen unweigerlich Erbsensuppe, Schinken mit grünen Bohnen, Kartoffeln in Kräuterbuttersauce und Fruchtgelee mit einem Klacks künstlicher Schlagsahne als Nachtisch. Manchmal kriegten die Nonnen allerdings einen Rappel, vielleicht weil sie zu tief ins Glas geguckt hatten oder weil sie nie aus ihren schrecklichen Klamotten rauskamen, und wenn sie ausgerechnet an einem Donnerstag ausrasteten, gab es schon einmal Mais statt grüner Bohnen, und wenn sie total über die Stränge schlugen, vielleicht sogar zwei Vanillekekse zum Gelee.
    An diesem Donnerstag hielt das Menü keine Überraschungen bereit, aber Regina wäre es sowieso egal gewesen, sie hätte es wahrscheinlich nicht einmal bemerkt, wenn man ihr plötzlich ein Filet Mignon serviert hätte oder auch Kuhfladen. Das heißt, ein Kuhfladen auf ihrem Teller wäre ihr vermutlich doch aufgefallen, hätte sie aber nicht weiter gestört, wenn es ein Ersatz für die grünen Bohnen gewesen wäre. Sie haßte grüne Bohnen. Was sie liebte, war Schinken. Sie hatte gelogen, als sie den Harrisons weismachte, sie wäre Vegetarierin. Sie hatte gehofft, der Gedanke, für sie eine Spezialkost zubereiten zu müssen, würde die Leute so abschrecken, daß sie sie sofort ablehnen würden – anstatt später, wenn es viel mehr weh tun würde. Doch während sie aß, achtete sie weder auf das Essen noch auf die Unterhaltung der anderen Kinder. Sie war mit ihren Gedanken ausschließlich bei dem nachmittäglichen Treffen in Mr. Gujilios Kanzlei.
    Sie hatte alles verpatzt.
    Man würde ein Museum Berühmter Verpatzer bauen müssen, nur um darin eine Statue von ihr aufzustellen, damit die Leute aus aller Welt – aus Frankreich und Japan und Chile – herkommen und sie bestaunen konnten. Ganze Schulklassen würden mit ihren Eltern anrücken, damit die Kinder lernen konnten, was man nicht tun durfte, wie man sich nicht verhalten durfte. Eltern würden auf Reginas Statue deuten und ihre Sprößlinge mit erhobenem Zeigefinger warnen: »Erinnere dich jedesmal, wenn du dich für besonders schlau hältst, an sie und denk daran, daß auch du so enden könntest, als mitleiderregende und lächerliche Figur, verlacht und verspottet.«
    Nach etwa zwei Dritteln des Kontaktgesprächs hatte sie erkannt, daß die Harrisons besondere Menschen waren. Sie würden sie wahrscheinlich nie so schlecht behandeln wie die infamen Dotterfields, diese Leute, die sie mit zu sich nach Hause genommen hatten, nur um sie zwei Wochen später zu verstoßen, weil sie feststellten, daß sie ein eigenes Balg haben würden, zweifellos ein Kind des Satans, das eines Tages die Welt vernichten und sich sogar gegen die Dotterfields wenden und sie mit einem Feuerstrahl aus seinen dämonischen Schweinsäuglein bei lebendigem Leibe verbrennen würde! (Auweia! Anderen etwas Böses wünschen. Der Gedanke ist so schlimm wie die Tat. Denk bei der nächsten Beichte daran, Reg!) Jedenfalls waren die Harrisons anders, was ihr allmählich

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