Das Versteckspiel (T-FLAC) (German Edition)
Lebensversicherungspolice. Die kannst du haben. Viel ist’s nicht, aber … Wirst du dich um Lauren kümmern? «
In seinen Augen flackerte ein unheimliches Licht. »Nein.«
Ihr Atem stockte. »Nein? Mein Gott, Kyle …«
»Hör mal, Dschungel-Girl, wir befinden uns im Kriegszustand. Du dürftest gar nicht hier sein. So, wie die Dinge liegen, hast du meine Mission ohnehin schon erheblich gefährdet. Ich bin kein Babysitter oder Kindermädchen. Und die Schurken auf der Hazienda wollen mich genauso gern umbringen wie ich sie. In dieses Unternehmen sind viele hundert Leute verwickelt. Noch vierundzwanzig Stunden dann fängt der Spaß erst richtig an. « Seine hellgrünen Augen verengten sich. »Wenn deine kostbare Schwester das Geld aus dieser Lebensversicherung erhalten soll, musst du’s ihr eigenhändig geben. «
»Natürlich! «, fauchte sie und straffte die Schultern. »Genau das werde ich tun. «
»Delanie Eastman, stets die Hüterin ihrer Schwester. Was willst du machen, wenn du sie aufstöberst? Trägst du sie nach Hause? «
Plötzlich schmerzte ihre Kehle. »Wenn’s sein muss …”
»Du kannst dich selber kaum auf den Beinen halten. «
»Immerhin kann ich gehen«, erwiderte sie in erstaunlich ruhigem Ton. »Nicht besonders gut. Aber es funktioniert. «
»Schaffst du’s auch, mit einem einzigen Satz auf Dächer zu springen? «, höhnte er. »Bist du jemals auf den Gedanken gekommen, du würdest vielleicht nur vielleicht nicht alles selber hinkriegen? Dass du möglicherweise hin und wieder jemand anderen brauchst? « Seine Stimme klang heiser und zornig, fast bitter.
»Soeben bat ich dich um Hilfe, und du hast mich abgewiesen. Erinnerst du dich? Kein Problem. Bevor du hierher kamst, fand ich mich sehr gut zurecht. Und das wird mir auch gelingen, wenn du längst im Sonnenuntergang verschwunden bist. Ich bin stark genug, um für mich selber zu sorgen. «
»So stark ist niemand. «
Mühsam bekämpfte sie ihre Verzweiflung. Warum hatte Kyle versprochen, ihr zu helfen, und warum brach er jetzt sein Wort?
»Lieber würdest du zusammenklappen, als klein beizugeben, nicht wahr? « Forschend betrachtete er ihr Gesicht, ohne zu wissen, wonach er suchte. »Okay, machen wir, dass wir von hier wegkommen. « Allzu begeistert wirkte er nicht. »Tu, was ich sage und wann ich’s sage. Sonst sterben wir
beide.
Ist das klar? «
»Ja«, versicherte sie aufrichtig. »Verlass dich auf mich. Was soll ich tragen? «
Er gab ihr eine Waffe an einem Riemen, die beängstigend aussah, und einen Beutel aus Sackleinen.
Um seinem Beispiel zu folgen, schlang sie die Uzi um ihre Schulter. Wie ein tapferer kleiner Soldat marschierte sie ins Freie.
Der Morgen graute noch nicht, und die Luft, die nach üppiger Vegetation roch, fühlte sich kühl auf Kyles Wange an.
Wie viele Stunden sie in dem verdammten Zimmer verbracht hatten, erkannte er erst jetzt. Verdammt. Trotz der geringen Dosis hatte der Tranquilizer sehr viel Zeit gekostet. Sie wanderten nordwärts, immer tiefer in den Dschungel hinein. Weg von der Hazienda, weg von Isabellas Schreckenskammer. Kyle nahm an, sie würden den Treffpunkt, den er mit seinem Team vereinbart hatte, in etwa drei Stunden erreichen.
Zwischen grauen Schatten führte ein gerodeter Weg von Isabellas Haus in den Regenwald. Später würde Kyle die Machete benutzen, die in seinem Gürtel steckte. Mit Hilfe des Kompasses, der in seine Armbanduhr eingebaut war, orientierte er sich. Glücklicherweise hatten ihm die dummen Bastarde diese kostbare Uhr nicht abgenommen. Der globale Positionssatellit würde ihn zum Treffpunkt führen, wo er Vorräte für Notfälle gelagert hatte. Dort würde sein Team in knapp neun Stunden ankommen. Er hätte seine Mitarbeiter gern kontaktiert, um ihnen Informationen zu geben. Aber irgendjemand hatte schon vor einigen Tagen das Funkgerät aus seiner Suite entfernt. Und die in San Cristóbal plötzlich geänderten Pläne hatten ihn daran gehindert, es zu ersetzen. Jetzt konnte er nichts mehr unternehmen.
Im dichten Unterholz, das der dünne Strahl seiner gestohlenen Taschenlampe durchdrang, sah er die Silhouetten mehrerer Tiere. Klaglos stolperte Delanie hinter ihm her, mit unsicheren Schritten.
Zäh. Eigensinnig. Unnachgiebig. Von unwandelbarer Loyalität erfüllt. Er hatte sie aufgefordert, sich an seinem Gürtel festzuhalten, bis die Sicht besser wurde. Schweißnass und beharrlich umklammerten ihre zarten Finger das Leder.
Vor seiner Brust fühlte sich die Uzi sehr
Weitere Kostenlose Bücher