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Das Versteckspiel (T-FLAC) (German Edition)

Das Versteckspiel (T-FLAC) (German Edition)

Titel: Das Versteckspiel (T-FLAC) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherry Adair
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hörte er Delanies unmusikalische Version von »Eensy-Weensy Spider«. Die Zeit drängte.
    Aber eins nach dem anderen. Nachdem er die Kleidung, die Waffen und die Vorräte auf den Boden gelegt hatte, wandte er sich zum Nebenraum.

Achtzehn
    K yle öffnete die Tür und drückte auf den Lichtschalter.
    Einige Sekunden lang stand er reglos da und schaute sich in dem schwach beleuchteten Zimmer um, das nach Zigarettenrauch, Isabellas Parfüm und Delanies Panik roch. Am anderen Ende entdeckte er den Tisch.
    Mit langen Schritten überquerte er den Marmorboden und die Teppiche und berührte einen acht Zentimeter breiten Lederriemen, der Delanies Handgelenk gefesselt hatte.
    Hilflos war sie Isabella ausgeliefert gewesen. Verletzlich, in Todesangst.
    Er öffnete die Schnalle des Riemens, der auf ein zerwühltes Laken fiel. Dann umrundete Kyle den Tisch. Dahinter nahm ein Rauchglasspiegel fast eine ganze Wand ein. Obwohl im angrenzenden Schlafzimmer kein Licht brannte, sah er Delanie auf dem Bett liegen und drückte auf einen Knopf, der einen Lautsprecher aktivierte. Schweren Herzens hörte er ihre leise Stimme. Um wach zu bleiben, summte sie immer noch den Beatles-Song. Wütend ballte er die Hände, riss seinen Blick von ihr los und konzentrierte sich dann wieder auf Isabellas Folterkammer.
    Neben dem Tisch stand ein kleines Kohlenbecken. Kyle hob das dünne Brandeisen aus der schwelenden Glut, drehte es hin und her, betrachtete den Kobrakopf an der Spitze und wog es in einer Hand. Leicht. Fast biegsam.
    Von hellem Zorn erfasst, kippte er den Tisch um. Das Laken und die Matratze fielen zu Boden. Kraftvoll schlug er mit dem Brandeisen zu und zertrümmerte die Tischbeine. Knarrend protestierten die Lederriemen, als er sie aus den Verankerungen riss. Danach attackierte er das Kohlenbecken. In einem Regen aus Asche und glühenden Kohlen landete es auf den Marmorfliesen, Staub wirbelte empor. Eine Kristalllampe zerbrach in tausend Scherben, dann ein Spiegel. Zu Kyles Füßen häuften sich funkelnde Splitter.
    Mit dem immer noch warmen Brandeisen zerfetzte er Seide, Satin und Samt. Systematisch demolierte er den ganzen Raum, nahm Sofas und Polstersessel auseinander, übersäte den Boden mit Kapok, Schaumgummi und Holzfragmenten. Zerschmetterte Vasen gössen ihr Wasser auf die wertlosen Reste der einst unschätzbaren Perserteppiche, der Fernseher implodierte, die Stereoanlage verwandelte sich in Plastikabfall. Und die Lautsprecher gaben ihren Geist auf.
    Drei gezielte Schläge mit einem antiken Stuhl spalteten den großen Couchtisch. Kaltblütig und skrupellos zerstörte Kyle alles, was das Zimmer enthielt. Schließlich war nichts mehr wiederzuerkennen. Dann zog er den Kobraring vom Finger und schleuderte ihn mitten ins Chaos. Ohne einen Blick zurückzuwerfen, verließ er das Armageddon, das er angerichtet hatte, und schloss die Tür.
    Vor dem Schlafzimmer blieb er eine Zeit lang stehen und holte tief Luft. Seine Lungen schmerzten, und er schwitzte, als hätte er soeben einen Zehnkampf beendet. Ehe er die Tür öffnete, wartete er, bis sich seine Atemzüge und Herzschläge beruhigt hatten.
    Er ging zum Bett und knipste die Nachttischlampe an. Mit einem idiotischen und unglaublich liebenswerten Lächeln schaute Delanie zu ihm auf. Nun musste er sie berühren. Etwas Weiches, Unschuldiges, Reines.
    Zärtlich strich er ihr das seidige Haar aus der Stirn. Für ein paar Sekunden verharrten seine Finger auf ihrer warmen Haut.
    »Hi…« Ihre Stimme klang rau. Offenbar hatte sie in seiner Abwesenheit wieder geweint.
    »Hi, Dschungel Girl. Wollen wir’s unseren Feinden zeigen und diese Bude in die Luft jagen? « Er half ihr, sich aufzusetzen, schwang ihre Beine über den Bettrand und hielt sie fest. Zwischen seinen Händen schwankte sie, und er suchte in ihren Augen nach einem Anzeichen für Schmerzen.
    Das Tranquilizer-Gas schien seinen Zweck zu erfüllen. Offenbar war sie viel zu benommen, um irgendetwas zu spüren. Kyle wickelte die Bandage von ihrem Fuß. Bevor er den Verband erneuerte, bestrich er die Wunde mit der Salbe und steckte die Tube in seine hintere Hosentasche.
    Eine große Hilfe war Delanie nicht. Trotzdem gelang es ihm, ihren trägen Körper in die Hose eines Tarnanzugs, ein T-Shirt und ein langärmeliges Hemd zu stecken. Dabei gewann er den Eindruck, er würde eine Puppe anziehen. Sie wehrte sich nicht. Manchmal musste er ihre tastenden Finger sanft beiseite schieben. Wenn er sich auf ihren Beistand verließ, würden sie

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