Das Versteckspiel (T-FLAC) (German Edition)
geschlossenen Augen, die Hände auf den Rücken gefesselt. Aber Delanie war nicht so raffiniert wie ihre Schwester.
Nun, auch ein »Flittchen« wollte respektiert werden. Abwehrend hielt sie eine Hand zwischen seinen und ihren Mund. »Lass mich los! «
Sein Atem drohte ihre Finger zu versengen. Den nackten Busen an seine Brust gepresst, beschmierte sie die feine Seide seines T-Shirts mit ihrer Sonnenschutzcreme, die nach Kokosmilch duftete. Nach einer Weile ließ sie die Hand sinken und starrte Kyle an, ohne eine Miene zu verziehen. Lächelnd kniff er in ihren Po, bevor er ihren Wunsch erfüllte, und sie trat hastig zurück. Der Gleichmut, den er zur Schau trug, täuschte sie keine Sekunde lang. In Wirklichkeit war der coole, gelassene Dr. Wright furchtbar wütend.
Und das widersprach jeder Logik. Seit vier Jahren hatten sie sich nicht mehr gesehen. Was seinen Zorn auch bewirken mochte sein Blick jagte ihr einen eisigen Schauer über den Rücken. Auf ihrer Haut spürte sie immer noch den Abdruck seiner Finger. O Gott, wenn er hier blieb, würde sie ihren Plan nicht durchführen können.
Verdammt, das musste sie schaffen. Das Leben ihrer Schwester ebenso wie ihr eigenes hing davon ab, dass man sie für eine alberne kleine Tänzerin hielt.
»Siehst du die Männer da drüben? «, fragte sie und zeigte betont lässig auf die andere Seite des großen Patio. Normalerweise fürchtete sie sich vor Ramons Miliz. Aber jetzt war sie dankbar für die Anwesenheit der uniformierten Soldaten. Wie üblich diskret und taktvoll, kehrten sie dem Pool ihre breiten, von Tarnanzügen verhüllten Rücken, Uzis in den Armen. »Ich muss nur …«
»Pfeifen?«
Delanies nackte Zehen berührten die Sonnenbrille, die zu Boden gefallen war, und sie ging in die Knie, um sie aufzuheben. Ganz ruhig, ermahnte sie sich. Bloß keine Hektik. Sie erhob sich und setzte die Brille auf. Seit Monaten waren ihre Nerven zum Zerreißen gespannt.
In Monteros Ferienhaus bei San Cristobal durfte sie nicht erwarten, Lauren aufzustöbern. Vier Wochen hatte sie mit ihm in den Staaten verbracht, fast eine Woche hier in den Bergen, und noch immer keine Spur von ihr gefunden.
Ramón hatte ihr schon Angst gemacht, bevor sie ihm begegnet war. Schon beim ersten Anruf der Schwester war ihr deren Begeisterung für den Mann unheimlich erschienen. Je leidenschaftlicher die Schwester von dem reichen Casino-Besitzer aus Las Vegas schwärmte, desto unbehaglicher fühlte sich Delanie.
Zunächst wehrte Lauren alle Fragen ab, dann entlockte Delanie ihr nähere Erklärungen. Lachend erzählte ihre Schwester, Montero sei schwul. Wie alle Millionäre wollte er sich mit einem hübschen Mädchen am Arm zeigen. Um sich erkenntlich zu zeigen, überhäufte er sie mit teuren Kleidern und Schmuck. Das alles klang dubios und gefährlich.
Aber Lauren liebte, ebenso wie die Mutter, ein aufregendes Leben. Kopfüber stürzte sie sich ins Vergnügen, wie eine Bungee-Springerin, und Delanie fungierte immer wieder als ihr Sicherheitsnetz.
Voller Sorge um ihre Schwester, zog sie Erkundigungen über Ramón Montero ein. Angeblich ein Terrorist und erwiesenermaßen ein Drogendealer, verbarg er seine homosexuellen Neigungen falls er tatsächlich schwul war höchst erfolgreich. Davon wurde in den zahllosen Zeitungsartikeln über den Mann, die Delanie notgedrungen und mit wachsendem Entsetzen las, nichts erwähnt. Umso öfter las sie Horrorgeschichten über Mord und Totschlag und Zerstörung. Diese Aura schien ihm wie eine dicke schwarze Wolke zu folgen. Verblüfft fragte sich Delanie, warum die Polizei so viel über den Mann wusste und ihn trotzdem nicht hinter Schloss und Riegel brachte, für den Rest seines verbrecherischen Lebens.
Sie rief Lauren an und bekniete sie heimzukommen, nach Sacramento.
Natürlich lachte ihre Schwester. Delanie war so prüde und würde sich niemals ändern. Irgendwann müsste sie endlich versuchen, das Leben zu genießen, meinte Lauren, und zur Abwechslung mal ein bisschen Spaß haben. O Gott, wie rückständig die ältere Schwester war, welch eine grässliche Langweiler in!
Und dann, vor zwei Monaten, hatte eine verzweifelte Lauren zum letzten Mal angerufen. Endlich gab sie zu, Delanie
könnte
Recht haben, was Ramón anging. Würde die Schwester nach Las Vegas kommen und sie aus einer schlimmen Lage befreien, die er mit seinem neuesten Coup heraufbeschworen habe? Es sei wirklich das allerletzte Mal, dass sie Hilfe brauche, beteuerte sie hysterisch.
Zwei Wochen
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