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Das versteckte Experiment (German Edition)

Das versteckte Experiment (German Edition)

Titel: Das versteckte Experiment (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Kramer
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sondern hatte auch ihren Umfang berechnet. Genial, oder?“
    „Ist doch ganz einfach“, entgegnete Martin.
    „Wenn man die Lösung kennt, kommt einem die Aufgabe immer ganz einfach vor“, antwortete Petersen, „aber mal ehrlich, hättet ihr die Frage aufgrund der beschriebenen Beobachtung überhaupt gestellt und gar versucht das Problem zu lösen?“
    „Klar!“, rief Ulli. Das laute Lachen der Klassenkameraden nahm er zunächst gelassen hin, fühlte sich aber doch herausgefordert, noch etwas Intelligentes zum Thema beizusteuern:
    „Wenn man den Halbmond sieht, so kann man doch auch erkennen, dass die Erde einen runden Schatten auf den Mond wirft.“
    „Das war jetzt aber voll daneben“, entfuhr es Petersen mit schmerzverzerrter Miene. „Die Mondphasen entstehen doch nicht durch den Erdschatten! Wenn der Erdschatten auf den Mond fällt, so ergibt das eine Mondfinsternis. Nach deiner Theorie müssten wir ständig Mondfinsternisse haben.“
    „Stimmt“, räumte Ulli ein. Man konnte ihm ansehen, dass er sich bemühte, die Situation noch irgendwie zu retten. So ganz egal schien es ihm doch nicht zu sein, was Petersen und vor allem die Mitschüler von ihm dachten. Seine Antwort kam ihm jetzt wohl tatsächlich ziemlich dämlich vor.
    „War nur ein Scherz!“, ergänzte er. Seine Mimik und Körperhaltung verrieten, dass er angestrengt nachdachte. Er hatte sich nicht mehr so lässig zurückgelehnt, wie er es sonst tat, um seine Teilnahmslosigkeit auszudrücken und damit Petersen etwas zu ärgern. Er saß vielmehr kerzengerade auf seinem Stuhl. Er nahm seinen zerkauten Bleistift aus dem Mund. Alle sahen ihn erwartungsvoll an. Irgendetwas musste er jetzt sagen. „Natürlich entstehen die Mondphasen dadurch, dass der Mond eine Kugel ist. Von der Erde aus sieht man je nach Standort des Mondes während des monatlichen Umlaufs um die Erde immer einen bestimmten Teil der Kugeloberfläche, die von der Sonne beschienen wird.“
    Ulli legte eine kurze Pause ein, die er zum Nachdenken brauchte. Da noch immer alle Augen auf ihn gerichtet waren, fuhr er schließlich fort:
    „Kehrt der Mond der Erde seine unbeleuchtete Seite zu, so ist er nicht sichtbar. Wir haben dann Neumond. Steht der Mond von der Erde aus gesehen der Sonne genau gegenüber, so sieht man die voll beleuchtete Hälfte des Mondes. Es ist dann Vollmond.“
    Auf Ullis Gesicht zeigte sich nunmehr deutlich sichtbar große Erleichterung, wenn nicht sogar Spuren eines Triumphs. Er lehnte sich wieder zurück und wippte mit dem Stuhl so weit nach hinten, dass er fast die Balance verlor.
    „Jetzt überraschen Sie mich aber, Ulli“, sagte Petersen lächelnd. Gemäß einer stillen Übereinkunft duzte Petersen alle Schüler. Nur bei besonderen Anlässen benutzte er das „Sie“, z. B. als besondere Anerkennung oder in anderen Fällen auch als Missbilligung.
    „Gern geschehen!“, erwiderte Ulli.
    „Also, durch Beobachtung der Mondphasen kann man zwar erkennen, dass der Mond eine Kugel ist, Rückschlüsse auf die Erde kann man daraus direkt nicht ziehen. Die kann man aber tatsächlich aus den Beobachtungen einer Mondfinsternis gewinnen. Das erkannten auch die Griechen bereits vor Eratosthenes. Der Philosoph Aristoteles beschrieb schon 340 v. Chr., dass eine Mondfinsternis dadurch entsteht, dass die Erde zwischen Sonne und Mond tritt. Man hatte beobachtet, dass der Erdschatten auf dem Mond immer rund ist. Das war aber nur zu erklären, wenn die Erde eine Kugel ist. Ihr seht, dass man anhand einfacher Beobachtung und etwas Intelligenz einiges über unser Sonnensystem und auch über ferne Sterne und Galaxien in Erfahrung bringen kann.“

Gefühle
     
    4. Einsicht in das Licht
     
    Als Jan nach Ende des Unterrichts nach Hause fuhr, war er seit langer Zeit endlich wieder einmal richtig zufrieden mit sich. Seine Regenjacke brauchte er nicht anzuziehen, denn die Sonne schien und der Himmel war fast wolkenlos. Wo waren die Regenwolken geblieben, die das Radarbild gezeigt hatte?
    Als er die Haustür aufschloss, kam ihm Mausi entgegen und strich um seine Beine, sodass er fast stolperte. Dann lief sie mit schnellen Schritten in die Küche. Da Jan gut gelaunt war, bekam sie eine besonders große Portion von ihrem Lieblingsfutter.
    Der Rest der Familie war offenbar nicht zu Hause. Auf dem Küchentisch fand Jan eine Nachricht, dass Mutter und Tochter einkaufen waren und das Essen im Kühlschrank bereitstand. Jan hatte noch keinen Hunger. Er ging ins Wohnzimmer und durchsuchte

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