Das versteckte Experiment (German Edition)
abgeschlossene System ‚Tasse‘ verlassen. Die Unordnung des Kaffee-Milch-Gemisches wird jetzt abnehmen, da dein Körper wie alle Organismen eine sehr hohe Ordnung besitzt.
Lokal betrachtet kann die Entropie also durch Organisation der Materie durchaus abnehmen. Wäre das nicht so, gäbe es keine Sterne, keine Planeten und keine Lebewesen. Durch die Abkühlung des Universums nach dem Urknall reduzierte sich das Chaos. Ähnlich wie bei Abkühlung von Wasser Ordnung durch die Bildung von Kristallstrukturen entsteht, Schneeflocken oder Eis, entstehen die Strukturen des Universums, Sterne und Galaxien.“
„Du überforderst mich langsam.“
„Du hättest den Kaffee nicht trinken sollen!“
„Also, ich weiß jetzt, warum es die Zeit gibt und warum man sie nicht einfach umkehren kann. Auch wenn es sehr schade ist, muss ich es wohl akzeptieren. Wie man die Zeit misst, kann ich mir auch in etwa vorstellen, mit Uhren z. B. Nun habe ich schon oft gehört, dass die Zeit relativ ist. In Science-Fiction-Romanen z. B. sind die Romanhelden annähernd mit Lichtgeschwindigkeit unterwegs und altern dadurch viel weniger als die auf der Erde Zurückgebliebenen. Funktioniert so etwas tatsächlich?“
„Prinzipiell, ja. Ein Problem ist allerdings der sehr hohe Energiebedarf für die Beschleunigung des Raumschiffs, der mit Annäherung an die Lichtgeschwindigkeit immer größer und schließlich unendlich wird. Aber auch wenn man ein ganzes Stück unter der Lichtgeschwindigkeit bleibt, kann man diesen Effekt erreichen.“
„Also wenn ich schon keine Zeitmaschine bauen kann, dann doch so eine Verjüngungsmaschine. Sag mir doch, wie das geht.“
„Zunächst musst du einmal verstehen, dass die Zeit keine konstante Größe ist. Das hat nichts damit zu tun, wie du die Zeit misst. Vor Albert Einstein war niemand auf der Erde auf die Idee gekommen, die Zeit als eine relative Größe zu betrachten, die abhängig davon ist, mit welcher Geschwindigkeit sich der Beobachter bewegt.“
„Auf der Erde? Aber auf anderen Planeten weiß man das schon lange?“
„Wohl auf den meisten Planeten, auf denen es intelligente Wesen gibt.“
„Willst du damit sagen, dass wir Menschen die dümmsten intelligenten Wesen sind, die es im Weltall gibt?“
„Das ist sehr wahrscheinlich.“
Jan war etwas irritiert. War das jetzt ein Scherz? Christines letzte Bemerkungen passten nicht so ganz zum Gesprächsverlauf.
„Uns beide solltest du von dieser Aussage aber ausschließen“, schrieb Jan.
„Du hast recht, das mache ich hiermit.“
„O. k., es interessiert mich aber doch, wie du zu dieser Behauptung gekommen bist.“
„Das ist ganz einfach. Wie du weißt, gibt es eine riesige Anzahl von Planeten im Weltall. Nehmen wir an, dass viele davon bewohnt sind. Auf der Erde hat die Evolution die Intelligenz nach kosmischem Maßstab erst vor kurzer Zeit ‚erfunden‘. Die Erde existiert seit etwa 4,5 Milliarden Jahren. Sozusagen erst in den letzten fünf Minuten der Entwicklung des Homo sapiens ist die Intelligenz entstanden. Die Entwicklungen auf anderen Planeten werden rein statistisch Millionen oder gar Milliarden von Jahren weiter sein oder zurückliegen. Da wir nur von Planeten reden, auf denen es die Intelligenz bereits gibt, ist die Wahrscheinlichkeit äußerst gering, dass sie auch dort gerade erst vor hunderttausend Jahren entstanden ist.“
„Das klingt tatsächlich logisch, gefällt mir aber nicht“, schrieb Jan.
„Aber du bist ja aus dieser Betrachtung ausgenommen.“
„Warum ist denn jetzt die Zeit relativ?“
„Um das zu erklären, müssen wir wieder ein Experiment durchführen.“
„Es ist kein Kaffee mehr da!“
„Dann bedienen wir uns wieder eines Gedankenexperiments. Stell dir vor, du fährst mit einem Zug.“
„Von Husum nach Westerland?“
„Z. B. von Husum nach Westerland. Während der Fahrt öffnest du ein Fenster und wirfst einen Gegenstand in Fahrtrichtung aus dem Fenster.“
„Eine Banane.“
„Warum eine Banane?“
„Entschuldige, aber deine Geschichte erinnert mich an einen alten Kinderwitz.“
„Erzähle mal!“
„Na ja, sitzt einer im Abteil, nimmt eine Banane, schält sie, taucht sie in Senf und wirft sie aus dem Fenster. Dann nimmt er die nächste, taucht auch diese in Senf und wirft sie aus dem Fenster. Das macht er eine ganze Weile so, bis sein Gegenüber ihn fragt, warum er denn die Bananen aus dem Fenster werfe. Der Gefragte sieht ihn ganz erstaunt an und antwortet: „Mögen Sie etwa
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