Das versteckte Experiment (German Edition)
draußen vor sich ging, hatte er zwar gesehen, aber nicht realisiert. Es ging auch nichts Wesentliches vor sich. Der Lieferwagen stand immer noch an derselben Stelle. Nichts rührte sich. Jan kehrte an seinen Schreibtisch zurück. Ein kleiner Plausch mit Christine wäre jetzt nicht schlecht.
„Hallo, Christine“, tippte er.
„Hi, Jan“, kam die prompte Antwort.
„Wie geht es dir?“
„Gut. Mir geht es fast immer gut.“
„Glaubst du an Ufos?“
„Ufo ist die Abkürzung für unbekanntes Flugobjekt. In diesem Sinne werden immer wieder Ufos gesichtet.“
„Klar, aber ich meine außerirdische Raumschiffe, die auf der Erde landen. Du bist doch Expertin auf diesem Gebiet.“
„Das Raumschiff müsste schon eine sehr hohe Geschwindigkeit haben, damit die Außerirdischen innerhalb einer vertretbaren Zeit die Erde erreichen könnten. Nehmen wir mal an, es würde mit 20 Prozent der Lichtgeschwindigkeit fliegen. Dann dauerte eine Reise vom nächsten Sternensystem, Alpha Centauri, 22 Jahre.“
„Hilft uns da nicht die Zeitdilatation?“
„Du hast recht, für die Besatzung wären es nur 21 Jahre.“
„O. k., das wäre doch machbar.“
„Allerdings müsste das Raumschiff erst einmal auf die Geschwindigkeit beschleunigt und natürlich vor der Landung wieder abgebremst werden. Die Beschleunigung würde Zeit kosten und es wären riesige Energiemengen nötig, die auch mit einem Fusionsantrieb (Nutzung der Kernfusion, wie du sie von der Sonne kennst) nicht zu verwirklichen wären.“
„Also keine fliegenden Untertassen? Der Fall Rosswell eine Legende? Sehr schade. Aber du glaubst doch an außerirdisches Leben.“
„Ich bin mir sicher, dass es Leben auf anderen Planeten gibt. Aber das bedeutet natürlich nicht, dass intelligente Lebewesen die Erde mit Raumschiffen besuchen.“
„Vielleicht haben die ja auch was Besseres zu tun.“
„Oder sie besitzen gar keine Raumschiffe, haben das Raumfahrtzeitalter schon lange hinter sich gelassen, weil sie ihr eigenes Sonnensystem bereits bereist haben und wissen, dass interstellare Raumfahrt nicht möglich ist.“
„Wie ich inzwischen weiß, kann man ja auch vieles über die Welt erfahren, ohne durch das All zu reisen. Diese unglaubliche Vielfalt und die komplexen Zusammenhänge in unserem Universum sind schon sehr beeindruckend. Kannst du mir sagen, warum die Welt so ist, wie sie ist?“
„Wahrscheinlich würdest du die gleiche Frage stellen, wenn die Welt anders wäre.“
„Da kannst du natürlich recht haben. Das setzte aber voraus, dass ich in dieser andersartigen Welt auch existieren könnte (und existieren würde). Dafür müsste das Universum so beschaffen sein, dass sich Sterne und Planeten und schließlich Leben entwickeln könnten. Aber vielleicht ist das ja selbstverständlich für ein Universum.“
„Vielleicht ist es wirklich selbstverständlich für ein Universum. Dann müsste aber eine Kausalitätskette existieren, die die Entwicklung des Universums vom Urknall bis heute bestimmt. Damit meine ich nicht, dass alle Einzelheiten, die wir heute sehen können (einschließlich Jan), bereits im Moment des Urknalls vorherbestimmt waren, denn dann würden wir ja den Zufall und die Heisenbergsche Unbestimmtheitsrelation ausschalten und alles müsste sich komplett deterministisch entwickelt haben. Vielmehr würde es bedeuten, dass die Naturkonstanten, z. B. die Eigenschaften der Materie, nicht zufällig so sind, wie sie sind, sondern zusammenhingen und eine fundamentale Theorie existierte, die die Größen der Naturkonstanten herleitete. Erst kürzlich hat man eine Möglichkeit gefunden, die schwache Kernkraft und die elektromagnetische Kraft zu vereinigen und mathematisch als sogenannte elektroschwache Kraft zu beschreiben. Eine Theorie, die alle Kräfte vereinigt und zudem alle Naturkonstanten herleitet, wurde jedoch bisher noch nicht gefunden.“
„Könnte die Stringtheorie nicht eine solche fundamentale Theorie sein?“
„Diese kleine Hoffnung haben die Wissenschaftler tatsächlich.“
„Es könnte jedoch auch sein, dass die Naturkonstanten nach dem Urknall rein zufällig ihre Werte angenommen haben.“
„Das ist extrem unwahrscheinlich. Um das zu verstehen, muss man sich einmal klarmachen, um welche Naturkonstanten es geht und welchen Wertebereich diese haben dürfen, ohne das Ziel zu verfehlen, nämlich die Entwicklung eines Universums, in dem du und ich existieren und sich über das Universum unterhalten können. Da wäre z. B. die
Weitere Kostenlose Bücher