Das versteckte Experiment (German Edition)
auf einer Computertastatur zeigte, und setzte sich wieder an seinen Schreibtisch.
„Christine, deine Antworten kommen oft so blitzschnell. So schnell kann doch kein Mensch schreiben. Wie machst du das eigentlich?“
„Ich benutze eine Art Spracheingabesystem dafür.“
„Das System muss aber sehr gut und fehlerfrei sein. So etwas ist mir völlig unbekannt. Ich habe eine Idee. Könntest du mir nicht auch so ein System zukommen lassen, das ich auf meinem Rechner installiere? Dann könnten wir uns noch einfacher unterhalten.“
„Das ist eine gute Idee. Wir können es versuchen. Hast du ein Mikrofon, das du an deinen Computer anschließen kannst?“
„Klar, hier muss irgendwo eins herumliegen.“
„Schließe es doch einmal an. Ich sende dir eine E-Mail mit einer Software für die Spracherkennung.“
„O. k., ich gehe mal auf die Suche nach dem Teil. Ich melde mich gleich wieder, wenn ich es gefunden habe.“ Jan durchsuchte die Schubladen seines Schreibtischs. Zwischen all den Kabeln und Steckern, die sich über die Jahre angesammelt hatten, entdeckte er schließlich auch ein einfaches Mikrofon. Jan schloss es an und installierte die Software, die Christine ihm bereits geschickt hatte. Tatsächlich funktionierte sie ohne weitere Einstellungen auf Anhieb.
„Test, Test, hallo, hier ist Jan“, sprach er ins Mikro.
Augenblicklich standen die Zeilen auf dem Bildschirm und fast gleichzeitig: „Hallo, hier ist Christine.“
„Wow, es funktioniert!“ rief Jan aus. Sogar das Ausrufezeichen setzte die Software automatisch.
„Schön, dann können wir uns ganz entspannt unterhalten.“
„Das hätten wir natürlich auch durch eine Webcam erreichen können.“
„Ich habe keine Webcam.“
„Sie würde zu viel über dich verraten, nicht wahr?“
„Ja.“
Jan verkniff es sich, an dieser Stelle nachzuhaken. Er wusste, dass es zurzeit sinnlos war.
„Deine Spracherkennungssoftware scheint genial zu sein. Woher hast du sie?“
„Ich habe sie selber geschrieben.“
Auch diese Antwort überraschte Jan nicht mehr.
„Du könntest sie vermarkten und damit viel Geld verdienen.“
„Ich brauche gar kein Geld.“
„Bist du so reich, dass du kein Geld brauchst?“
„Nein, ich bin nicht reich.“
„Brauchen wir denn kein Geld für unsere Sache?“
„Wir brauchen unseren Verstand und unseren festen Willen.“
„Mir scheint, dass du viel intelligenter bist als ich. Wozu brauchst du mich dann für den Plan?“
„Es gibt so viele verschiedene Arten von Intelligenz, Jan. Ich kann sehr gut logisch denken. Du kannst sicher vieles, was ich nicht kann.“
„Ein Beispiel bitte! Das könnte mich vielleicht wieder aufheitern.“
„Du bist doch gerade heiter.“
„Das kannst du nun ganz sicher nicht wissen. Also, weiche bitte nicht aus. Was kann ich besser als du?“
„Du verstehst deine Mitmenschen besser als ich, ihre Gefühle und Reaktionen.“
Tatsächlich schien Christine auf diesem Gebiet einige Defizite zu haben. Ihre Dialoge mit ihm und mit Sintja boten jede Menge Anhaltspunkte für diese Annahme. Eigentlich waren das auch typische Eigenschaften der Savants oder Autisten.
„Ja, das kann schon sein. Aber wozu soll das gut sein, ich meine, für unser Vorhaben?“ fragte Jan.
Ihm fiel erst jetzt auf, dass nicht nur die Ausrufe- und Fragezeichen vom Spracherkennungssystem erkannt wurden. Es setzte auch die anderen Satzzeichen wie Kommata korrekt, jedenfalls, soweit Jan es beurteilen konnte.
„Wir müssen mit verschiedenen Menschen reden. Das musst du für mich tun.“
„Ich verstehe. Das heißt, natürlich verstehe ich nicht.“
„Mir wird niemand Glauben schenken, dem ich etwas erzähle, was seinen Erfahrungen widerspricht.“
„Du versuchst mir doch andauernd etwas zu erklären, das meinen Erfahrungen total widerspricht.“
„Du hast dich sehr aufgeschlossen gezeigt. Bisher habe ich dir hauptsächlich naturwissenschaftliche Vorgänge erklärt, die du zwar nicht alle selbst überprüfen, aber in guten Büchern nachlesen kannst. Ich bin mir inzwischen sicher, dass du auch für weitergehende Erklärungen aufgeschlossen bist.“
„Nur zu, Christine.“
„Zur Vorbereitung und zum Verständnis wird dir ein Experiment helfen.“
„Ein Gedankenexperiment?“
„Ein richtiges Experiment. Bist du einverstanden?“
„Ich bin einverstanden. Wir können anfangen.“
„Das Experiment hat bereits begonnen.“
„Was?“
„Ich habe das Experiment begonnen.“
„Wie? Was? Worum
Weitere Kostenlose Bücher