Das versteckte Experiment (German Edition)
rätselhafteren dunklen Energie bestehen.“
„Dunkle Materie und Dunkle Energie? Du erzählst mir im Ernst, dass 96 Prozent des Universums aus einem geheimnisvollen Etwas bestehen, das uns unbekannt ist? Mein Vertrauen in die Urknalltheorie schwindet soeben beträchtlich.“
„Es besteht kein Anlass zur Sorge. Es ist sicher unbefriedigend, dass man noch nicht weiß, woraus die Dunkle Materie und die Dunkle Energie bestehen. Sie haben aber außer über die Gravitation keine Wechselwirkung mit der sichtbaren Materie. Insofern beeinflussen sie auch die meisten Beobachtungen in unserem Universum nicht. Unsere Erkenntnisse über die Entstehung des Universums müssen nicht revidiert werden. Voraussichtlich wird eine Ergänzung der Theorie erforderlich sein, sobald man weiß, was sich hinter den unbekannten 96 Prozent verbirgt. Während man die Dunkle Materie immerhin noch indirekt über die Gravitation beobachten kann, ist die Dunkle Energie noch nicht einmal dadurch nachweisbar, da sie vollständig gleichmäßig über das Universum verteilt ist. Etwas, was gleichmäßig verteilt ist, kann keine Kraft in irgendeine Richtung ausüben, kann kein Licht ablenken.“
„Könnten wir nicht zumindest auf die Dunkle Energie verzichten?“
„Ihre Existenz ist leider unbedingt erforderlich. Die Gesamtenergie des Universums ergibt sich aus der beobachteten Expansion. Zieht man die sichtbare und die Dunkle Materie davon ab, so verbleibt ein Energiebetrag von 73 Prozent, die geheimnisvolle Dunkle Energie. Sie ist vermutlich auch der Grund dafür, dass das Universum nicht nur expandiert, sondern die Geschwindigkeit der Expansion sogar ständig zunimmt, da sie der Gravitation entgegen wirkt.“
„Das erinnert mich an Einsteins Antigravitation, die kosmologische Konstante, ‚die größte Eselei seines Lebens‘.“
„Ja, nur versuchte Einstein damit ein stationäres Universum zu beschreiben.“
„Sag mir, hast du Fische in deinem Bach, der durch dein Haus fließt?“
„Ja.“
„Scheint jetzt die Sonne bei dir?“ Jan dachte daran, dass beim letzten Gespräch über das Wetter die Verbindung so abrupt abgebrochen war. Doch jetzt kam die Antwort wie gewohnt, fast ohne Zeitverzögerung.
„Es ist jetzt Nacht in meiner Heimat.“
Das ist doch einmal ein Anhaltspunkt. Christine musste also auf der anderen Seite der Erdkugel leben, dachte Jan.
„Ist es bewölkt oder kannst du die Sterne sehen?“ schrieb er.
„Ich weiß nicht, ob es in meiner Heimat bewölkt ist. Ich bin nicht zuhause.“
„Du bist auf Reisen?“
„Ja.“
„Wo bist du jetzt?“
„Ich bin dir nah.“
Dieses Mal brachten ihn Christines Antworten nicht aus der Ruhe. Zu oft hatte er diese Art des Dialogs bereits mit ihr geführt. Was meinte sie eigentlich mit ‚nah‘, die Nähe im übertragenen Sinne?
„Wann wirst du wieder zuhause sein, in deinem Haus, in dem ein Bach fließt?“
„Es wird noch viele Jahre dauern.“
„Jahre? Eine Weltreise?“
„Die ganze Welt werde ich nicht bereisen können.“
„Bist du ausgestiegen oder reist du wegen deiner Forschungen?“, tippte Jan.
„Es hat mit meinen Forschungen zu tun.“
„Erzählst du mir etwas über deine Forschungen?“
„Gerne, was möchtest du wissen?“
„Ich brauche eine kleine Pause. Das Gespräch mit dir war schon ziemlich anstrengend – aber interessant natürlich. Ich werde mir einen Kaffee kochen und bin in einer Viertelstunde wieder zurück.“
Das Experiment
11. Wir sind nicht allein
Jan ging in die Küche und setzte die Kaffeemaschine in Betrieb. Er war ganz alleine im Hause. Nicht einmal Mausi war zu sehen. Wäre sie im Haus gewesen, hätte sie sicher die Geräusche in der Küche gehört und sich vor den Futternapf gestellt. Jan hörte den Hund des Nachbarn bellen und sah aus dem Fenster. Der Hund sprang an der Garagenwand hoch, als könne er auf diese Weise bis zum Dach emporklettern. Auf dem Dach lag Mausi und sah sich das Schauspiel interessiert an. Es schien ihr richtig Spaß zu machen, diesem großen, gefährlichen Schäferhund seine Ohnmacht zu demonstrieren. Jan hatte auch schon des Öfteren beobachtet, wie die Katze mit erhobenem Schwanz am Hundezwinger entlangstolziert war, offenbar genau wissend, dass die Tür zum Zwinger geschlossen war. Je mehr das Tier tobte, desto größer schien der Spaßfaktor zu sein.
Der Kaffee war inzwischen durchgelaufen. Jan nahm die Kaffeekanne und eine große Tasse mit einem Motiv, das Kater Garfield schlafend
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