Das versteckte Experiment (German Edition)
geht es?“
„Das möchte ich dir nicht sagen. Das ist Teil des Experimentes.“
„Ich bin das Versuchskaninchen und weiß nicht, worum es bei dem Versuch geht?“
„Es ist ein harmloser Versuch. Dir wird nichts geschehen. Du bist überrascht und ein wenig verärgert, aber doch neugierig.“
„Du versuchst, meine Gefühle zu erraten? Wir beide wissen doch, dass das nicht deine Stärke ist.“
„Ich versuche zu lernen. Hast du heute schon etwas von Sintja gehört?“
„Sie hat mir eine MMS geschickt.“
„Ein Foto von ihr?“
„Na ja, es waren nur ihre Füße auf dem Bild.“
„Richte ihr bitte Grüße von mir aus, wenn du sie sprichst.“
„Ich werde sie nachher anrufen. Ich werde sie von dir grüßen.“
„Wärest du gerne mit ihr in Urlaub gefahren?“
„Wir kennen uns doch erst seit ein paar Tagen.“
„Das ist keine Antwort auf meine Frage.“
Jan fing wieder an, sich über Christines Art der Gesprächsführung zu ärgern.
„Ja, es wäre schon schön gewesen“, antwortete er.
In solchen Momenten war er froh, dass sie sich nicht über eine Webcam unterhielten, denn er fühlte das Blut in seinen Kopf steigen. Ihm war nicht klar, ob die Ursache mehr im Ärger über den Gesprächsverlauf oder in einer Gefühlsregung zu suchen war, die alleine die Nennung von Sintjas Namen in ihm auslöste.
„Hast du keine Angst, dass Sintja im Urlaub jemand anderen kennenlernen könnte?“
Jan hatte tatsächlich solche Gedanken gehabt, diese aber, sobald sie auftauchten, wieder verdrängt. Nach den schönen Stunden mit Sintja wollte er sich das einfach nicht vorstellen. „Was für eine gemeine Frage“, dachte er. Vor Aufregung und Ärger vergaß er das Spracheingabesystem und tippte über die Tastatur ein:
„Nein, an so etwas habe ich nie gedacht.“
„Benutze doch bitte das Mikrofon für die Eingabe.“
„Nein, an so etwas habe ich nie gedacht“, wiederholte Jan. Er sprach absichtlich leise ins Mikrofon. Er wollte vermeiden, dass der Satz mit einem Ausrufezeichen endete, woraus Christine hätte schließen können, dass er sich aufregte.
„Du bist verärgert, Jan, und du sagst mir nicht die Wahrheit.“
Jan stockte der Atem. Was bildete sich Christine eigentlich ein? Sie provozierte ihn nicht nur mit ihren Fragen, sondern maßte sich auch noch an, über seine Gefühlsregungen und den Wahrheitsgehalt seiner Antworten zu urteilen.
„Ich glaube, wir beenden jetzt besser unser Gespräch!“ Es gelang ihm nicht, leise zu sprechen.
„Wir beenden nun besser das Experiment.“
„Welches Experiment?“
„Ich möchte nicht, dass du mir böse bist.“
„Das ist keine Antwort auf meine Frage, welches Experiment?“
„Das Spracheingabeexperiment.“
„Ich habe kein Problem mit der Spracheingabe, aber deine Fragen und Äußerungen können sehr provozieren.“
„Das war nicht meine Absicht, aber es ließ sich nicht vermeiden, um das Experiment durchführen zu können.“
„Ich verstehe gar nichts mehr. Von welchem Experiment reden wir eigentlich?“
„Lass es mich erklären.“
„Ich bitte darum!“
„Obwohl ich eine Andeutung gemacht habe, dass wir ein Experiment begonnen haben, hast du nicht erkannt, um was es hier eigentlich ging.“
„O. k., ich bin halt doch nicht schlau genug für dich.“
„Du konntest es gar nicht erkennen. Ich habe ein Experiment in einem Experiment versteckt.“
„Ich glaube, meine Neugierde kommt zurück und mein Ärger legt sich.“
„Das freut mich sehr.“
„Also, das Experiment mit der Spracheingabe war nicht alles?“
„So ist es. Es war eigentlich sogar nur nebensächlich.“
„Und das Hauptsächliche?“
„Die Software wandelt zwar die Sprache in Text um, aber sie kann noch wesentlich mehr. Sie führt eine komplizierte Analyse der Ausdrucksweise und aller stimmlichen Elemente durch. Schließlich erkennt sie nicht nur deinen Erregungszustand, sondern viele Aspekte deiner momentanen Gefühlsregung und sogar den Wahrheitsgehalt deiner Aussagen.“
„Ich bilde mir ein, einiges von Softwareentwicklung zu verstehen. Es muss sich um ein außerordentlich komplexes System handeln. Hast du mich vor einiger Zeit über meine Gefühle ausgefragt, damit das System sozusagen auf mich trainiert wird?“
„Die Informationen waren schon hilfreich dafür.“
„Es wird dich nicht überraschen, dass mich das Ganze etwas beunruhigt. Ich fühle einmal mehr, dass ich dir nicht gewachsen bin und du mich manipulieren kannst.“
„Ich verstehe
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