Das versteckte Experiment (German Edition)
außerhalb der Erde muss ich dir zunächst schuldig bleiben. Man kann jedoch durchaus Aussagen über Wahrscheinlichkeiten außerirdischen Lebens treffen. Der amerikanische Astronom Frank Drake stellte auf einem Kongress in Green Bank eine Formel vor, mit der die Anzahl technischer, intelligenter Zivilisationen in unserer Milchstraße abgeschätzt werden kann. Solche Zivilisationen wären in der Lage, Radiosignale von der Erde zu empfangen und darauf zu antworten.“
„Wir könnten uns dann mit den Bewohnern des Planeten unterhalten. Das wäre wirklich extrem spannend. Da wir sicher keine solche Zivilisation in unserer direkten Nachbarschaft haben (sonst hätten wir sie schon lange entdeckt), wäre die Entfernung zwischen den Gesprächspartnern sehr groß und die Antwortzeiten wären entsprechend lang. Wir müssten wahrscheinlich Jahre, Jahrzehnte oder gar Jahrtausende auf eine Antwort auf unsere Fragen warten. Selbst wenn es einen bewohnten Planeten in 20 Lichtjahren Entfernung von der Erde gäbe, müssten wir 40 Jahre auf eine Antwort warten. Das wäre eine sehr zähe Unterhaltung. Da wäre es schon besser, wenn uns die Außerirdischen mit ihren Raumschiffen besuchten. Aber ich weiß, dass so etwas leider nicht geschehen wird. Ich habe von dir gelernt, dass nach der Relativitätstheorie kein Raumschiff mit Lichtgeschwindigkeit fliegen kann und die Reisezeiten deshalb einfach zu lang wären. Trotzdem könnten uns die Aliens natürlich Informationen über sich und ihren Planeten z. B. über Radiowellen senden. Also, wie sieht es mit der Chance, der Wahrscheinlichkeit aus, dass wir überhaupt mit solchen Wesen Kontakt aufnehmen können?“
„Frank Drake hat folgende Formel für die Anzahl N der Zivilisationen aufgestellt, die mit anderen Zivilisationen kommunizieren könnten: N = n∙f p ∙n e ∙f l ∙f i ∙f c ∙L. Auf der rechten Seite der Gleichung stehen die Faktoren, die die Anzahl N der Zivilisationen bestimmen.“
„N ist mindestens eins, das ist doch klar.“
„Natürlich hast du recht, wenn du die Erde mit berücksichtigst. Lassen wir aber die Erdbewohner für die Betrachtung einmal beiseite.“
„Was bedeuten die einzelnen Faktoren?“
„n ist die Anzahl der Sterne in unserer Galaxis, der Milchstraße. Sie wird auf 200 bis 400 Milliarden geschätzt.“
„Da es aber unzählige Galaxien im Universum gibt, ist die Gesamtzahl der Sterne im Universum noch wesentlich größer.“
„Wie viele Galaxien es im Universum gibt, wissen wir nicht. Innerhalb unseres Horizontbereichs sind es über 100 Milliarden, die wir prinzipiell beobachten können.“
„In Wirklichkeit kann es also noch wesentlich mehr Galaxien und damit Sterne geben, vielleicht auch unendlich viele?“
„Vielleicht gibt es unendlich viele Galaxien und damit unendlich viele Sterne. Drake hat sich bei seiner Berechnung aber nur auf unsere Milchstraße beschränkt.“
„Gut, wir haben also n = 200 000 000 000 Sterne oder mehr.“
„Es sind aber nicht alle Sterne geeignet, einen Planeten ausreichend und lange genug mit Energie zu versorgen. Sie müssen der Sonne ähnlich sein, dürfen nicht zu massereich und nicht zu klein sein. Das sind etwa fünf Prozent der Sterne. Damit stehen uns mindestens zehn Milliarden Sterne zur Verfügung.“
„Das ist eine ganze Menge. Was ist der nächste Faktor, f p ?“
„Dieser kennzeichnet die Anzahl der Sterne, die von Planeten umkreist werden. Wie du weißt, hat man inzwischen bereits mehrere hundert Planeten außerhalb des Sonnensystems entdeckt. Planeten, die um einen Stern rotieren, führen eine Bewegung um ihren gemeinsamen Schwerpunkt aus. Diese Schlingerbewegung kann man auf der Erde beobachten. Inzwischen hat man auch einzelne Planeten direkt mit dem Hubble-Weltraumteleskop beobachten können. Man geht inzwischen davon aus, dass etwa die Hälfte aller Sterne Planeten besitzt. Die Planeten bilden sich wie die Sterne aus der ursprünglichen Gaswolke, die sich unter der Gravitation verdichtet. Die Planetenbildung ist somit ein natürlicher Vorgang. Lediglich Sterne mit einer sehr kurzen Lebensdauer oder zu geringer Masse und damit zu geringer Gravitation haben keine Planeten. Der Faktor f p wird zwischen 0,5 und fast 1 liegen.“
„Der Faktor n e ?“
„n e steht für die Anzahl der lebensfreundlichen Planeten. Die Abschätzung dieser Größe ist nicht ganz so einfach. Planeten, auf denen sich Leben entwickeln kann, müssen in der sogenannten ‚Ökosphäre‘ des Muttersterns
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