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Das vertauschte Gesicht

Das vertauschte Gesicht

Titel: Das vertauschte Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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geholt.
    Es war ein Laut... und das Licht dort draußen war immer gleißender geworden, und er konnte nicht mehr sehen. Es war wie Stunden. Jemand wartete.
    Jemand war draußen auf der Treppe und schrie. Das Licht war immer noch gleißend.
    War es das Licht, das... alles stoppte?
    Es war wie beim letzten Mal gewesen. Sie hatten ihn angeschaut. Jetzt lachte sie nicht. Er hatte gelacht. Als wollte er das Erbarmen weglachen.
    Im Fahrstuhl nach unten hielt er das Gesicht abgewandt. Draußen war das Licht wieder normal. Er glitt aus, als er die Straße überquerte. Es war nicht weit.
    Etwas hatte er ausgelassen. Jetzt wusste er es. Es wurde wieder heller, sah anders aus.
    Ringmar lehnte am Fenster. Sein Gesicht war jetzt schwer vom Schlafmangel. Er schaute hinaus. Der Nachmittag atmete ruhig. So still war es noch nie gewesen.
    »Ein gutes neues Jahr, Erik.«
    »Dir auch.«
    Winter rieb sich die Stirn. Er hatte zu Hause angerufen. Angelas Stimme hatte besorgt geklungen. Seine Welt war jetzt auf sehr viel deutlichere Weise auch ihre geworden. Vielleicht war es gut für sie beide. Seine Abwesenheit war nicht... seine. Es war nicht er gewesen, der in der Nacht davongestürzt war wie ein Rastloser. Vor einem Jahr hatte Angela gesagt, er wolle lieber unter den Toten als unter den Lebenden leben. Es war zum Ende einer Nacht mit immer stummeren Diskussionen gewesen, und am nächsten Morgen hatten sie nicht mehr davon gesprochen. Doch er hatte die Beschreibung nicht vergessen: ein Leben unter den Toten.
    Jetzt hatte sie sein Leben aus der Nähe gesehen, die Brutalität darin. Die brutalen Telefonanrufe, die in den frühen Morgenstunden kamen. Selten zu anderen Zeiten. Die tastende Suche nach der Unterhose, während der Adrenalinspiegel stieg.
    »Börjesson hat noch kein Manhattan in der Stadt gefunden, ich hab eben bei ihm vorbeigeschaut.«
    Winter schabte mit der Hand über die Wange und streckte sich nach den Zigarillos. Er strich sich wieder über die Augen. Sie brannten.
    »Der Täter kann in Uniform auftreten«, sagte er. »Darüber hab ich nachgedacht, bevor du reingekommen bist.« »Ja.«
    »Zwei Nachbarn meinen, in den Stunden nach Mitternacht jemanden in Uniform gesehen zu haben. Etwas unklar, wann. Auch etwas unklar, wie nüchtern sie zu dem Zeitpunkt waren.«
    »Gab es einen Einsatz in der Nähe?«
    »Einen kleinen. Ein Wagen von Mölndals Polizei war einige Häuserblöcke entfernt.«
    »Waren das die Jungs, die die Leute gesehen haben?«
    »Ich weiß nicht. Wie gesagt, sie waren ein paar Häuserblöcke entfernt. Warum sollten sie zwischendurch aussteigen. Ich weiß nicht. Ich hatte noch keine Zeit, mit den Jungs zu reden.«
    Winter stand auf, ohne seinen Zigarillo anzuzünden, und ging ein paar Schritte auf und ab.
    »Wo kriegt man eine Uniform her? Ich geh mal von Polizeiuniformen aus.«
    »Warum ausgerechnet eine Polizeiuniform?«
    »Wir gehen davon aus, Bertil.«
    Winter riss ein Streichholz an.
    »Aber du gehst doch wohl nicht davon aus, dass es ein... Polizist ist?«
    »Wenn das so wäre, würde ich sofort kündigen.«
    »Mhm.«
    »Wollen wir die Überprüfung der persönlichen Verhältnisse von zweitausend Polizisten einleiten?« »Nein, nein. Es ist so schon verworren genug.« :. »Wie meinst du das?«
    »Uniformen... Der Junge vermutet es ja mehr.«
    »Schon ein bisschen mehr als das. Patrik hat lange nachgedacht und darauf gewartet, dass es ihm wieder einfällt.« Winter nahm einen Zug und sah Ringmar an. »Und wir haben doch die Aussagen der Nachbarn in Mölndal.«
    »Okay. Unifo rmen. Irgendein Idiot könnte seine Uniform in den Müll geworfen haben, statt sie zurückzugeben.«
    »Mhm. Oder sie ändern lassen. Polizeiuniformen sind nicht geschützt.«
    »Ändern? Privat?«
    »Ja.«
    »Aber unsere werden doch gar nicht mehr in Schweden hergestellt.« Winter antwortete nicht. Er hatte eine Idee. »Hat das Stadttheater keine Uniformen? Für seine Stücke?« »Wenn Polizisten drin vorkommen«, sagte Ringmar. »Und der Film. Filme über Polizisten gibt's jedenfalls.«
    Winter streifte die Asche ab. Der Rauch war unsichtbar in dem dünnen Winterlicht vom Fenster. »Hab ich nicht irgendwo gelesen, dass in der Stadt gerade so was gedreht wird? Ein Thriller? Hab ich das nicht gelesen? In der Göteborg Posten?«
    »Ich weiß nicht, was du liest«, sagte Ringmar.
    »Du weißt also nichts darüber?«
    »Nein.« Ringmar drehte sich um. »Aber glaubst du etwa, wir hätten Polizeiuniformen an Filmleute verliehen? Vergiss

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