Das vertauschte Gesicht
es! Die Frau Polizeipräsidentin ist gegen so was.«
»Ich weiß.«
»Und das finde ich gut«, sagte Ringmar.
»Ich werde das überprüfen, aber vorher hab ich noch was anderes vor«, sagte Winter, legte den Zigarillo auf den Aschenbecher und holte seinen Mantel.
Nur wenige Menschen waren unterwegs. Er fuhr am Ullevi-Stadion vorbei, das seinen Schatten auf den mit grauschwarzem Eis bedeckten Kanal warf. Die Sonne blitzte über Lundens Höhe.
Er parkte in der stillen Straße. Weit entfernt begann ein Hund zu bellen. Es klang, als ob jemand Schnee schippte, und als er um die Hausecke kam, sah er, dass es Benny Vennerhag war.
Der Gangster trug eine rote Pudelmütze zum schwarzen Anzug. Mit geübten Griffen schaufelte er ein paar vereiste Schneeflecken weg.
»Immer arbeitest du, wenn ich komme«, sagte Winter. »Wenn du nicht Rosen beschneidest, schippst du Schnee.«
Vennerhag atmete heftig und stützte sich auf die Schneeschaufel.
»Ich wollte für Ordnung sorgen, weil du kommst.« Er stellte die Schaufel beiseite, nahm die Mütze ab und strich sich das dünne blonde Haar mit Hilfe von Stirnschweiß zurück. »Dein Anruf war wirklich eine Überraschung.«
»Für mich auch. Ich hab gar nicht damit gerechnet, dich zu erwischen. Hab geglaubt, du hättest längst eine Jacht in Westindien gechartert.«
Vennerhag sah Winter an.
»Du hast fast richtig geglaubt.« Er öffnete die Haustür. »Aber mir ist was dazwischengekommen.«
»Was denn, Benny?«
»Geschäfte. You know. Wie geht's übrigens Lotta?« »Lass das, du.«
Benny Vennerhag war einmal kurz mit Winters Schwester verheiratet gewesen, nur ein paar wenige Tage. Lotta Winter erinnerte sich daran nur noch wie an einen vagen Alptraum.
Vennerhag ging Winter voran in ein großes Zimmer, das riesige Fenster zum Garten hinaus hatte.
»Der Pool ist leider zugeschneit«, sagte Vennerhag. »Aber du kannst in die Sauna, wenn du willst.«
Auf dem Tisch standen Flaschen, Gläser. Es roch nach Rauch im Zimmer.
»Ich hatte noch keine Zeit aufzuräumen«, sagte Vennerhag. »Nur zum Schneeschippen.« Er nahm eine Flasche und hielt sie gegen das Licht. Der Whisky leuchtete wie Bernstein. »Heute Nacht hat er gut geschmeckt, aber jetzt weiß ich nicht so recht.« Er sah Winter an. »Möchtest du Kaffee oder irgendwas anderes?«
Winter schüttelte den Kopf.
»Du siehst ein wenig matschig aus, wenn ich das sagen darf.« »Es war ein bisschen früh heute Morgen.« »Ich hab da was in den Vormittagsnachrichten gehört.« »Was hast du gehört?«
»Tja... von einem Mord in Mölndal. Das war im Großen und Ganzen alles.« Er sah Winter wieder an, diesmal etwas näher. »Du glaubst doch wohl nicht, dass ich... «
»Nein. Aber ich brauch ein paar Informationen.«
»Über was?«
Winter dachte nach.
»Eben darüber«, sagte er, »den Mord. Oder die Morde. Es waren mehrere.«
»Aha.«
»Was tut sich im Augenblick an der Hehlerfront?« »Wie bitte?«
»Hast du zur Zeit einen Überblick über den Betrieb?«
»Nein. Bist du sicher, dass du nicht doch etwas zu trinken möchtest?«
»Ganz sicher, Benny.«
Vennerhag entschuldigte sich und ging in die Küche. Er kam mit einem Ramlösa-Wasser zurück. »Wo waren wir noch? Hehlerei? Damit ist nicht zu spaßen.«
»Uniformen.«
»Uniformen? Was für Uniformen?«
»Weißt du etwas über einen Handel mit Uniformen? Eine Partie, die geklaut wurde... oder aus irgendeinem Grund ausgeliehen wurde? Oder einzelne Uniformen, die im Umlauf waren? Vielleicht zum... Kopieren.«
»Ich hab nichts mit Terrorismus zu tun, Erik.«
»Ich möchte, dass du dich schlau machst.«
»Hab noch nie was davon gehört.«
»Find's raus.«
»Ja, ja, okay, okay.«
Winter zündete einen Zigarillo an.
»Gibt's Gerede über jemanden, der sich im Kameradenkreis merkwürdig aufführt?«, fragte er. »Oder außerhalb?« »Jetzt versteh ich nicht, was du meinst.« »Hast du alle Verrückten unter Kontrolle?« »Habt ihr das denn nicht?«
Das war eine gute Frage. Winter erkundigte sich nach Vennerhags kriminellen Bekannten. Vennerhags Antwort half ihm nicht weiter, und er überlegte, wie viel er erzählen konnte. Er gab einiges preis.
»Das ist ein Einzelgänger«, sagte Vennerhag. »Der gehört nicht zu unseren... Geschäftsusancen.« Er holte den Kaffee, den er trotzdem gemacht hatte. »So einer geht immer allein vor. Verrückt. Keine Kontakte.«
»Da ist noch etwas... «
Vennerhag goss Winter und sich selbst Kaffee ein. »Verkehrst du in Kreisen,
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