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Das vertauschte Gesicht

Das vertauschte Gesicht

Titel: Das vertauschte Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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wurde noch weißer, wie Kreide. »Was zum Teu... was meinst du?«
    »Er ist an ihr, festgebunden an ihr. Wir hatten keine Zeit... «
    »Vater unser der du bist im Himmel«, sagte Winter.
    Er blieb vor dem Sofa stehen. Vielleicht war es Fantasie, aber er meinte den genauen Abdruck eines weiblichen Körpers gesehen zu haben. Es war nicht nur das Blut.
    Jetzt war jede Sekunde wie ein Jahrtausend. Pia Erikson hatte den Raum verlassen, und Winter verwehrte allen anderen Personen den Zugang.
    Hier gab es kein Tonbandgerät. Gestern war keins hier gewesen, und niemand hatte eine Musikanlage aufgebaut, seit er, Winter, hier gewesen war.
    Für alles gibt es ein erstes Mal, dachte er. Ich hab noch nie Menschen in ihrer Wohnung aufgesucht und bin dann zurückgekehrt, um... so was vorzufinden... sie so zu finden.
    Die Schrift an der Wand war deutlich in der elektrischen Beleuchtung von den nackten Straßenlaternen draußen zu lesen.
    Versalien. Sechs Buchstaben.
    STREET
    Nur das. STREET. Die Buchstaben waren wie in die Wand geätzt und dennoch dabei, sich aufzulösen. STREET wie in WALL STREET.
    Winter spürte den Schauder, den erwarteten. Wall Street hieß Vallgatan. Hast du meinen Gedanken richtig geleitet, Gott? Suchen wir die Vallgatan? Finden wir dort die Antwort? Lass mich nicht in die falsche Richtung gehen.
    Pia kam zurück. Er hörte sie hinter sich, drehte sich jedoch nicht um.
    »Sie lebt immer noch«, sagte sie. »Sie haben eben angerufen.«
    Winter nickte zur Wand.
    »Aber sie ist nicht... bei Bewusstsein, falls du daran gedacht hast.«
    »Daran hab ich nicht gedacht.«

43
    »Dreht alles dreimal um«, sagte Winter zu Beier, als die Gruppe der Spurensicherung gekommen war und die Techniker anfingen zu arbeiten.
    »Beleidige mich nicht, Erik.«
    Der stellvertretende Chef der Spurensicherung sah konzentriert aus, nüchtern. Beier hatte sich beim Silvesterfeiern zurückgehalten.
    »Irgendwie muss das neue Jahrtausend ja anfangen«, hatte er gesagt, als sie kamen, und das war kein Witz gewesen. Hier gab es nichts, worüber man Witze machen konnte.
    Die Kollegen von der Spurensicherung bewegten sich vorsichtig um den Mann herum, der wie zur Begrüßung mit ausgestreckter Hand auf dem Sofa saß.
    Beier kam aus der Küche zurück.
    »Sie scheinen gerade beim Essen gesessen zu haben.«
    »Genau wie bei Valkers«, sagte Winter.
    Beier nickte und dann noch einmal zu Ringmar, der mit Schneekristallen auf der Kleidung aus dem Flur hereinkam. Winter sah, wie der Schnee draußen in der Dämmerung schwer fiel.
    »Sie lebt noch«, sagte Ringmar. »Aber wohl nicht gerade aus eigener Kraft.« »Keine klarere Prognose?«, fragte Winter. Ringmar schüttelte den Kopf.
    »Ich hab... ihn gesehen«, sagte Ringmar und sah zu dem Mann auf dem Sofa, »im Krankenhaus.«
    Niemand wollte das kommentieren.
    »Ich möchte ihn jetzt mitnehmen«, sagte Pia Erikson, die geduldig darauf gewartet hatte, mit dem Körper zur Obduktion fahren zu können.
    »Okay«, sagte Winter.
    »Wenn sie überlebt, haben wir den Teufel«, sagte Ringmar.
    Sie versammelten sich um halb neun. Der Raum roch feucht und vielleicht nach verkatertem Atem. Die ganze Stadt hatte einen Kater, nur hier drinnen mussten alle auf Draht sein.
    »Ist Bergenhem krank?«, fragte Halders, als er hereinkam.
    Winter nickte.
    »Vermutlich wieder die schrecklichen Kopfschmerzen«, sagte Halders.
    Alle setzten sich, nur Winter nicht.
    »Ich brauche wohl nicht daran zu erinnern, wie wichtig die nächsten Stunden sind«, sagte er.
    Die Fotos machten die Runde. Da sitzt man also wieder wie ein Spanner da, dachte Aneta Djanali.
    »Es ist derselbe Scheißkerl«, sagte Halders. Er war rot und roch nach Schnaps, als er sich über Aneta Djanali beugte und eins der Bilder in die rechte Hand nahm. Er hatte sie letzte Nacht gegen halb zwei angerufen, um mit ihr zu sprechen, schien sich aber jetzt nicht mehr daran zu erinnern. »Das ist doch derselbe Scheißkerl?«
    »Wir wissen es noch nicht«, sagte Winter.
    »Ach, hör auf.« Halders sah Winter an. Halders' Augen waren aus der Entfernung klar, so weit aufgerissen, wie es ging. Ein Zeichen von erkämpfter Nüchternheit. »Du glaubst doch wohl nicht an einen Nachahmer?«
    »Aber der hat doch keine exakte Kopie ausgeführt?«, sagte Sara Heiander.
    »Nein«, sagte Winter. »Aber Beier untersucht zum Beispiel gerade die Schrift, sie ähnelt schon der ersten.«
    »Wie viel hat eigentlich darüber in der Presse gestanden?«, fragte Aneta Djanali.

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