Das vertauschte Gesicht
bezeichnete.«
»Das muss ich missverstanden haben«, sagte Per Elfvegren.
»Sie kannten Martells also nicht?«
»Nein.«
»Ich frage noch einmal«, sagte Halders und sah zu Winter, der mit gezücktem Stift dasaß, um die Lüge aufzuschreiben. Per Elfvegren wusste, dass sie es wussten. Er sah seine Frau an. Winter fuhr durch den Kopf, dass sie oder er vielleicht allein etwas damit zu tun hatte - ohne dass der andere etwas davon wusste. »Ich frage noch einmal: Kannten Sie oder einer von Ihnen das Ehepaar Martell oder einen von beiden?«
Erika Elfvegren schien einen Entschluss gefasst zu haben. Sie sah ihren Mann an und dann Halders.
»Ja«, sagte sie, »wir kannten beide.«
»Beide? Was heißt das?«
»Wir kannten beide Paare. Auch... Martells.«
»Dann haben wir das also erledigt«, sagte Halders. »Die nächste Frage ist: Wie?«
»Wie meinen Sie das?«
Halders wandte sich direkt an die Frau.
»Was für eine Art Kontakt haben Sie gepflegt? Haben Sie sich zum Grillen getroffen? Zum Sport? Zum Spazierengehen? Zum Sex?«
Das Ziel rechtfertigt die Mittel, dachte Winter. Gleich steht Per Elfvegren auf und haut Fredrik eine runter. Wenn er unschuldig ist, dann macht er das. Ich hätte es getan.
»Ich versteh immer noch nicht, was das mit der Sache zu tun hat«, sagte Erika Elfvegren.
»Erzählen Sie noch einmal, wie Sie in Kontakt miteinander gekommen sind«, sagte Halders.
45
Morelius bog nach rechts in den Kreisel ein. Der Verkehr hatte am Nachmittag zugenommen. Jemand grüßte mit blinkenden Scheinwerfern, vielleicht ein Ausdruck allgemeinen Wohlwollens gegen die Polizei.
»Es war nicht viel schlimmer als sonst«, sagte Bartram. Sie redeten über die Silvesterfeiern.
»Ein bisschen mehr Leute.«
»Sehr viel mehr Leute. Aber trotzdem gesittet.«
»Bist du eher gegangen?«, fragte Morelius.
»Was meinst du?« Bartram drehte sich zu ihm um.
»Ich hab dich um drei nicht gesehen.«
»Da gab's die kleine Auseinandersetzung vorm Park.«
»Ich hab's nicht mehr bis dorthin geschafft.«
»Du hast nichts verpasst.«
»Es gab auch Ärger mit einem Schwarztaxi.«
»Hab ich gehört. Der Afrikaner hatte seine Grenze überschritten.«
Die meisten Schwarztaxifahrer in der Stadt stammten aus einem anderen Land und befanden sich ein gutes Stück außerhalb der schwedischen Gesellschaft. Sie hatten das Zentrum untereinander aufgeteilt. Die Iraner, Iraker und ExJugoslawen fuhren die Avenyn entlang, bis runter zum Wallgraben. Die Afrikaner beherrschten die Östra Nordstan.
Die Grenzen waren scharf gezogen. Messerscharf, dachte Bartram.
Von der Zentrale kam ein Ruf. Bartram meldete sich. Ein Betrunkener in der Linie 3 bei Vasa/Viktoria. Der Fahrer hatte versucht, den Alten rauszuschmeißen, der alles ordentlich einsaute.
»Verstanden«, sagte Bartram. »Wir übernehmen.«
Die Straßenbahn hatte an der Vasagatan gehalten, kurz vor der Rechtskurve. Der Autoverkehr floss vorbei. Die Passagiere hatten den Wagen verlassen und standen verstreut herum. Der Betrunkene lehnte mit heraushängendem Kopf an der Vordertür. Eine Frau hing zur Gesellschaft neben ihm.
Bartram und Morelius parkten auf dem Fahrradweg und näherten sich. Der Mann schlug mit einer halslosen Flasche um sich. Die Frau versuchte, ihm die Flasche wegzunehmen, glitt aber zur Seite, als die Polizisten näher kamen.
»Leg sie dahin«, sagte Bartram.
Der Betrunkene gurgelte zur Antwort und schlug mit der Flasche in die Luft, verlor jedoch das Gleichgewicht und fiel mit einem halben Purzelbaum aus dem Wagen hinunter in den eisigen Matsch, und dort blieb er liegen. Die Frau schrie und starrte die Polizisten an. Sie war betrunken, hielt sich aber noch auf den Beinen. Der Mann griff Halt suchend in die Luft, um wieder hochzukommen. Morelius sah kein Blut. Jetzt war der Mann auf allen vieren. Er richtete sich unsicher auf.
»Ich muss weiter«, sagte der Straßenbahnfahrer, der neben Bartram stand.
»In Ordnung«, antwortete der. »Wir übernehmen ihn.«
Angela musste ihren Bauch jetzt schleppen, richtig schleppen. Es war ein schönes Gefühl. Jetzt waren sie zu sehen, sie und das Kind. Sie schleppten sich aus dem Fahrstuhl und schlossen die Tür auf.
Wenn es ein Mädchen wurde, sollte es Elsa heißen. Vielleicht. Über den Jungennamen waren sie sich noch nicht einig. Erik hatte Sture, Göte oder Sune vorgeschlagen. Warum nicht alle drei?, hatte sie gesagt. Er kann seinen Nachnamen ändern. Göte Borg. Und sich Sture, der Jüngere, nennen. Und sich zu
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