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Das vertauschte Gesicht

Das vertauschte Gesicht

Titel: Das vertauschte Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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ging niemand ans Telefon. Aneta Djanali wählte die andere Nummer, und ein Mann meldete sich. Sie schilderte ihm den Anlass ihres Anrufs.
    »Das ist schon eine Weile her, dass ich da gearbeitet hab. Der Kerl hatte sie doch nicht mehr alle.«
    »Der Kerl?«
    »Andreasson. Hat behauptet, ich könnte nicht rechnen. Da hab ich gekündigt. Freiwillig.«
    Aneta Djanali fragte nach Stammkunden.
    »Da gab's schon ein paar, die oft kamen. Wäre ja auch komisch, wenn's nicht so wäre.« Sie hörte eine Pause. »Und dann waren da noch die Ladendiebe.«
    »Wie bitte?«
    »Es gab da einige. Sachen verschwanden. Ich hab nie einen gesehen, aber es gab ein paar... Zwischenfälle.«
    »Wann?«
    »Daran kann ich mich nicht genau erinnern. Ich hab's ja nicht in einem Kalender oder so aufgeschrieben. Aber die, die gleichzeitig mit mir da arbeitete, weiß mehr.«
    »Matilda? Matilda Josefsson?«
    »Genau. So hieß sie.«
    »Hat sie was von Ladendieben erzählt?«
    »Es hat einen Zwischenfall gegeben, als sie da arbeitete. Fragen Sie sie.«
    »Das machen wir. Aber sie hat auch aufgehört.«
    »Da sieht man mal. Und sie konnte immerhin rechnen, haha.«
    »Wir versuchen jetzt, sie zu erreichen.«
    »Sie hat immer davon geredet, sie wollte in die Sonne fahren. Suchen Sie sie da.«
    Winter suchte in der Sonne. Seine Mutter kannte keinen Ake Killden. Er wohnte vermutlich nicht in Nueva Andalucia, aber es gab ja noch mehr Kolonien. Der schwedische Konsul in Fuengirola meldete sich beim dritten Klingeln. Winter sah die Stadt vor sich, die Autostraße, die sie wie eine schwarze Wunde durchschnitt, die Häuser, die von den Bergen herunter ins Meer geworfen zu sein schienen.
    »Natürlich kenne ich Ake«, sagte der Konsul. »Und Ihr Name kommt mir übrigens auch bekannt vor.«
    Bei Killden in der Elviria-Kolonie meldete sich niemand. Sie lag östlich vom Krankenhaus, auf der anderen Seite von Marbella. Er erinnerte sich an Restaurants, Hotels, Golfplätze, gekalkte kleine Häuser.
    Eine nächtliche Fahrt daran vorbei im Taxi nach Torremolinos. Den Geschmack nach Wein weit hinten am Gaumen.
    Winter fuhr ins Sahlgrenska. Siv Martell befand sich immer noch in ihrer bewusstlosen, barmherzigen Welt. Er hatte nicht hinfahren müssen, um das zu erfahren, aber er wollte aus seinem Zimmer raus. Ihr Körper war eine Erinnerung an etwas.
    Er sah sie durch die Glasscheibe. Hätte sie Antworten, wenn sie aufwachte? Wenn man ihr erlaubte aufzuwachen. Er fror plötzlich, als ob er Eis unter der Kleidung hätte.
    Er ging hinaus. Das Krankenhaus mit seinen neuen und alten Gebäuden war wie die Kulisse auf einer Bühne. Krankenwagen und Polizeiwagen fuhren hin und her. Pfleger in Weiß liefen über die Bühne, Ärzte, Engel. Er ging selber durch die Kulissen, aber es gab keine Scheinwerfer.
    Er hatte keinen Text. Nur das Gefühl, dass eine Katastrophe auf ihn zukam.

50
    Bartram kaufte die Zeitung und lieh sich einen Kriegsfilm. Die Frau lächelte freundlich. Er wusste nicht, ob sie ihn erkannte. Eigentlich müsste sie das. Auch wenn sie von der anderen Seite der Welt kam, oder woher auch immer.
    Sie war ziemlich neu. Die Kassierer kamen und gingen. Den Jungen hatte er nicht gemocht. Er war nicht für die Servicebranche geeignet. Wenn man im Service arbeitet, muss man für die Kunden da sein. Sonst sollte man sich was anderes suchen.
    Den Alten hat er manchmal abends gesehen. Dem gehörte der Laden vermutlich. Er sah auch nicht aus wie ein Servicetyp. Schien Hummeln im Hintern zu haben. Konnte nicht still sitzen.
    Das Mädchen hatte er gemocht. Eines Tages war sie weg. Vielleicht hatte sie eine Woche vorher gekündigt. Aber warum sollte sie ihm das erzählen? Nur weil er sie mochte, brauchte sie ihn nicht zu mögen. Vielleicht lachte sie, wenn er ging. Oder hinter seinem Rücken. Einmal hatte er sich blitzartig umgedreht, und da hatte sie nicht gelacht, aber vielleicht traute sie sich auch nicht. Sie wusste, dass er manchmal Polizist war. Wenn er in Uniform hereinkam, war er Polizist. Jetzt war er kein Polizist, da er anders gekleidet war. Jetzt konnte er die Leute nicht auffordern, sich anzuschnallen, und konnte nicht damit rechnen, ernst genommen zu werden.
    Sie war da gewesen, als er dem Jungen im Weg gestanden hatte, der ein paar Videofilme geklaut hatte. Er fand es besser, es so zu sehen. Er hatte im Weg gestanden. Der Junge wollte ja bezahlen, sagte er. Hatte es nur vergessen.
    Er hatte ein Zugeständnis gemacht. Er hatte Namen und Adresse aufgeschrieben, aber

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