Das vertauschte Gesicht
können. Vielleicht, wenn die Enkel kamen. Jetzt war die Saison sowieso vorbei.
»Es ist ein wenig zu oft über Polizeiuniformen gesprochen worden, als dass wir es jetzt einfach beiseite schieben könnten«, sagte er schließlich.
»Das stimmt.«
»Börjessons Bericht von dem Musikladen war ja interessant.« »Ja.«
»Wir haben alle Stellen überprüft, die Uniformen haben. Aber niemand hat gemeldet, dass eine fehlt.« »Hm.«
»Bleiben nur noch die Filmaufnahmen. Vielleicht ist das ein Omen.« »Ein gutes Omen?«
»Gibt's gute? Ich hab mal einen Film gesehen, der hieß Omen. Da kam nicht gerade Gutes drin vor.«
Ringmar rieb sich wieder den Schädel.
»Komm, lass uns anfangen.«
»Nimmst du die?«
Ringmar nickte, nahm die Liste und ging in sein Zimmer, um die Arbeit zu organisieren. Ein Bote brachte ein Kuvert mit der Aufschrift »Hauspost«. Winter streckte die Hand aus und nahm es entgegen. Er öffnete es, und der Bote verdrehte die Augen. Das Titelmädchen war leicht bekleidet. Eine große Überschrift in Gelb kündete von einem Artikel mit den zehn besten Tipps zu Sex am Arbeitsplatz. Winter blätterte weiter bis zur Rubrik »Blitzkontakt«. Es waren viele Anzeigen. Einige Bilder von nackten Geschlechtsorganen und Gesichtern mit schwarzen Streifen über den Augen. Warum nicht umgekehrt, dachte er.
Am Ende gab es ein Anzeigenformular. So eins müssen die Valkers also ausgefüllt und abgeschickt haben, dachte er. Vielleicht auch Elfvegrens und Martells.
Vielleicht der andere. Wie funktionierte das?
Er blätterte nach vorn und fand Informationen darüber. Telefonische Antwort. Briefantwort. Sie hatten Elfvegrens nach dem Typ der Anzeige und ihrer Antwort gefragt.
Sie hatten die Listen ihrer Telefongespräche, man konnte es also nachprüfen.
Bei Valkers oder Martells hatten sie keine Anzeigenformulare gefunden. Weder Formulare noch Antworten.
Winter rief bei der Redaktion von Aktuell Rapport an, eine Frau meldete sich, und er stellte sich vor.
»Anzeigenformulare werden bei uns drei Monate aufbewahrt«, sagte sie.
»Heißt das, Sie haben drei Monate lang die Adressen von den Leuten, die bei Ihnen inseriert haben?«
»Ja, normalerweise.«
»Normalerweise? Was bedeutet das?«
»Manchmal schaffen wir es nicht, sie regelmäßig zu makulieren. Es sind ziemlich viele... «
Makulieren, dachte er. Dieses verdammte Makulieren. Es sollte ein Gesetz gegen das Makulieren eingeführt werden. Aus Rücksicht auf die Ermittlungsverfahren bei schweren Verbrechen.
»Wie lange können sie dann aufbewahrt werden?«
»Vielleicht ein halbes Jahr, aber das kommt selten vor.«
»Und wie werden die Adressen verwahrt?«
»Wir haben ein Datenarchiv. Und die Formulare selbst.«
»Sind es meistens Privatadressen?«
»Jaa... «
»Gibt es keine anonymen Chiffrenummern, die man nutzen kann?«
»Da ziehen wir Grenzen. Es hat sich herausgestellt, dass das zu... unseriös ist.« Winter fragte nicht weiter nach. »Können Sie sehen, wer antwortet?«
»Nein. Wer antwortet, steckt seinen Brief in einen Umschlag, klebt ihn zu und schreibt darauf die Chiffrenummer der Annonce. Dann steckt man das Kuvert in ein anderes Kuvert und schickt es an uns. Wir leiten die Antworten weiter an die Inserenten.«
»Und wer antworten will, hat also drei Monate Zeit?« »Ja.«
Winter dachte nach. Wenn sie Glück hatten, war Valkers Anzeigenformular noch in dem Redaktionsarchiv vorhanden, oder die Adresse, die bestätigte, dass sie inseriert hatten. Er würde die Kollegen in Stockholm anrufen, wo Aktuell Rapport seine Redaktion hatte. Es war nicht das erste Mal.
Sie könnten auch ein Anzeigenformular von Martells finden. Oder Elfvegrens. Martells. Er dachte wieder an sie. Martells. Sie waren vor weniger als drei Monaten ermordet worden.
Sollten sie inseriert haben, hatten sie ihre Antworten vielleicht noch nicht bekommen.
Auf der Redaktion könnten noch unabgeschickte Antworten liegen. Er dachte daran, dass Erika Elfvegren von »einem Mann« erzählt hatte.
Der Mann war per Kontaktanzeige ins Spiel gekommen. Winter hatte sich gefragt, wie er in die Wohnungen gelangt war, und hier gab es vielleicht eine Antwort, eine Lösung.
Aber die konnten wer weiß wann inseriert haben, vielleicht vor mehreren Jahren. Jetzt mal ganz ruhig.
Er stellte der Frau in der Redaktion rasch ein paar praktische Fragen, legte auf und rief gleich danach einen Kommissarkollegen in Stockholm an.
Bei Matilda Josefsson, die bei Krokens Livs gearbeitet hatte,
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