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Das vertauschte Gesicht

Das vertauschte Gesicht

Titel: Das vertauschte Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Manchmal ist die Welt klein.« Dann schien ihr bewusst zu werden, was Winter eben gesagt hatte. Das war mein Vater.
    »Wann haben Sie bei Krokens Livs aufgehört zu arbeiten?«
    Sie sah ihn an, als sie antwortete, bemerkte den schnellen Themenwechsel.
    »Schon 'ne Weile her. Ich such mir immer was Neues, wenn ich zu Hause bin«, sagte sie. »Golf ist ja ein Saisongeschäft.«
    Winter gab einen Teil des Hintergrundes preis, warum er hier war. Stellte ein paar Fragen, hakte nach.
    Sie hatte das Foto von Manhattan Livs gesehen. Aber das Einzige, woran sie sich erinnerte, das überhaupt von Interesse war, das war der Tag, als der Polizist den Ladendieb festnahm.
    »Wie bitte?«
    »Es war ein Polizist da, einer von der Funkstreife, und er hat einen Ladendieb festgenommen, der sich gerade mit ein paar unbezahlten Videos verdrücken wollte. Er sagte, er hätte vergessen zu zahlen, und das glaubt man ja auch.«
    »Es war ein Ladendieb?«
    »Ich glaub, er hatte früher schon mal was mitgehen lassen. Mir kam er jedenfalls bekannt vor.«
    »Was ist passiert?«
    »Der Polizist fragte mich, ob ich eine offizielle Anzeige erstatten wollte, wie er sich ausdrückte. Aber der Junge sah so jämmerlich aus... ich hab's abgelehnt.«
    »Dann haben Sie ihn also nicht angezeigt?«
    »Der Polizist sagte, er wolle sich darum kümmern. Der Ladendieb hat seinen Ausweis gezeigt, das hab ich gesehen.«
    »Was ist dann passiert?«
    »Er hat ihn nur hochgehalten.« Sie hob die Hand, um es zu demonstrieren. »Der Polizist hat was aufgeschrieben, und dann sind sie weggegangen, und mehr weiß ich nicht.«
    »Dann haben Sie also keine Anzeige erstattet?« »Nein, hab ich doch gesagt. Der Polizist wollte sich drum kümmern.«
    »Warum war er im Laden, der Polizist, meine ich?« »Daran erinnere ich mich nicht. Er hat was gekauft. Oder einen Film geliehen. Das hat er früher auch schon gemacht.« »Kannten Sie den Polizisten?«
    »Ja, er war mehrere Male im Laden. Einige Male in Uniform, einige Male wie... in Zivil.«
    »Haben Sie mit ihm gesprochen?«
    »Wir haben uns unterhalten, als der Laden... «
    »Bei anderer Gelegenheit, meine ich.«
    »Nein, das glaub ich nicht.«
    »Sie wissen nicht, wie er heißt?«
    »Nein. Ist das wichtig?«
    Ich weiß nicht, dachte Winter. Es kann furchtbar wichtig sein oder nur eine alltägliche Bagatelle.
    »Würden Sie den Polizisten wiedererkennen, wenn Sie ihn sehen?«
    »Das weiß ich nicht. Ich hab kein gutes Gedächtnis für Gesichter.«
    »Sie haben doch den Ladendieb wiedererkannt.«
    »Ja, das war auch was andres. Das war ja sozusagen ein Verbrechen. Ich hab mehr ihn als den Polizisten angesehen.«
    »Haben Sie den Ladendieb hinterher noch mal gesehen?«
    »Nicht im Laden.«
    »Irgendwo anders?«
    »Irgendwann draußen auf der Straße, als ich kam oder ging. Er wohnte wahrscheinlich in der Nähe. Er hat weggeguckt, wenn er mich sah.«
    »Sie erinnern sich nicht an seinen Namen?« »Den hab ich gar nicht mitgekriegt. Der Polizist hat ihn nur aufgeschrieben.«
    »Stand draußen ein Funkstreifenwagen? Hatte der Polizist ein Auto vor der Tür?«
    »Das ist auch so eine Frage. Nee, daran kann ich mich nicht erinnern. Aber ich hab in dem Moment wohl auch nicht aus dem Fenster geschaut.« Sie sah Winter an. »Polizisten sehen übrigens alle gleich aus. Blond, groß. Da ist es schwer, einen Unterschied festzustellen.«
    Morelius fuhr durch die Felder zurück. In der Höhe von Aksim war es glatt. Die Reifen rutschten etwas.
    Auf der südlichen Schnellstraße wurde der Verkehr dichter. In Höhe vom Platz des Golfclubs blieb er in einer Schlange hängen. Die Idioten standen in Steppanoraks und Mützen herum und versuchten, die Bälle zehn Meter weit in die Schneewehen zu schlagen.
    »Das ist ja eine Überraschung«, hatte seine Mutter gesagt. »Ich hatte Lust auf einen Ausflug.« »Du hast abgenommen, Simon.« »Das scheint nur so.«
    Er hatte das Porträt vom Vater angesehen, das in der düsteren guten Stube überm Piano hing. Er trug seine übliche strenge Miene zur Schau, die noch vom Pfarrerskragen unterstrichen wurde. Das Weiße gegen all das Schwarze.

51
    Er saß im Dunkeln. Kürzlich hatte er geglaubt, sie hätten vielleicht ein neues Schloss angebracht, aber es war das alte. Nicht, dass es etwas zu bedeuten hätte.
    Leute kamen und gingen. Hier drinnen hallte es auf besondere Weise wider. Die Geräusche drangen wie in einem Tunnel durch den Verschlag, das Klappern auf der Treppe, der rauf- und runterfahrende

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