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Das vertauschte Gesicht

Das vertauschte Gesicht

Titel: Das vertauschte Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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entfernt war.
    »Wie findest du die Gruppe?«, fragte Angela.
    »Tja... «
    »Wir sehen uns auch noch einmal, wenn alle ihre Kinder bekommen haben.«
    »Glaubst du, der Werbefuzzy ist dann auch dabei?«
    »Bist du denn dabei?«
    »Man soll eine Frage nicht mit einer Gegenfrage beantworten.«
    An der Allen warteten sie darauf, dass die Ampel grün wurde.
    »Er wird kommen«, sagte sie. »Es ist üblich, dass die Gruppen sich hinterher weiter treffen, hab ich gehört, sie feiern den Jahrestag und freunden sich an.«
    Erst mal müssen wir dies alles unbeschadet überstehen, dachte er.
    »Klingt nett«, sagte er. »Findest du wirklich?« »Ich glaub schon.«
    Sie standen vor der Haustür. Der Abend war klar, wie so viele andere in diesem Winterhalbjahr. Der Zeitungskiosk vor dem alten Universitätsgebäude vermittelt den Eindruck eines Kleinstadtmarktplatzes, hatte Winter manchmal gedacht. Er wusste nicht viel von Marktplätzen in Kleinstädten, aber das Gefühl kannte er. Wenn er spätabends allein nach Hause gekommen war, hatte er es im Licht des Kiosk gespürt. Vielleicht eine Sehnsucht ohne Ziel. Angela atmete tief durch.
    »Was für eine Luft«, sagte sie, »dafür, dass wir in einer Großstadt leben.«
    »Es ist eine Kleinstadt«, sagte Winter. Leute kauften etwas am Kiosk. Aus dem Restaurant an der Ecke schwebten Musikfetzen herüber. Die Häuser auf der anderen Seite vom Park ragten hoch auf. Straßenbahnen fuhren wie ruckartige Fackeln in alle Richtungen. Der schwache Wind trieb Wortfragmente vorbeigehender Jugendlicher zu ihnen herüber. Sie betraten das Java an der Kreuzung.
    »Jetzt gehen wir rauf und trinken eine Tasse Cafe con leches sagte er.
    Sie fanden keine Anzeige gegen den Ladendieb im Manhattan Livs, das jetzt Krokens Livs hieß.
    »Unter gewissen Umständen kann ein Polizist auf eine Anzeige verzichten«, sagte Ringmar.
    »Aber irgendwas stimmt da nicht«, sagte Winter.
    »Jetzt mal ganz ruhig, Erik.«
    »Ich brauche diese Anzeige so sehr.«
    »Du hast doch genug anderes zu lesen.«
    Die Anzeigenformulare lagen vor ihm. Er hatte schon mal Besseres gelesen: Wir sind ein normales Paar an der Grenze zum Mittelalter im Raum Göteborg, das sich seinen Appetit auf Sex und Neugier erhalten hat. Wir suchen einen Mann, da sie im Mittelpunkt sein soll. 100 Prozent Diskretion. Wir lieben Wasser und Seife. Gesundheit garantiert. Wenn die persönliche Chemie stimmt, werden wir bestimmt viel Spaß miteinander haben.
    »Viel Spaß miteinander haben«, sagte Ringmar, der sah, dass Winter es zu Ende gelesen hatte.
    »Lieben Wasser und Seife.«
    »Das ist ja richtig pervers. Mit einem Stück Seife.«
    Winter grinste und wurde wieder ernst.
    »Ich kriege trotzdem langsam Zweifel daran«, sagte er. »Nichts spricht dafür, dass der, den wir suchen, auf dieses Inserat geantwortet hat.«
    »Nein.«
    »Valkers müssen die Antworten weggeworfen haben«, sagte Winter. »Aber warum?« »Vielleicht hat es der Mörder getan.« »Möglich.«
    »Er... wenn es nun dieselbe Person ist... hat zu Hause bei Martells nach etwas gesucht.«
    »Ja.«
    »Was hältst du denn von den Antworten?«
    Die Kopien der Briefantworten auf Martells Inserat lagen neben den beiden Anzeigenformularen. Martells Text war in etwa wie Valkers Anzeige formuliert, vielleicht etwas vorsichtiger. Wenn man ihn nur flüchtig las, könnte man den Eindruck haben, als würden sie Gesellschaft zum Kaffee suchen.
    »Dass es so viele sind«, sagte Winter.
    »Ich hab schon befürchtet, wir würden irgendeine bekannte Person finden«, sagte Ringmar.
    »Den Amtsleiter?«
    »Oder den Regierungspräsidenten.«
    »Den Chefredakteur.«
    »Ich hab keinen gefunden.«
    »Ich auch nicht.«
    »Komm, lass uns endlich anfangen.« »Das wird... delikat.«
    Halders war ungeduldig. »Hast du mit Molina geredet?« »Wir können sie nicht festnehmen, Fredrik.« »Das ist mir ja klar. Aber was wollte er haben?« »Einen konkreten Verdacht«, sagte Winter. »Wir müssen noch was finden. Wir bestellen sie wieder her.« »Gut.«
    Ake Killden meldete sich auf das dritte Klingeln. Es klang, als säße er am Strand, mitten im Wind.
    »Warten Sie eine Sekunde, ich mach die Verandatür zu«, sagte er. »Die Jungs schneiden die Hecke«, bemerkte er, als er zurückkam.
    Winter nannte den Grund seines Anliegens.
    »Das ist ja grausam.« Killden atmete schnell, so, als hätte er die Hecke selber geschnitten. »Sonst ist da doch immer absolut tote Hose auf der nördlichen Halbkugel.« Er hickste.

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