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Das vertauschte Gesicht

Das vertauschte Gesicht

Titel: Das vertauschte Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Da schmeißen wir hundertfünfzigtausend auf den Markt.«
    »Black Metal?«
    »Black Metal.«
    »Wer hört die?«
    »Na ja, in erster Linie wohl Jungs. Fast nur Jungs. Männer. Normale Leute.«
    Normale Leute, dachte Winter. Der nette Nachbar von nebenan.
    »Und wie ist es mit... Satanismus?«, fragte er.
    »Das ist der Grundstein von Black Metal«, sagte Nordbergs Kollege. »Hat aber mehr mit Teufelsanbetung zu tun.«
    »Worin besteht der Unterschied?«
    »Die Teufelsanbeter mögen den Teufel, entscheiden sich aber gegen die übrigen Requisiten«, sagte Nordberg in seinem gepflegten Tonfall. »Aber ich bin kein Experte und übe auch keinen Satanismus aus.«
    »Das ist also Musik für Teufelsanbeter«, sagte Winter und nickte zur Musikanlage. Ein neues Stück hatte begonnen, genauso intensiv wie das erste.
    »Nicht unbedingt«, sagte Nordbergs Kollege. »Nur wenige, die sich so was anhören, sind wirklich Anbeter oder Satanisten. Denen kommt es mehr auf die Verpackung an.«
    »Die Verpackung?«
    »Den Stil, genauso sehr wie auf die Musik. Die Leute wollen aussehen wie Kiss, nur noch viel krasser.«
    »Sverker weiß alles über Kiss.« Nordberg lächelte. »Ich hab Sie noch gar nicht vorgestellt. Die Kripo, Sverker. Sverker, die Kripo.« Er hörte auf, mit der Hand zu wedeln. »Sverker hat eine eigene Plattenfirma. Depression. Meist Oi-Punk. Er weiß alles über Punk. Genau wie Sie«, sagte Nordberg und nickte Winter zu. »Grad heute hat er einen guten Fang gemacht.«
    »Slaktmask und Skitsystem«, sagte Sverker schüchtern. »Und Arsedestroyer.«
    »Aber die Musik auf dem Band erkennen Sie beide nicht?«, fragte Winter.
    »Wir könnten es so machen«, sagte Nordberg, »wir setzen ein Soundfile ins Internet mit einem dieser Stücke. Ich kann behaupten, dass ich irgendwo auf ein unbeschriftetes Band gestoßen bin und neugierig bin, was das eigentlich ist.«
    »Was ja auch nicht gelogen ist«, sagte Sverker und strich sich die langen Haarsträhnen aus der Stirn.
    »Eine hervorragende Idee«, sagte Winter.
    »Er hat Zugang zu mehreren tausend Adressen auf der Welt«, sagte Sverker. »Rundfunk, Plattenfirmen, Privatkunden.«
    »Das ist ausgezeichnet. Wann können Sie das hinkriegen?«
    »Sobald wir hier fertig sind. Ob wir etwas herausbekommen, ist eine andere Frage.«
    Winter kehrte ein letztes Mal in die Wohnung zurück. Alles war unverändert. Die Flecken waren weder größer noch kleiner geworden. Die Musik hing noch in den Zimmern, das schwarze Metall. Und er hatte sie noch in frischer Erinnerung von dem hellen Speicher bei Desdemona Productions.
    Die Kollegen von der Spurensicherung waren fertig. Was zu analysieren war, befand sich schon in den Laboratorien, in gekennzeichneten Tüten. Die Wohnung sollte renoviert werden. Neue Leute würden einziehen. Ich bekomme neue Nachbarn, dachte er.
    Er wartete auf den Fahrstuhl, der nicht kam. Vielleicht hatte jemand in einem Stockwerk die Tür halb offen stehen lassen. Er ging zu Fuß, und irgendwo ratterte der Fahrstuhl, auf dem Weg nach unten. Wer darin gestanden hatte, war schon gegangen, als er im Erdgeschoss ankam. Die Haustür war schwer und glitt nur langsam zu.
    Es war windig, aber der Abend war klar. Winter sah den Rücken eines Mannes, der sich die Straße hinunter entfernte. Vielleicht war es der Mann, der im Fahrstuhl gewesen war. Winter ging nach links. Der Himmel über der Nordstadt war stumpf blau. Winter steckte den Schal in seinen Mantel und schlug den Kragen hoch.
    In der Bäckerei gab es noch vier Hörnchen. Er hoffte, dass Angela schon zu Hause war. Er wollte... ihnen etwas sagen. Er könnte vor ihrem Bauch liegen und ihnen etwas Nettes erzählen.
    Eine Frau mit einem Kinderwagen ging vorbei, als er aus der Bäckerei kam. Er machte einen Schritt zur Seite und hatte plötzlich den Wunsch, das Kind anzusehen. Rasch holte er die Frau ein.
    Wer lenkte seine Schritte? Er selber.
    Er entschuldigte sich, und sie blieb stehen.
    »Darf ich mir mal Ihr Kind anschauen?«, fragte er.
    »Wie bitte?«
    Sie schien eher verwundert, als erschrocken.
    »Ich möchte nur eine Sekunde das Kind anschauen.« Er fühlte sich wie ein Idiot, aber er wollte im Augenblick nichts anderes. »Ich bekomme auch ein Kind. Es ist das erste Mal.« Der Kinderwagen war farblos, vom Neonlicht beleuchtet. »Ich werde Papa«, sagte er, als ob er das noch verdeutlichen müsste.

24
    Sie verfolgten Christian und Louise Valkers Leben zurück. Von den Kollegen hatten sie in Västeras und Kungsbacka

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