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Das vertauschte Gesicht

Das vertauschte Gesicht

Titel: Das vertauschte Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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der Arbeit.
    »Ja?«
    »Rickard Nordberg?«
    »Ja? Sind Sie Wester? Der von der Kripo?« Er sah Bergenhem an. »Zwei Mordfahnder von der Kripo?«
    »Winter ist mein Name, und das ist Bergenhem. Dürfen wir reinkommen?« Winter hörte Musik von drinnen, Gitarren, Schlagzeug. Der Sänger schrie etwas von namenlosem Entsetzen. Todespatrouillen richteten am laufenden Band hin.
    Rickard Nordberg führte sie hinein.
    Die Firma war auf einem Speicher untergebracht. Computer, Papiere, Musikanlagen, in einer Ecke ein paar Gitarren. Überall CD-Stapel, Plakate. Der Speicher war hell und sauber, Dachfenster gaben den Blick auf den blauen Himmel darüber frei, Tageslicht fiel herein. Rickard Nordberg setzte sich hinter einen der Schreibtische. Winter sah, dass er kaum jünger war als er selber. Nordbergs Haare waren taillenlang, ergraut, über dem Scheitel gelichtet. Er trug enge schwarze Jeans und Boots mit Ketten. Er zündete sich eine Zigarette an, schien mit seinem Leben zufrieden zu sein. Hinter ihm hing ein Plakat, das für seine Firma warb. Im Namen der Firma wurden jemandem die Eingeweide herausgeschnitten. Als er sich vorbeugte, um die Asche abzustreifen, sah Winter neben dem Aschenbecher eine Fotografie von zwei kleinen Mädchen. Daneben stand eine gerahmte Karte: Für den besten Papa der Welt. Rechts von dem Rahmen lag ein Stapel CDs. Den Text auf der obersten konnte Winter lesen: Tortura Insomnae.
    »Ziemlich viel Tod hier«, stellte Bergenhem fest.
    »Tja, das ist mein Job.« Winter sah etwas in Nordbergs Augen aufblitzen. »Und das Thema ist den Herren vermutlich auch nicht fremd?«
    Er sprach in gepflegtem Göteborger Tonfall, der Winter an die Oberschicht von Örgryte denken ließ. Nordberg schien sich rechtzeitig dort abgesetzt zu haben.
    »Haben Sie das Band dabei?«, fragte er und wedelte mit der Hand. Ein Mann, der etwa wie er gekleidet und ungefähr im selben Alter war, kam heran, ohne sich vorzustellen. Winter reichte Nordberg das Band, der es in das Kassettendeck steckte. Die Musik begann, und Winter war wieder in dem Zimmer in der Aschebergsgatan.
    Nordberg und sein Kollege lauschten aufmerksam.
    »Billigproduktion«, sagte Nordberg nach zehn Sekunden.
    Der Kollege schüttelte nach einer Minute den Kopf.
    »Das hab ich noch nie gehört. Vielleicht aus den USA. Vermutlich. Norwegisch klingt das jedenfalls nicht.«
    »Norwegisch?«, fragte Bergenhem.
    »Die sind die Größten in Black Metal«, sagte Nordberg.
    »Dann ist das also Black Metal?«, fragte Winter.
    »Definitiv.«
    »Wie kann man das hören?«
    »Der Drive, das Tempo. Hören Sie, bei jedem Taktschlag ein Trommelwirbel, mindestens.«
    »Und der Gesang«, sagte der Kollege. »Sehr hoch.« Sie lauschten den Schreien, die längst die Grenze zum Falsett überschritten hatten. »Die ist gut«, sagte der Kollege.
    »Finde ich nicht«, sagte Nordberg.
    »Wieso ist die gut?« Bergenhem sah den Kollegen an.
    »Sie ist sauber und gerade. Grad drauflos. Beeinflusst von den frühen Achtzigern.«
    »Das sind die frühen achtziger Jahre?«, fragte Winter.
    »Nein. Klingt wie von vor ein paar Jahren. Miese Produktion. Ein bisschen Bathory über dem Ganzen, aber die sind das nicht.«
    »Warum ist sie nicht gut?«, fragte Winter und sah diesmal Nordberg an.
    »Alles gleich dick, keine Ecken und Kanten. Ich will was mit mehr Melodie.« Er stellte das Band aus und eine CD an. E-Gitarren auf Hochtouren, überall Schlagzeug. Gesang aus der Krypta. »Hören Sie? Das meine ich.«
    Bergenhem sah Winter an.
    »Ich hör die Melodie«, sagte Winter. »Ein bisschen Clash über dem Ganzen.«
    Nordberg schaute ihn mit einem eigentümlichen Blick an.
    »Witzig, dass Sie das sagen«, sagte er. »Die Band findet selber, dass sie Clash einiges zu verdanken hat.«
    »London Calling«, sagte Winter.
    »Genau der Song«, sagte Nordberg und reichte ein Zigarettenpäckchen über den Tisch, aber Winter schüttelte den Kopf. Nordberg drehte sich um und stellte das Band wieder an.
    »Definitiv nicht Europa«, sagte der Kollege. »Einen Augenblick hab ich gedacht, Schweden, aber... nee.« »Schweden ist ganz groß in Black Metal«, sagte Nordberg. »Wie groß?«, fragte Bergenhem.
    »Kommt natürlich darauf an, womit man es vergleicht. Aber das ist ja ein Genre mit beachtlichen Nischen. Sagen wir mal, dass eine große schwedische Band fünfzehntausend CDs verkauft. Dann gibt's ein paar Ausnahmen, bei Firmen wie Music for Nations. Dimu Borgir aus Norwegen und Cradle of Filth aus England.

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