Das vertauschte Gesicht
etwas zurückhält, was man wissen möchte, das er oder sie aber nicht sagen will.«
»Und so war es bei denen.« Halders nickte Aneta Djanali zu. »Ich hätte es nicht besser ausdrücken können.«
»Und bei den anderen war es genauso«, sagte Aneta Djanali. »Wirklich, genauso.«
»Den anderen?«, fragte Winter. »Von denen die andere Nachricht auf dem Anrufbeantworter ist?«
»Ja, diese...« Aneta Djanali sah in ihr Notizbuch. »Martells. Bengt und Siv Martell.«
Bengt und Siv, dachte Winter, wie meine Eltern.
»Nicht mit dem Cognac verwandt«, sagte Halders.
»Ich wusste, dass du das sagen würdest«, sagte Aneta Djanali.
»Und was war mit denen los?«, fragte Ringmar etwas irritiert. »Sie wohnen... ah ja, in Mölndal.«
»Ja. Man könnte fast ein Pauspapier darüber legen«, sagte Halders. »Es gibt nur ein paar Unterschiede. Erstens, diese Elfvegrens sind kinderlos, aber Siv Martell ist geschieden und hat zwei Kinder im jugendlichen Alter. Sie wohnen beim Vater in Malmö.« Halders sah Aneta Djanali an. »Sogar ich hab gemerkt, dass es ihr schwer fiel, über die Kinder zu sprechen. Es war... schmerzhaft.«
»Kein geteiltes Sorgerecht?«, fragte Winter.
»Sie hat die Kinder offenbar mehrere Jahre nicht gesehen.«
»Aber ich hatte nicht den Eindruck, dass sie unter Alkoholeinfluss stand«, sagte Aneta Djanali. »Oder gestanden hat.«
Nicht mal Cognac, dachte Halders, sagte es aber nicht.
»Und der andere Unterschied?«, fragte Ringmar.
»Im Gegensatz zu Elfvegrens, die nur ein bisschen Angst hatten, haben die beiden sich fast in die Hosen gemacht«, sagte Halders.
»Es war noch offensichtlicher, dass sie etwas zu verbergen haben«, sagte Aneta Djanali. »Ich weiß ja nicht, ob das mit dem Mord zu tun hat.«
»Alibi?«, fragte Winter.
»Vielleicht«, antwortete Halders. »Zwei Restaurantbesuche und zwei andere... Treffen, wie sie das ausdrückten. Wir müssen dem nachgehen. Das haben wir bisher noch nicht geschafft.«
»Sie verbergen etwas«, wiederholte Aneta Djanali.
»Ich werde mit ihnen reden«, sagte Winter. »Mit den Martells fange ich an.«
»Besuch sie zu Hause, wenn ich das vorschlagen darf«, sagte Halders. »Sie wirkten so... unbehaglich in ihrem eigenen Heim.«
»Um auf die Valkers zurückzukommen... du hast auf der Konferenz gesagt, dass es auf ihren Arbeitsstellen Gerüchte gebe.« Ringmar hatte sich an Aneta Djanali gewandt.
»Gerüchte hab ich wohl nicht gesagt, eher Andeutungen. Niemand wollte richtig etwas sagen.«
»Aber beide waren offenbar an Flirts interessiert?«, bohrte Ringmar nach.
»Ja, so ungefähr. Dem Mann ging da eher das Gerücht nach, er... träfe andere. Sie flirtete wohl allgemein ganz gern.«
»Da sind also vielleicht andere im Spiel«, sagte Winter. »Wir fangen bei Elfvegrens und Martells an. Oder nehmen sie uns noch mal vor, besser gesagt.«
Winter las seine Notizen. Die anderen waren gegangen. Er spielte die Black-Metal-Kassette mit gedämpfter Lautstärke ab, die Schreie des Sängers waren noch genauso intensiv. Das Telefon klingelte.
»Winter.« »Sacrament.« »Wie bitte?«
»Hier ist Rickard Nordberg. Wir glauben, dass wir die Band gefunden haben. Sie heißen Sacrament. Aus Kanada. Sverker hat gar nicht so falsch gelegen.«
»Sind Sie sicher?«
»Schon, ziemlich. Wir haben mehrere voneinander unabhängige Antworten bekommen, wie das so heißt. Zwanzig, glaub ich. Alle behaupten, es sei Sacrament. Hab noch nie von denen gehört. Sverker auch nicht.«
Sacrament, dachte Winter. Taufe, dachte er, oder Abendmahl.
»Einige haben auch Songs oder CD-Titel beigetragen«, sagte Nordberg. »Ich hab die erste Spur auf dem MP3-file gefahren, und die heißt wohl Evil God, die CD heißt Daughter of... warten Sie mal... Daughter of Habakuk, ich weiß nicht, wie man das ausspricht.«
»Habakuk? Was ist das?«
»Keine Ahnung. Wenn ich raten soll, würde ich auf eine Bezeichnung des Teufels tippen.«
»Habakuks Tochter«, sagte Winter.
»Vielleicht ist sie nett«, sagte Nordberg und brach in Gelächter aus, das selbstironisch wirkte. »Aber ich glaub es nicht. Okay. Wir haben dann im Internet gesucht und haben 98 Treffer auf Sacrament bekommen. Von dort sind wir weiter in die Dunkelheit vorgedrungen, und es zeigt sich, dass Sacrament aus Edmonton kommt und schon mal eine CD gemacht hat. Haba... na ja, wie der nun hieß. Und ein Promo.«
»Das ist ausgezeichnet«, sagte Winter.
»4721 Leute finden das jedenfalls«, sagte Nordberg. »Sacrament hat
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