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Das verwundete Land - Covenant 04

Das verwundete Land - Covenant 04

Titel: Das verwundete Land - Covenant 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Schwellung. »Ich werde es versuchen«, erklärte sie dann. »Doch muß ich den Sonnenaufgang abwarten. Und ich muß wissen, wie dies Übel über ihn gekommen ist.«
    Soviel Selbstbeherrschung besaß Linden nicht mehr. Bei Sonnenaufgang würde es zu spät sein. Covenant konnte nicht bis zum Morgen durchhalten. Die Auserwählte! höhnte Linden bei sich. Mein Gott! Sie überließ es Sunder, die Frage der Sonnenseherin zu beantworten. Während Sunder eine recht gedrängte Schilderung dessen gab, was mit Covenant geschehen war, verlagerte sich Lindens Aufmerksamkeit zusehends auf den gemarterten, dem Tode geweihten Körper des Zweiflers. Sie konnte das Gift durch den wirkungslosen Engpaß, den der Ärmel des T-Shirts abgab, weitersickern sehen. Der Tod fraß wie Lepra an den Strängen seines Lebens. Es war völlig ausgeschlossen, daß er noch die Morgenfrühe erlebte.
    Lindens Mutter hatte um den Tod gebeten; Covenant jedoch wollte leben. Er hatte für Joans Leben das seine angeboten und dabei gelächelt, als empfände er diesen Tausch als reine Freude; dennoch bewies jede seiner Handlungen, daß er zu leben wünschte. Vielleicht war er wirklich verrückt; womöglich war sein Gerede über den sogenannten Verächter tatsächlich nur Paranoia und hatte nichts mit der Wahrheit zu tun. Die Schlußfolgerungen aber, die er aus alldem zog, waren von solcher Art, daß sie sich ihnen nicht verweigern konnte. In Steinhausen Kristall hatte sie eingesehen, daß sie diese Schlüsse mit ihm teilte.
    Und nun war er am Sterben. Sie mußte ihm helfen. Sie war Ärztin. Irgend etwas mußte sie ganz einfach gegen seine Erkrankung machen können. Es war sonderbar, daß ihr seltsam gesteigertes Wahrnehmungsvermögen nicht in beide Richtungen funktionierte. Mit einem inneren Aufwimmern überwand sie ihr Widerstreben, entblößte ihr Herz. Langsam senkte sie ihre Sinne in Covenants Körper, vereinte sein Fleisch mit ihrem Ich. Sie spürte seine sehr schwache Atmung wie ihre eigene, litt mit ihm die Hitze des Fiebers, umfaßte ihn auf intimere Art und Weise, als sie es je zuvor mit irgendeinem Mann getan hatte.
    Dann schwamm sie praktisch in Gift. Sie war vollkommen machtlos gegen es, konnte es nicht bekämpfen. Ekel erfüllte sie, genau wie angesichts des stinkenden Atems jenes Alten, der ihr Bleib getreu geraten hatte. Nichts in Linden verriet ihr, wie sie Covenant durch diese Art von innerer Verschmelzung eine Hilfe sein könnte. Aber sie tat damit, was sie gegenwärtig tun konnte. Sie rang um ihn mit dem gleichen Grimm und der gleichen – insgeheim hoffnungslosen – Entschlossenheit, die sie dazu getrieben hatte, mit einer Verbissenheit Medizin zu studieren, als wäre das ein Akt der Wut über die Lebensuntüchtigkeit ihrer Eltern – eines Mannes und einer Frau, die vom Leben nichts als den Tod verstanden und nach diesem einzigen Ding, das sie begriffen, mit der Lust von Liebenden gelechzt hatten. Von ihnen war Linden die volle Bedeutung der Tüchtigkeit gelehrt worden. Danach hatte sie fünfzehn Jahre lang rastlos gestrebt.
    Dasselbe Trachten hatte sie zur Haven Farm gebracht. Und dort waren durch ihre Unfähigkeit im Angesicht von Joans Heimsuchung über ihr ganzes Leben Zweifel geworfen worden. Nun besaßen diese Zweifel den Geschmack und die Scheußlichkeit des Gifts in Covenants Leib. Sie vermochte das Gift nicht auszutreiben. Aber mit bloßer Willenskraft versuchte sie, in Covenant die letzten schwächlichen Barrieren gegen den Tod aufrechtzuerhalten. Seine Krankheit war ein seelisches Übel, das sie auf die gleiche Weise betroffen machte wie Marid, wie der Mord an Nassic, das heiße Messer; und sie widersetzte sich ihm mit jedem Schlag ihres Herzens. Sie preßte Luft in Covenants Lungen, drängte seinen Puls zum Weiterpochen, focht gegen die fraßhafte Ausbreitung der Erkrankung an.
    Allein hielt sie ihn während der restlichen Nacht am Leben.
    Die Knochen ihrer Stirn schmerzten vom mit Covenant geteilten Fieber, als Sunder sie schließlich wieder zu sich selbst brachte. Dämmerung schwebte in der Luft. Sunder und Hollian hatten das Floß zum Ufer gesteuert. Linden schaute benommen umher. Ihre Seele war voller Asche. Nein , keuchte ein Teil ihres Innenlebens immer wieder. Nie wieder. Der Fluß strömte hier durch ein Flachland, das eigentlich reich an Vegetation hätte sein müssen; statt dessen jedoch bestand die gesamte Gegend aus nichts als einer grauen Wüste, in der gewaltige Massen von überschnell gewachsenem Gras durch drei

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