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Das verwundete Land - Covenant 04

Das verwundete Land - Covenant 04

Titel: Das verwundete Land - Covenant 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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forschte in ihrem Unwissen und Unvermögen nach irgendeiner Möglichkeit, um ihm Beistand leisten zu können. Irgend etwas in ihr bestand darauf, daß sie, wenn sie sein Leid so deutlich spüren konnte, auch dazu in der Lage sein müßte, irgendwie darauf Einfluß zu nehmen, daß diese sonderbare Verbindung, die es ihr gestattete, seine innere Verfassung zu beobachten, in beide Richtungen funktionieren müsse. Doch sie schrak vor den Implikationen dieser Überlegung zurück. Sie besaß keinerlei Macht, hatte nichts, mit dem sie seine Erkrankung hätte bekämpfen können, jedenfalls nichts außer dem inneren Blut ihres eigenen Lebens. Ihre Zaghaftigkeit angesichts von soviel Hilflosigkeit lähmte sie, veranlaßte sie zu Gefluche, weil sie nicht einmal mehr über die beschränkten Hilfsmittel ihrer Arzttasche verfügte, ihr alles fehlte, was ihr diese persönliche Verantwortung für Covenants Überleben erspart hätte.
    Für einige Zeit ließen ihre Begleiter sich stumm vom Fluß dahinschwemmen. Doch schließlich machte Hollian den Mund auf. Verwaschen war sich Linden des herben Schicksals der jungen Frau bewußt. Die Sonnenseherin war durch die eigene Dorfgemeinschaft dem Tod ausgeliefert und auf undenkbare Art und Weise davor gerettet worden; und jetzt überwogen endlich all die Dinge, die sie nicht verstand, ihr Zögern. Leise und in verbissener Spannung sprach sie in die Dunkelheit. »Redet zu mir. Ich kenne euch nicht.«
    »Vergib uns.« Sunders Tonfall zeugte von Müdigkeit und sinnentleertem Bedauern. »Wir haben die Höflichkeit mißachtet. Ich bin Sunder, Nassics Sohn, einst ...« Vorübergehend klang seine Stimme nach Bitterkeit. »... Steinmeister von Steinhausen Mithil, das viermal zwanzig Längen südlich von hier liegt. Meine Begleiter sind Linden Avery die Auserwählte und Ur-Lord Thomas Covenant, Zweifler und Träger des Weißgolds. Sie sind Fremde im Land.«
    Fremde , wiederholte Linden inwendig. Sie betrachtete sich selbst ohnehin als mit der Natur des Landes unvereinbaren Gast. Diese Vorstellung erwies sich als allseitig von Schärfe.
    Die Sonnenseherin antwortete wie ein Mädchen, das sich nur mit Mühe der ihm eingetrichterten guten Manieren entsann. »Ich bin Hollian, Amiths Tochter, Sonnenseherin des Steinhausens Kristall. Ich bin ...« Ihre Stimme versagte; dann sprach sie in leicht mißmutigem Tonfall weiter. »Ich weiß nicht, ob ich euch für die Rettung meines Lebens danken soll oder euch fluchen, weil ihr über mein Heimatdorf Unheil gebracht habt. Der Zorn des na-Mhoram wird Steinhausen Kristall für immer zu einem Flecken schwarzer Erde machen.«
    »Vielleicht nicht«, widersprach Sunder rauh.
    »Wieso nicht?« wollte sie kummervoll wissen. »Zweifellos wird na-Mhoram-Wist Sivit kein Erbarmen kennen. Er wird geradewegs nach Schwelgenstein reiten, und man wird uns den Zorn senden. Nichts vermag das zu verhindern.«
    »Er wird nicht nach Schwelgenstein reiten. Ich habe seinen Landläufer getötet.« Als Sunder weiterredete, geschah es halb zu sich selbst. »In der Predigt verweist nichts darauf«, murmelte er, »daß ein Sonnenstein soviel Macht besitzt.«
    Hollian gab einen unterdrückten Laut der Erleichterung von sich. »Und der Rukh , mit dem er über das Sonnenübel gebietet, ist zerstört. Also kann er auf unser Steinhausen kein Unheil herabrufen.« Ein Wiederaufkeimen von Hoffnung veranlaßte sie zum Schweigen. Sie entspannte sich auf dem Wasser, als sei es ein Balsam für ihre Befürchtungen.
    Für Lindens Ohren glich Covenants Notsituation überhöhter Lautstärke. Sie versuchte, sich taub zu stellen. »Das Zepter des Gefolgsmanns ... der Rukh . Woher hatte er das Blut, um ihn zu benutzen? Ich habe nicht gesehen, daß er sich geschnitten hätte.«
    »Die Gefolgsleute der Sonnengefolgschaft«, antwortete Sunder verdrossen, »entbehren der Notwendigkeit, ihr Blut zu vergießen. Sie verfügen über das Blut der jungen Männer und Frauen des Landes. Ein Rukh ist hohl und enthält das Blut, dessen es bedarf, um auf das Sonnenübel Einfluß zu nehmen.«
    Ein Widerhall der Entrüstung, die sie dazu bewogen hatte, Hollian zu retten, klang in Linden auf. Sie begrüßte diese Anwandlung, begutachtete sie, suchte nach neuem Mut. Die Riten des Sonnenübels waren schon in der Weise barbarisch genug, wie Sunder sie praktizierte. Die Fähigkeit, diese Macht ohne persönliche Nachteile auszuüben, kam ihr verabscheuungswürdig vor. Sie wußte nicht, wie sie ihre Erbitterung mit dem versöhnen

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