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Das verwundete Land - Covenant 04

Das verwundete Land - Covenant 04

Titel: Das verwundete Land - Covenant 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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– Gras, Sträucher, neue Schößlinge –, bog sich nach den Seiten, als gleite durch die emporwuchernde Vegetation eine unsichtbare Schlange nordwestwärts. Din trabte die Linie entlang, als wäre ihm jede Überraschung unbekannt. Memlas Gesang sank zu einem leisen Raunen herab. Sie stützte den Stab des Rukh auf Dins Schultern; das Dreieck mit der Flamme blieb aufrecht vor ihr. Mit jeder Veränderung des Terrains verdichtete sich das Grün, komprimierte ganze Jahreszeiten in Abschnitte eines Tages. Der von ihr geschaffene Pfad jedoch blieb offen. Bäume standen nur auf Distanz von ihm; ganze Haine hatten in ihrer Mitte soviel Platz, als hätten Äxte in ihnen Bahn geschlagen; Büsche, die längs der Linie wuchsen, wiesen an ihrer Seite weder Äste noch Blattwerk auf.
    Als Covenant sich umschaute, sah er hinter sich keine Spur von dem Pfad zurückbleiben; er schloß sich in dem Moment, da Memlas Kraft seinen Verlauf passierte. Infolgedessen mußte Hohl selbst zusehen, wie er vorankam. Das tat er mit seinem charakteristischen Desinteresse, durchpflügte Gras und Gesträuch im Laufschritt, brach durch Dickichte, zwängte sich durch Dornengestrüpp, ohne daß sich seine schwarze Haut einen einzigen Kratzer zuzog. Er hätte sich nicht weniger Beachtung der Beschwerlichkeit des Weges anmerken lassen können. Beim Anblick des Dämondim-Abkömmlings wußte Covenant nicht, was er mehr bewundern sollte: Memlas Fähigkeit, diesen Pfad zu schaffen, oder Hohls Vermögen, so schnell ohne Pfad nachzufolgen.
    Am Abend gab Memla zu dieser Methode ein paar Erklärungen ab. Ihr Rukh , erläuterte sie, zapfe das große Bannfeuer zu Schwelgenstein an, wo die Sonnengefolgschaft ihr gegen das Sonnenübel gerichtetes Werk tue und die Seher mit den Meister- Rukh arbeiteten. Nur die Kraft für die Verbindung stammte von ihr; den gesamten Rest bezog sie vom Bannfeuer. Deshalb erforderte die Aufrechterhaltung des Pfades von ihr disziplinierte Konzentration, aber erschöpfte sie nicht. Und je weiter sie sich Schwelgenstein näherten, um so leichter war das Anzapfen des Bannfeuers.
    Mit diesem Verfahren gewährleistete sie den Pfad auch gegen die Vegetation des nächsten Tages der Sonne der Fruchtbarkeit, trotzte sämtlichen Hindernissen, riesigen Bäumen, Heide- und Farnkraut, die bis in Dins Schulterhöhe reichten, dem Gras, das Dickichten glich, und Dickichten, die Wäldern ähnelten. Und Hohl hielt trotz allem das Tempo des Landläufers mit. Er bestand die immer härtere Prüfung jedes neuen Kilometers, als könnten weder Höhe noch Dichte des Grüns ihm irgendwelche Grenzen ziehen. Daran änderte auch der dritte Tag nichts. Er erhöhte die außerordentliche Schwierigkeit des Vorwärtskommens, beeinträchtigte jedoch nicht im geringsten die nonchalante Leichtigkeit, mit der Hohl dem Reittier folgte. Immer wieder verdrehte Covenant den Hals rückwärts, beobachtete Hohl beim Anschlußhalten und wunderte sich über die schiere, unbewußte Kraft, die darin zum Ausdruck gelangte. Doch während der Nachmittag verstrich, befaßten seine Gedanken sich zusehends seltener mit Hohl, und er richtete seine Aufmerksamkeit statt dessen voraus. Der mammuthafte Urwald verbarg sämtliche Landmarken, die das Terrain aufweisen mochte, aber er wußte, Schwelgenstein war nah. Alle seine Sorgen, Befürchtungen und Erwartungen kehrten zurück; und er bemühte sich, durch all das übermäßige Blattwerk nach vorn Ausschau zu halten, als könne ein rechtzeitiges Erspähen der uralten Festung ihm eine Vorwarnung bezüglich der Probleme und Risiken geben, die ihn dort erwarteten.
    Aber er erhielt keine Vorwarnung. Spät am Nachmittag führte Memlas Pfad einen steilen Hang hinauf. Urplötzlich endete aller Pflanzenwuchs an den Felsen der Vorhügel. Schwelgenstein zeigte sich Covenants Blick, als habe er es in diesem Moment aus dem Lagerhaus seiner lebhaftesten Erinnerungen hervorgezaubert. Der Landläufer hatte den Urwald schräg gegenüber der gewaltigen Festungsstadt verlassen, die vor Jahrtausenden von Riesen aus dem Felsgestein des Plateaus gehauen worden war. Aus westlichen Fernen verliefen Berge ostwärts, fielen dann – acht oder neun Kilometer zur Linken Covenants – in senkrechten Felswänden zum Landschaftsniveau des Oberlandes ab; das Plateau ragte noch gut dreihundert und mehr Meter über die Vorhügel auf. Es verschmälerte sich zu einer keilförmigen Spitze von etwa zwei Kilometer Länge; und in diesen Ausläufer hatten die Riesen einst die gewaltige

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