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Das verwundete Land - Covenant 04

Das verwundete Land - Covenant 04

Titel: Das verwundete Land - Covenant 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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die Gewalt eines Gefolgsmannes geraten. Ich weiß davon nichts. Santonin hat Schwelgenstein vor längerem verlassen. Wir sorgen uns bereits um ihn. Der Verbleib seines Rukh läßt sich nicht feststellen. Vielleicht haben deine Gefährten – wenn's stimmt, was du sagst – ihn überwältigt und sich seinen Rukh angeeignet. Ich habe nunmehr Befehl gegeben, daß die übrigen Gefolgsleute, die ich dir entgegengesandt hatte, sich nach ihm auf die Suche machen. Sollten deine Gefährten gefunden werden, wollen wir, das versichere ich dir, für ihre Sicherheit Sorge tragen.« Covenant fiel keine Antwort ein. Verdrossen musterte er den na-Mhoram und schwieg. Der Mann zeigte keinerlei Verunsicherung oder Verwirrung. Er nickte hinüber zu Hohl. »Nun muß ich mit dir über deinen Begleiter sprechen«, sagte er. »Seine Macht ist offenkundig, aber wir vermögen ihn nicht zu durchschauen.«
    »Du siehst ihn so gut wie ich«, erwiderte Covenant gedämpft. »Damit weißt du soviel wie ich über ihn.«
    Gibbon ließ zu, daß sich seine Augen weiteten. Doch er äußerte seine Ungläubigkeit nicht. »Ich weiß gleichsam nichts von ihm«, sagte er statt dessen. »Deshalb werde ich ihm nicht gestatten, Schwelgenstein zu betreten.«
    Covenant hob die Schultern. »Wie's dir paßt. Wenn ihr's schafft, ihn auszusperren, von mir aus.«
    »Wir werden's sehen.« Der na-Mhoram deutete zum Eingang des Tunnels. »Willst du mich nun begleiten?«
    Covenant zögerte noch einmal für einen Moment. »Ich bezweifle«, sagte er dann, »daß ich eine Wahl habe.«
    Gibbon nickte zweideutig, bestätigte weder Covenants Entscheidung noch seinen etwaigen Mangel an Entscheidungsfreiheit, wandte sich ab und ging zum Turm. Covenant schloß sich dem na-Mhoram an, betrat den Tunnel, als wäre er ein Schlund der Fährnisse. Unwillkürlich zog er die Schultern ein, rechnete damit, daß Leute aus den Öffnungen in der Tunneldecke auf ihn herabsprangen. Aber niemand griff ihn an. Inmitten des Echos seiner Schritte durchmaß er den Tunnel bis zum Innenhof. Dort sah er das innere Tor intakt. Die Torflügel standen gerade weit genug offen, um den na-Mhoram durchzulassen. Auf den Brustwehren überm Tor hielten Mitglieder der Sonnengefolgschaft Wache. Gibbon winkte Covenant zu, daß er ihm folgen möge, und schlüpfte zwischen den wuchtigen steinernen Torflügeln hindurch. Hölle und Verdammnis , schalt Covenant im geheimen, überwand sein Sträuben. Er ging auf den Spalt zu, in seinem Rücken Hohl. Die Torflügel klafften wie Kiefer. Im gleichen Moment, als er sich hindurchgeschoben hatte, fielen sie mit einem hohlen, granitenen Rumsen zu, schlossen den Dämondim-Abkömmling aus.
    Hinter dem Tor war keinerlei Helligkeit. Schwelgenstein umgab Covenant so finster wie ein Kerker.

18
     

Schwelgenstein im Regen
     
     
    »Gibbon!« Furcht und Wut durchdrangen heftig Covenants Stimme.
    »Ach, um Vergebung«, antwortete der na-Mhoram aus der Dunkelheit. »Du wünschst Licht. Gedulde dich einen Augenblick lang.« Ringsum raschelten Gewänder. Covenant breitete die Arme aus, um Widerstand zu leisten; aber man griff ihn nicht an. Dann hörte er eine Äußerung im Befehlston. Eine rote Flamme lohte aus dem Dreieck eines Rukh . Weiteres Licht flammte auf. Binnen weniger Sekunden war die hohe, weite Eingangshalle Schwelgensteins auf unheimliche Weise erleuchtet. »Um Vergebung«, wiederholte Gibbon. »Schwelgenstein ist eine Stätte der Vorsichtigkeit. Vielfach wird der Sonnengefolgschaft ungerechte Abneigung entgegengebracht, wie auch dein Argwohn beweist. Deshalb lassen wir Fremde nur unter besonderen Schutzmaßnahmen ein.«
    »Habt ihr euch schon einmal die Zeit genommen«, meinte Covenant sehr unwirsch, während er um sein inneres Gleichgewicht rang, »darüber nachzudenken, daß es vielleicht 'n Grund gibt, warum die Leute euch nicht leiden können?«
    »Ihr Widerwille ist verständlich«, antwortete der na-Mhoram ungerührt. »Ihr Leben ist von der Morgenfrühe bis zum Abend erfüllt mit Furcht, und sie dürfen nicht die Früchte ihres Tagewerks genießen. Wie sollten sie uns glauben, wenn wir ihnen beteuern, sie müßten ohne uns gar vollends vergehen? Wir machen uns daraus nichts. Aber wir haben unsere Vorsichtsmaßnahmen.« Gibbons Erklärung klang bedrohlich einleuchtend. Doch Covenants Argwohn galt dem Mangel an Leidenschaft, den der na-Mhoram an den Tag legte. Weil ihm keine passende Antwort in den Sinn kam, nickte er lediglich, als der na-Mhoram »Folgst du mir?«

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