Das verwundete Land - Covenant 04
Angeln. Die Luft zischelte wie Fleisch in der Pfanne. Gibbon brüllte Anweisungen, die Covenant nicht hörte, schleuderte einen smaragdgrünen Lichtbogen quer durchs Gewölbe und verschwand. Unterm Brodeln der entfesselten Gewalten begann der Fußboden zu schimmern wie silbernes Magma. Irgendwo mitten in den Scherben der Wahrsagung vernahm Covenant Lord Fouls Gelächter. Das Lachen entfachte seine Leidenschaft noch stärker.
Als er in die Runde blickte, sah er überall niedergestreckte Gestalten liegen. Nur ein Gefolgsmann befand sich noch auf den Beinen. Die Kapuze des Mannes war zurückgeworfen worden, enthüllte verzerrte Gesichtszüge und gehetzte Augen. Intuitiv erriet Covenant, daß dieser Mann kein anderer war als Santonin. In seinen Händen hielt der Gefolgsmann ein Bruchstück grünen Steins, das dampfte wie smaragdenes Eis, drückte es an seinen Rukh . Schauderhafte smaragdgrüne Gewalt schoß Covenant entgegen. Ein Stück des Weltübel-Steins!
Covenants Wüten kannte keine Schranken, er besaß darüber keine Kontrolle. Ein energetischer Ausbruch schmiß Santonin rücklings gegen die Wand, verbrannte seinen Körper zu Asche, schwärzte selbst die Überbleibsel seiner Knochen. Der Steinbrocken rollte über den Boden, blieb liegen, pulste am leuchtenden Fußboden wie ein krankes Herz.
Indem er mit Händen aus Feuer zugriff, zog Covenant den Brocken zu sich heran, packte ihn mit seiner Halbhand. Schaumfolger war umgekommen, damit der Weltübel-Stein zerstört werden konnte. Zerstört! Eine lautlose Detonation brachte das Gewölbe ins Beben, Silberglanz verzehrte ein grünes Wabern. In Dampf und stummem Gellen verging das Bruchstück des Weltübel-Steins. Mit einem fürchterlichen Bersten spaltete sich der Boden des Gewölbes von einer zur anderen Wand.
»Zweifler!« Covenant konnte Brinns Stimme kaum hören. »Ur-Lord!« Covenant drehte sich um und blinzelte den Haruchai durch das Glosen an. »Die Gefangenen!« schrie Brinn. »Die Gefolgschaft hält deine Freunde gefangen! Sie wird Blut vergießen, um das Sonnenfeuer zu nähren!«
Die Rufe durchdrangen Covenants blindwütiges Rasen. Er nickte. Sein Wille zerschmetterte Brinns Eisenfesseln. Sofort sprang Brinn von dem Katafalk und rannte zum Gewölbe hinaus. Covenant folgte ihm, in Flammen gehüllt.
Am Ende des Flurs warf sich der Haruchai drei Gefolgsleuten entgegen. Ihre Rukh loderten. Covenant schleuderte Silberlohe zwischen sie, schickte sie zu Boden, verwandelte die Rukh in Metallschlacke.
Covenant und Brinn hasteten durch die Korridore Schwelgensteins. Brinn eilte voraus; er kannte den Weg zu der vom Wütrich geschaffenen Geheimtür zum Kerker. Covenant ballte feurige Glut um seine Faust, um die Tür zum Bersten zu bringen; doch ehe er dazu kam, schlug Brinns Hand auf die richtige Stelle der unsichtbaren Pforte, und das Portal schwang auf, umrahmt von rotem Gespinst.
Im Tunnel dahinter warteten fünf Gefolgsleute. Sie waren kampfbereit, aber Brinn griff sie mit solcher Vehemenz an, daß ihre ersten energetischen Entladungen fehlgingen. Innerhalb eines Moments fällte Brinn zwei von ihnen. Covenant fegte die drei anderen beiseite und folgte Brinn, der in die Richtung des Kerkers lief. Weitere Verteidiger gab es im Kerker nicht. Die Gefolgschaft hatte noch keine Zeit gehabt, um eine größere Zahl von Gefolgsleuten zu mobilisieren. Und falls Gibbon überlebt hatte, zog er es, wenn er vernünftig war, sicherlich vor, seine Anhänger zurückzuhalten, statt das Risiko neuer Verluste einzugehen, die die Gefolgschaft erheblich schwächen mochten. Als Brinn und Covenant ins Kerkergewölbe stürmten und es von Wachen entblößt vorfanden, stürzte Brinn unverzüglich zu den nächstgelegenen Türen und begann die Riegel aufzureißen.
Aber Covenant strotzte vor Machtfülle, von wilder Magie, die genutzt sein wollte. Er stieß Brinn zur Seite und löste eine Explosion aus, die Schwelgensteins Granit wanken ließ. Zum schrillen Gekreisch von Metall barsten sämtliche Zellentüren gleichzeitig aus ihren Verankerungen und klirrten auf den steinernen Boden, hallten wie Glocken des Wahnsinns. Sofort verließen Dutzende von Haruchai ihre Zellen, bereit zu jedem Gefecht. Zehn von ihnen begaben sich eilends in den Tunnel, um den Zugang zu schützen; der Rest verteilte sich auf die übrigen Zellen und suchte nach anderen Gefangenen. Acht oder neun Bewohner des Landes – Steinhausener und Holzheimer – kamen zum Vorschein, wirkten völlig entgeistert angesichts des
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