Das verwundete Land - Covenant 04
Wunders ihrer Befreiung.
Hohl trat bedächtig aus seiner Zelle. Als er Covenant erblickte, Covenants leidenschaftliches Feuer sah, verzog sich sein schwarzes Gesicht zu einem Grinsen, dem Grinsen jemandes, der wußte, was Covenant tat; zum Grinsen eines Unholds.
Zwei Haruchai stützten Sunder. Der Steinmeister wies rings um seinen Hals eine Art von wundem Striemen auf, als wäre er vom Galgen abgeschnitten worden, und wirkte ziemlich schwach. Er starrte Covenant an. Hollian kam furchtsam und zaghaft aus ihrer Zelle; ihr Blick schrak vor Covenant zurück, als sei es ihr unangenehm, ihn zu kennen. Als sie Sunder sah, eilte sie zu ihm und flüchtete sich in seine Arme.
Covenant blieb still, lechzte nach Lindens Anblick. Hohl grinste in einer Weise, die an Lord Fouls Lachen erinnerte.
Dann trugen Brinn und ein anderer Haruchai Linden ins Kerkergewölbe. Sie hing schlaff in den Armen der beiden, tot oder bewußtlos, in einem Zustand jedenfalls, der tiefer reichte als jeder normale Schlaf. Kaum sah Covenant sie, da stieß er ein Heulen aus, das Bröckchen aus der Decke des Kerkergewölbes riß und zerstäubte, bis die Luft erfüllt war von feinem Pulver. Er konnte sich nicht beruhigen, bis Brinn ihm zuschrie, daß Linden lebe.
DRITTER TEIL
Das Ziel
20
Die Suche
Covenant floh den Kerker, floh seine Gefährten, weil er es nicht zu ertragen vermochte, die unzugänglichen Alpträume zu sehen, die sich in Lindens Miene widerspiegelten. Sie hegte vor seiner Leprose keine Furcht. Sie hatte ihn in jeder Krise unterstützt. Und das war nun das Resultat. Niemand war dazu imstande, sie zu wecken. Sie lag in einem Stupor, der auf Katatonie hinauslief, und träumte Träume der Qual.
Er suchte das Hochland des Plateaus auf, weil er wieder Hoffnung finden mußte. Schon begann sich die Raserei seiner Macht gegen ihn zu wenden. Hohls Lächeln verfolgte ihn wie ein Nachhall von Grausen und Verachtung. Das hier war nicht anders verlaufen als seine Befreiung aus der Gewalt des Holzheims Steinmacht. Wie viele Menschen hatte er umgebracht? Er besaß keinerlei Kontrolle über seine Kräfte. Vielmehr beherrschten sie und das Gift ihn. Dennoch ließ er nicht von der wilden Magie ab. Schwelgenstein wimmelte noch von Gefolgsleuten. Auf dem Weg nach draußen sah er sie an Enden langer Gänge und Korridore vorüberlaufen, sich auf die Verteidigung oder zum Gegenangriff vorbereiten. Er hatte nicht mehr genug Blut in den Adern, um ohne das Feuer seines Rings durchhalten zu können; sobald er seine gegenwärtig aktivierte Macht aufgab, würde er schutzlos sein. Dann müßte er es den Haruchai überlassen, ihn und seine Freunde zu retten. Diese Vorstellung war ihm allzu bitter. Bannors Volk hatte in seinem Namen so viele schwere Bürden auf sich genommen. Wie könnte er ihm abermals einen solchen Dienst zumuten?
Wie viele Menschen hatte er getötet? Indem er Flammen verströmte, als vergösse er feurige Tränen, stieg er durch die Stockwerke Schwelgensteins hinauf zum Plateau. Und Brinn strebte an seiner Seite mit ihm dahin, als hätten die Haruchai sich bereits in seinen Dienst gestellt. Irgendwo hatte er einen Umhang aufgetrieben, ihn um Covenants Schultern gelegt. Der Zweifler zog ihn zurecht, ohne sonderlich darauf zu achten. Er konnte ihm dabei helfen, den Schock des Blutverlusts zu überwinden.
Covenant brauchte Hoffnung. Die Wahrsagung hatte ihm weitergeholfen; aber die daraus bezogenen Einsichten verblaßten neben seinem Entsetzen über Lindens schauerliche Verfassung, verblichen im Vergleich zu seinem immer stärker empfundenen Abscheu gegen sich selbst, das ihm das einflößte, was er mit seiner Macht angestellt hatte. Ihm war nicht klar gewesen, daß er dazu in der Lage war, so ein Blutbad anzurichten. Ohne neue Hoffnung konnte er mit den Anforderungen der gewonnenen Erkenntnisse nicht fertigwerden.
Er wußte nicht, was er anderes tun könnte, als sich Glimmermere zuzuwenden. Der Erdkraft, die nach wie vor vital genug war, um Glimmermere mit Wasser zu versorgen, selbst wenn alles Land unter einer Sonne der Dürre schmachtete. Der Klinge, die in der Tiefe des Sees ruhte. Loriks Krill .
Er wollte ihn nicht, weil es sich um eine Waffe handelte. Ihm lag daran, weil er ihm eine gewisse Alternative bot, ein Werkzeug der Macht war, das sich möglicherweise als brauchbar erwies, so daß es ihm vielleicht erspart blieb, künftig auf seinen Ring zurückzugreifen. Und er wollte ihn
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