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Das verwundete Land - Covenant 04

Das verwundete Land - Covenant 04

Titel: Das verwundete Land - Covenant 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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beisammen, wie um einander zu trösten.
    Covenant hatte nur Augen für Linden. Sie wandte ihm den Rücken zu. Er merkte kaum, daß alle Männer Brinns sich bei seinem Auftauchen ihm zudrehten und jeder auf ein Knie niederfiel, als wäre er von lautlosen Posaunenstößen angekündigt worden. Die düstere, riesige Festungsstadt hinter sich, strebte er mit Bewegungen, als wären seine Gliedmaßen aus Holz, auf Lindens Rücken zu, als ob er sich ihr zu Füßen werfen wolle. Sunder sah ihn, sagte rasch etwas zu Linden und Hollian. Das Steinhausener Paar sprang auf und schaute ihm entgegen, als brächte er mit sich Leben und Tod. Langsamer erhob sich auch Linden. In den verschmutzten Zügen ihrer Miene ersah er nichts als Pein. Aber sie erkannte ihn. Ein Zittern wie von Dringlichkeit durchlief ihre Gestalt. Covenant vermochte sich nicht zurückzuhalten. Er stürzte zu ihr, schlang seine Arme um sie, preßte das Gesicht in ihr Haar. Ringsherum nahmen die Haruchai ihre Tätigkeiten wieder auf.
    Einen Augenblick lang erwiderte Linden den Druck seiner Umarmung, als wäre sie dafür dankbar. Doch plötzlich versteifte sich ihre Haltung. Ihr schlanker, mißhandelter Leib verwandelte sich in seinen Armen in eine Ballung von Widerwillen. Covenant versuchte zu sprechen, konnte es jedoch nicht, er war nicht dazu imstande, den Knoten in seiner Brust zu sprengen. Als sie sich ihm entzog, ließ er sie los, brachte noch immer kein Wort hervor. Sie mochte seinen Blick nicht erwidern. Ihr Blick glitt über seine Erscheinung, verweilte auf dem alten Schnitt in der Brustmitte seines T-Shirts. »Du bist krank.«
    Krank? Im ersten Moment verstand er sie nicht. »Linden ...?«
    »Krank.« Ihre Stimme verklang wie Blut zwischen ihren Lippen. »Krank.« Als wäre sie aus Abscheu oder Kummer wie betäubt, kehrte sie ihm den Rücken zu. Sie sank zurück auf den Erdboden, bedeckte das Gesicht mit den Händen, schwankte hin und her. »Krank«, hörte er sie leise murmeln. »Krank.«
    Seine Lepra.
    Ihr Anblick brachte ihn beinahe um seinen letzten Rest von Kraft. Hätte er ausreichend seine Stimme wiedergefunden, er hätte aufgeheult. Was hat der Lump mit dir angestellt? Aber er war bereits zu stark in seine Entschlossenheit verkrampft, hatte zuviel Verantwortung übernommen. Das Gefühl des Krill an seinem Bauch hielt ihn aufrecht. Indem er sich beherrschte, als wäre er in der Tat unberührbar, sah er Sunder und Hollian an. Die beiden wirkten über Lindens Reaktion bestürzt. »Ur-Lord ...«, begann Sunder, verfiel jedoch sofort wieder in Schweigen. Der Striemen rund um seinen Hals erweckte einen schmerzhaften Eindruck, doch anscheinend machte er sich daraus nichts. Die Falten vielfachen alten Stirnrunzelns zerfurchten seine Miene, als wäre er hin- und hergerissen zwischen Zorn und Furcht, Freundschaft und Ehrerbietigkeit, und wünschte, daß Covenant für ihn Klarheit schaffe. Seine Kiefer malmten auf Worten, von denen er nicht wußte, wie er sie aussprechen sollte.
    »Ur-Lord«, sagte schließlich Hollian an seiner Stelle, »auf irgendeine Weise ist ihr ein ernstes Leid angetan worden. Ich weiß nicht, wie das geschehen sein könnte, denn na-Mhoram Gibbon sprach zu ihr: ›Dir darf ich keinen Harm zufügen.‹ Dennoch martert irgendein Unheil sie.« Ihre blassen Gesichtszüge baten Covenant für Linden um Verzeihung. Benommen fragte er sich, woher die Sonnenseherin auf einmal soviel Mut nahm. Sie war kaum mehr als ein Mädchen, und oft hatte es den Anschein, als müsse das Ausmaß der Gefahren, die sie durchleben mußte, sie überwältigen. Nichtsdestoweniger verfügte sie über irgendeinen inneren Rückhalt ... Sie war ein Paradoxon aus Furchtsamkeit und Courage; sie vermochte zu sprechen, wenn Sunder dazu außerstande blieb. »Du hast dem na-Mhoram unser Leben um einen Preis für dich selbst entrissen, den ich nicht zu ermessen vermag«, ergänzte Hollian. »Ich weiß nicht, wie ich über eine derartige Macht denken soll, wie du sie besitzt. Doch ich habe den Bann der Gefolgsleute und den Kerker der Sonnengefolgschaft kennengelernt. Ich danke dir aus ganzem Herzen. Ich hoffe auf eine Gelegenheit, dir dienen zu dürfen.«
    Dienen ...? Covenant stöhnte. Wie könnte ich zulassen, daß du mir dienst? Du weißt ja gar nicht, was ich im Sinn habe. Aber er konnte sie nicht abweisen. Irgendwo inmitten seines inwendigen Ringens zwischen Not und Überzeugung hatte er bereits die Dienste der Haruchai akzeptiert, auch wenn deren Anspruch auf seine

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