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Das verwundete Land - Covenant 04

Das verwundete Land - Covenant 04

Titel: Das verwundete Land - Covenant 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Schulter. »Komm, Ur-Lord«, sagte er ruhig. »Die Gefolgschaft wird versuchen, wider uns einen Gegenschlag zu führen. Wir müssen fort.«
    Sobald der Glanz des Krill verschwand, war die Finsternis absolut vollkommen. Covenant empfand sie als Wohltat, wie einen Trost für die Bürde seiner Macht. Er sehnte sich danach, diesen Trost für immer genießen zu dürfen. Doch er wußte, daß Brinn die Wahrheit sagte. Ja , bestätigte er bei sich. Wir müssen fort! Hilf mir! Als er den Kopf hob, konnte er die Sterne sehen. Sie glitzerten, als könne nur die eigene Schönheit sie für ihre Einsamkeit entschädigen. Der Mond, nahezu voll, ging auf. Inmitten von Stille und Mondschein raffte sich Covenant hoch und begann sich trotz seiner Ermattung nach Schwelgenstein zurückzuschleppen. Nach wenigen Schritten nahm er Brinn die Last des Krill ab und schob die Waffe unter seinen Gürtel. Ihre Wärme ruhte dort angenehm an dem geballten Selbstabscheu in seiner Magengegend. Schlaff stolperte er dahin, ohne zu wissen, ob er überhaupt noch bis nach Schwelgenstein zu laufen vermochte. Doch Brinn stand ihm bei, stützte ihn, wenn es sich als erforderlich erwies, ließ ihn allein gehen, wenn er konnte. Nach einiger Zeit, die verstrich wie im Delirium, gelangten sie zum Bergvorsprung und dem Eingang zur Feste des na-Mhoram.
    Vor dem Stollen, der ins Innere Schwelgensteins führte, wartete ein Haruchai . Als Covenant verharrte und wankte, verbeugte sich der Mann. »Ur-Lord«, stellte Brinn ihn vor, »das ist Ceer.«
    »Ur-Lord«, sagte Ceer. Covenant blinzelte ihn an, ohne etwas erwidern zu können. Er schien keiner Worte mehr mächtig zu sein. Mit ausdrucksloser Miene hielt Ceer ihm einen Lederschlauch entgegen. Er nahm den Schlauch. Als er ihn entstöpselte, erkannte er den Geruch von Metheglin . Sofort fing er an zu trinken. Sein ausgezehrter Körper gierte verzweifelt nach Flüssigkeit, wahrhaft verzweifelt. Erst als der Schlauch leer war, senkte er ihn von den Lippen. »Ur-Lord«, sagte Ceer daraufhin, »die Gefolgschaft sammelt sich ums Sonnenfeuer. Wir setzen ihr zu, und sie greift nicht an – aber in ihren Händen hält sie große Macht. Vier Haruchai sind gefallen. Wir haben alle Gefangenen aus Schwelgenstein ins Freie gebracht. Wir beschützen sie, so wohl wir's vermögen. Aber sie sind nicht in Sicherheit. Die Gefolgschaft kennt Mittel und Wege, um unseren Geist zu bedrängen, und es mag jederzeit sein, daß man beschließt, sie anzuwenden. Wir haben's zu unserem Schaden erfahren müssen. Daher sind wir gezwungen, die Flucht zu ergreifen.«
    Ja , sagte sich Covenant. Die Flucht ergreifen. Ich weiß. Als er jedoch den Mund aufmachte, kam nur ein Wort heraus. »Linden ...?«
    »Sie ist erwacht«, gab Ceer ihm ohne besondere Betonung Auskunft.
    Covenant hatte nicht bemerkt, wie er zusammensackte; es fiel ihm erst jetzt auf, als er merkte, daß er in Brinns Armen hing. Für einen ausgedehnten Moment wollte es ihm nicht gelingen, sich wieder auf die eigenen Beine zu stellen. Das Metheglin jedoch kräftigte ihn allmählich etwas. Langsam übernahm er die Last des eigenen Gewichts wieder selbst, richtete sich auf. »Wie ...?«
    »Ur-Lord, wir haben uns bemüht, sie zu erwecken.« Die Anstrengung, mit der er den Zungenschlag seiner Muttersprache unterdrückte, ließ Ceers Stimme gänzlich tonlos klingen. »Doch sie lag da wie tot, und wir vermochten sie nicht wiederzubeleben. Wir trugen sie zur Feste hinaus, da wir nichts anderes zu tun wußten. Aber dein schwarzer Begleiter ...« Er verstummte, wie um nach dem Namen zu fragen.
    »Hohl«, sagte Covenant, und bei der Erinnerung an Hohls Grinsen erstickte ihm beinahe die Stimme. »Er ist ein Urböser.«
    Ein leichtes Zusammenziehen der Brauen verriet Ceers Überraschung; er sprach jedoch nicht aus, was er sich dazu dachte. »Hohl stand eine Weile lang dabei«, berichtete er, »ohne das Geschehen zu achten. Dann jedoch nahte er sich plötzlich Linden Avery der Auserwählten.« Beiläufig folgerte Covenant, daß der Haruchai inzwischen mit Sunder oder Hollian gesprochen haben mußte. »Weil wir nichts von ihm wußten, haben wir danach getrachtet, ihn fernzuhalten. Er aber stieß uns beiseite, als wären wir nicht jene, die wir sind. Er kniete sich neben die Auserwählte und legte ihr seine Hand auf. Sie erwachte.« Ein Stöhnen des Nichtverstehens und der Beunruhigung entfuhr Covenants Kehle; ungerührt erzählte Ceer weiter. »Als sie erwachte, schrie sie auf und versuchte zu fliehen.

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