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Das verwundete Land - Covenant 04

Das verwundete Land - Covenant 04

Titel: Das verwundete Land - Covenant 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Führerschaft nahezu viertausend Jahre älter war als Hollians Wunsch, ihm zu dienen. Er hielt mit aller Willenskraft an sich, weil er wußte, wenn er nachließ, würde er zusammenklappen, und stellte die einzige Frage, zu der er sich in seiner Armseligkeit an Mut fähig fühlte. »Seid ihr wohlauf?«
    Hollian schaute Sunder an, seinen Hals. »Wir sehen keinen Grund zur Klage«, sagte sie, als er nickte. »Wir haben ein wenig Hunger und Durst, doch mit dergleichen sind wir vertraut.« Sie sprach mit erhöhtem Nachdruck weiter. »Und wir sind mit mehr gesegnet worden als der Rettung unseres Lebens. Die Haruchai vermögen Wunder zu wirken.« Mit einer Gebärde wies sie auf drei von Brinns Männern, die nahebei standen. »Ur-Lord, hier siehst du Cail, Stell und Harn.« Das Trio vollführte vor Covenant andeutungsweise Verbeugungen. »Als man uns aus dem Kerker führte, war ich hocherfreut, noch am Leben zu sein. Die Haruchai jedoch gaben sich damit nicht zufrieden.« Hollian langte unter ihr Gewand und zeigte ihren Dolch und den Lianar . »Sie haben ganz Schwelgenstein durchsucht, um mir diese Dinge wiederzubringen. Gleichfalls haben sie Sunders Messer und den Sonnenstein wiederbeschafft.« Sunder nickte. Covenant wunderte sich etwas über diese neue Art von Einmütigkeit zwischen den zweien, die es Hollian erlaubte, für Sunder zu sprechen. Wieviel hatten die beiden gemeinsam durchgestanden? »Wie ist es nur dahin gekommen«, meinte Hollian zum Schluß, »daß das Land die Haruchai so vergessen hat?«
    »Ihr wißt nichts von uns«, äußerte der Haruchai namens Harn, »und wir wissen nichts von euch. Wir besaßen keine Kenntnis von euren Besitzgegenständen und hätten sie nicht gesucht, wäre uns nicht von na-Mhoram-In Memla enthüllt worden, daß man sie euch genommen hatte.«
    Memla , dachte Covenant. Ja . Eine für sein Vorhaben erforderliche Einzelheit kam ihm zu Bewußtsein. »Brinn ...« Die Nacht schien sich um ihn zusammenzuziehen. Sunder und Hollian verschwammen vor seinen Augen. »Mach sie ausfindig. Sag ihr, was wir brauchen.«
    »Ihr?« fragte Brinn wie aus weiter Ferne zurück. »Was ist's, das wir brauchen?«
    Erst als er Brinns Rückfrage verstanden hatte, erkannte Covenant, daß er die Besinnung zu verlieren drohte. Er hatte zuviel Blut verloren. Die Finsternis, die ihn auf allen Seiten belauerte, war drauf und dran, sich zu einem Schwindelgefühl zu verstärken. Es verlangte ihn danach, sich einfach hinsacken zu lassen, aber er hielt sich mit stummen Verwünschungen auf den Beinen, bis er wieder den Kopf heben, die Augen offenhalten konnte. »Memla«, sagte er schwerfällig. »Richte ihr aus, wir brauchen Landläufer.«
    »Ja, Ur-Lord.« Brinn rührte sich nicht vom Fleck. Aber zwei oder drei andere Haruchai entfernten sich vom Feuer und liefen mühelos hinauf zum Wachturm der Feste. Irgendwer drückte Covenant eine Schale mit Metheglin in die Hände. Er trank, darum bemüht, seine Sicht zu klären, so gut es möglich war, und als er aufschaute, fiel sein Blick auf Hohl. Der Dämondim-Sproß stand mit leicht angewinkelten Armen da, wie in Bereitschaft zu Taten, die niemand voraussehen konnte. Seine schwarzen Augen starrten ins Nichts; das unholdhafte Grinsen war aus seinem Gesicht gewichen. Aber nach wie vor trug er die eisernen Schienen vom Stab des Gesetzes, eine am rechten Handgelenk, eine um den linken Fußknöchel. Die Verbrennung, die er vor zwei Nächten erlitten hatte, war fast geheilt. Ganz wie jemand, der dem Bann der Sonnengefolgschaft ... War es das? Besaß die Sonnengefolgschaft die Verantwortung für Hohls Existenz? Standen Urböse im Dienst der Gefolgschaft? Wie weit erstreckte sich der Einfluß des na-Mhoram? Hohls Schwärze glich einer Widerspiegelung der Nacht. Wie hatte er Linden geweckt? Und warum? Covenant hätte gerne auf den Dämondim-Abkömmling eingeschimpft. Aber er hatte selber getötet – nicht nur ohne jede Kontrolle über sein Vorgehen, sondern auch ohne Zögern. Es mangelte ihm an Unbescholtenheit, um Hohls Zwecke anprangern zu können. Er hatte zuviel Blutschuld auf sich geladen.
    Und zuwenig Blut in den Adern. Er konnte nicht mehr. Rings um ihn schien die Helligkeit des Feuers nachzulassen. Er hatte so wenig Zeit zur Verfügung ...
    Hört zu! wollte er sagen. Wir werden folgendes tun . Aber seine Stimme erzeugte keinen Laut. Seine Hand tastete nach Brinns Schulter. Hilf mir! Ich muß durchhalten. Noch etwas länger.
    »Covenant.« Lindens Stimme scheuchte ihn

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