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Das verwundete Land - Covenant 04

Das verwundete Land - Covenant 04

Titel: Das verwundete Land - Covenant 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Er stellte fest, es war ihm möglich. Er fühlte sich so ausgelaugt und schwach wie ein Invalide, aber zumindest vermochten die Muskeln nunmehr wieder sein Körpergewicht selbst zu tragen. Unsicher drehte er sich um, spähte durch die im Weichen begriffene Nacht westwärts, um zu schauen, ob sich bereits Anzeichen für den Zorn des na-Mhoram erkennen ließen. Der Horizont machte einen gänzlich klaren Eindruck.
    Nahebei waren Sunder und Stell von einem, Hollian und Harn von einem anderen Landläufer geklettert. Cail half Linden gerade vom fünften Tier. Covenant ging in all seiner Gebrechlichkeit und Sorge zu ihr; doch sie mied ihn mit ihrem Blick, verbiß sich in ihre Einsamkeit, als wären selbst die Nerven in ihren Augen, wäre sogar das Mark ihrer Knochen über jedes verkraftbare Maß hinaus erniedrigt worden. Er ließ sie in Ruhe. Er wußte nicht, was er tun sollte, und hätte er es gewußt, er wäre zu schlaff gewesen, um es zu tun.
    Während die Haruchai eine Mahlzeit vorbereiteten – Dörrfleisch, Brot, Obst und Metheglin –, holte Memla aus einem ihrer Vorratssäcke einen großen Lederschlauch mit destilliertem Voure , dem scharfen Saft, den Covenants Freunde bei anderer Gelegenheit benutzt hatten, um unter der Sonne der Seuchen Insekten fernzuhalten. Sorgfältig rieb Memla ihre Begleiter allesamt ein, nur Hohl nicht. Covenant nickte, als er die Auslassung bemerkte. Vielleicht konnte Rukh -Feuer dem Dämondim-Abkömmling etwas anhaben. Das Sonnenübel war dazu nicht imstande.
    Covenant aß langsam und ausgiebig, führte seinem ausgemergelten Körper neue Kräfte zu. Doch ständig hatte er ein Gefühl, als dräue ihm von Westen her etwas, und litt unter Anspannung. Er hatte die Trümmer von Steinhausen Bestand gesehen und daher einen Begriff davon, was ein Zorn ausrichten konnte. Mit einiger Mühe fand er seine Stimme wieder und fragte Memla, wieviel Zeit es brauche, um einen Zorn zu erzeugen.
    Memla war unübersehbar nervös. »Das ist ungewiß«, gab sie gedämpft Auskunft. »Seine Stärke und Reichweite müssen berücksichtigt werden.« Ihr Blick streifte Covenants Gesicht, hinterließ auf seiner Wange fast so etwas wie einen fühlbaren Abdruck von Beklommenheit. »Ich spüre ihr Treiben. Hiermit.« Ihre Fäuste umklammerten den Rukh fester. »Der Zorn wird sehr stark sein.«
    Sehr stark , wiederholte Covenant bei sich. Und er war so schwach. Er drückte seine Hände gegen den Krill und versuchte, ruhig zu bleiben.
    Wenig später bestieg man wieder die Rücken der Landläufer. Memla zapfte erneut das Sonnenfeuer an, um für die riesigen Landläufer einen Weg durch den Urwald zu bahnen. Wieder ritten Hergrom und Ceer auf ihrem Tier voran – auf Annoy, wie Memla es genannt hatte; die Namen der Tiere waren ihr anscheinend wichtig, als habe sie sie auf ihre barsche Weise lieb –, gefolgt von Covenant, Brinn und Memla auf Din, Cail und Linden auf Clash, Sunder und Stell auf Clang sowie Harn und Hollian auf Clangor. Hohl machte den Schluß, als würden die Landläufer ihn willenlos mitziehen.
    Im Verlauf des Tages nickte Covenant noch mehrmals ein. Er war allzusehr erschöpft und konnte schlichtweg nicht wachbleiben. Jedesmal wenn man zum Essen, Trinken und Ausruhen eine Rast einlegte, nahm er an Stärkung zu sich, was man ihm reichte, und er bemühte sich darum, sich so gut wie möglich zu erholen. Aber zwischen den Pausen lullte das Geschaukel von Dins Rücken ihn immer wieder ein, so daß er in einem Auf- und Abwogen von Traum, Furcht und Insekten dahinritt, seine Besinnung sich nicht festigen konnte. Während der Phasen des Wachseins merkte er an der Verkrampftheit von Memlas Rücken, daß sie am liebsten nur immer weiter geflohen wäre, ohne jemals anzuhalten. Auch sie kannte sich nur zu gut damit aus, was ein Zorn anzurichten vermochte. Doch gegen Abend ließ ihr Durchhaltevermögen nach. Unter dem Blätterdach eines gigantischen Güldenblattbaums veranlaßte sie, sich für die Nacht zu lagern.
    Am Anfang, als man ein Feuer entfachte, summte und surrte die Luft von Fluginsekten aller Art; und im Blattwerk und Geäst des Baums wimmelte es von Getier, das kroch und bohrte. Aber die Menschen waren durch den Voure hinreichend geschützt. Und mit der Zeit, indem sich die abendliche Dämmerung zwischen die Vegetation senkte, der Effekt des Sonnenübels sich abschwächte, verschwanden die Insekten. Ihr gereiztes Gezirpe verstummte, als sie sich zum Schlafen oder zum Zwecke nächtlicher Vermehrung in ihre

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