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Das verwundete Land - Covenant 04

Das verwundete Land - Covenant 04

Titel: Das verwundete Land - Covenant 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Schlupfwinkel zurückzogen. Memla kauerte sich mit müden Gliedmaßen ans Feuer, überließ die Landläufer sich selbst und den Haruchai die Aufgabe, für alles andere zu sorgen.
    Sunder und Hollian wirkten so müde, als hätten sie tagelang nicht geschlafen, aber sie waren beide zäh und besaßen noch ungenutzte Kraftreserven. Obwohl sie den Zorn kannten – zumindest gerüchteweise von ihm gehört hatten –, überwog vorerst ihre Erleichterung, aus Schwelgenstein entkommen zu sein, ihre Besorgnis. Sie standen stets beisammen, handelten zusammen, als wären sie durch den gemeinsamen Aufenthalt im Kerker zu einander eng vertrauten Menschen geworden. Anscheinend bezog Sunder aus der Gegenwart der Sonnenseherin einen gewissen Trost, eine Linderung seiner alten inneren Konflikte; ihre Jugend und ihr noch unzermürbtes Selbstwertgefühl waren eine Art von Balsam für den Steinmeister, der das Blut seiner Ehefrau und seines Sohnes vergossen und seinen Heimatort verraten hatte, um Covenant beizustehen. Und andererseits fand Hollian Mut und Unterstützung in Sunders verbissener Unbeugsamkeit, seinem entschlossenen Ringen um Überzeugungen. Beide hatten so vieles verloren; der Gedanke, daß sie sich wechselseitig Trost spenden konnten, erleichterte Covenant. Er hätte ihnen keinen Trost geben können.
    Doch die Freundschaft der beiden stellte in seinen Augen Lindens Einsamkeit nur um so deutlicher heraus. Der Wütrich hatte irgend etwas mit ihr gemacht. Und Covenant, der mit derlei Angelegenheiten schon seine Erfahrungen gesammelt hatte, fürchtete sich sowohl davor zu erfahren, was es war, wie auch davor, was daraus entstehen mochte, sollte er es nicht herausfinden. Als er sein Mahl beendete, gelangte er ans Ende seiner Bereitschaft, im unklaren zu bleiben. Er saß nahe beim Feuer. Memla hockte, halb eingedöst, an seiner einen Seite; auf der anderen Seite saßen Sunder und Hollian. Vier Haruchai standen in einigem Abstand vom Baum Wache. Brinn und Cail streiften unablässig durch den Umkreis des Güldenblatts, achteten auf etwaige Gefahren. Hohl stand am Rande des Feuerscheins wie die verkörperte Wesenheit aller schwarzen Mysterien. Und in ihrer Mitte hockte Linden, völlig in sich selbst zurückgezogen, die Arme um die Knie geschlungen, den Blick in die Flammen gerichtet, als wäre sie eine gänzlich Fremde.
    Covenant konnte diese Situation nicht länger ertragen. Er hatte auf sie soviel Hoffnung gesetzt und wußte doch so wenig von ihr; er mußte wissen, weshalb sie sich dermaßen fürchtete. Aber er hatte keinerlei Ahnung, wie er an sie herangehen sollte. Ihre inwendige Wunde machte sie unnahbar. So begann er damit, indem er um seiner selbst und ebenso um seiner Gefährten willen sich räusperte und anfing, seine Geschichte zu erzählen.
    Er ließ nichts aus. Er erzählte alles, von Andelain und den Toten bis zu den Ereignissen im Holzheim Steinmacht, von Hohls Gewalttätigkeit bis zu seinem Aufenthalt in Hamakos Rhysh , von seinem Gewaltmarsch durch die Mittlandebenen bis dahin, daß sich Memla die ganze Verlogenheit der Sonnengefolgschaft enthüllte. Und er schilderte, soweit es ihm möglich war, auch die Wahrsagung. Es wollte ihm nicht gelingen, die Hände ruhig zu halten, während er sprach; so viele von diesen Erinnerungen brachten ihn dazu, sich zu winden. Er zupfte an seinem Bart, knetete seine Finger, schloß die Linke um den Ehering zur Faust, erzählte unterdessen seinen Gefährten, was er erlebt hatte.
    Inzwischen verstand er, warum der Wütrich bereit gewesen war, ihm im Rahmen der Wahrsagung die tatsächliche Historie des Landes zu zeigen. Lord Foul wünschte, daß er die Fesseln des Handelns und dessen Konsequenzen erkannte, die ihn, Covenant, an seine Schuldhaftigkeit banden, er wollte, daß sich Covenant die Verantwortung dafür aufbürdete, daß der Stab des Gesetzes vernichtet worden war, sich die Schuld am Sonnenübel beimaß, die Schuld an jedem einzelnen Opfer, das die Sonnengefolgschaft darbrachte. Das wollte er, damit Covenant bis über den Hals in Schuldgefühlen schwamm, letztendlich in Verzweiflung und Selbstabscheu seinen Ring herausgab. Das war es, worauf Lord Foul, der Leprotiker verlachte, es abgesehen hatte. Zu guter Letzt wirst du nur noch eine Wahl haben. In diesem Zusammenhang ergab das Gift in Covenants Körper einen Sinn. Es verlieh ihm Macht, über die er keine Kontrolle ausüben konnte. Macht zum Töten. Schuld. Die Prophezeiung seines Untergangs zählte zu jener Art von

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