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Das verwundete Land - Covenant 04

Das verwundete Land - Covenant 04

Titel: Das verwundete Land - Covenant 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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ihrer Seele getaucht worden. Dann sprang sie auf die Füße, kochte vor Grimm wie Magma der Bitternis. »Du!« schrie sie. »Du redest ständig von der Schändung. Das alles ist dein Werk. Weshalb hast du dich für Joan verkaufen müssen? Warum mußtest du uns in diesen Schlamassel bringen? Ist das vielleicht keine Schande?!«
    »Linden ...!« Ihre Leidenschaft bewog ihn ebenfalls zum Aufspringen; doch er konnte nicht die Hand nach ihr ausstrecken. Zwischen ihnen brannte das Feuer, als hätte sie es mit ihrer Wut selber entzündet.
    »Natürlich findest du's nicht so. Du kannst nicht sehen . Du weißt nichts .« Ihre Hände krallten sich vor ihren Brüsten in die Luft, als wolle sie sich die Haut aufkratzen. »Du glaubst, es wäre von irgendeinem Nutzen, wenn du hier so eine verrückte Suche anleierst. Einen neuen Stab des Gesetzes machst.« Wüste Gehässigkeit brach aus Linden hervor. »Du spielst überhaupt keine Rolle, und du weißt es nicht mal!«
    Covenant wiederholte ihren Namen. Sunder und Hollian hatten sich gleichfalls erhoben. Memla hielt ihren Rukh in Bereitschaft, und Cail war nähergetreten, als spürten sowohl die Gefolgsfrau wie auch der Haruchai , daß Gewalt in der Luft lag. »Was hat Gibbon mit dir gemacht?« Was hat der Lumpenhund mit dir angestellt?
    »Er hat gesagt, daß du nicht zählst!« Unvermittelt kam ein wilder Wortschwall in ihr zum Überlaufen, und sie schleuderte ihm die Worte entgegen, als wäre er der alleinige Urheber all ihres Unglücks. »Alles, was an dir interessiert, ist dein Ring. Alles andere liegt bei mir. ›Du bist besonders für dies Werk der Zerstörung auserwählt worden‹, hat Gibbon zu mir gesagt. ›Geschmiedet wirst du, wie man Eisen schmiedet, um die Vernichtung der Erde herbeizuführen.‹« Die Erinnerung daran dickte ihre Stimme ein, als geränne Blut. »Weil ich sehen kann. Dadurch will man mich dazu bringen zu tun, was man getan sehen will. Indem man mich mit dem quält, was ich sehe, fühle und höre. Du bringst mich dazu, genau das zu tun, was man getan haben möchte!« Im nächsten Augenblick endete ihr Ausbruch. Sie warf die Hände vors Gesicht, versuchte aus ihrer Wahrnehmung auszuschließen, was sie sah. Ihr Körper verkrampfte sich, als drohe sie in Zuckungen zu verfallen; durch ihre Zähne drang ein Stöhnen. Dann erschlaffte ihre Haltung. »Er hat mich berührt«, flüsterte sie in trostloser Verzweiflung. Berührt ...? Linden ließ ihre Hände sinken, Covenant all die Not in ihrer Miene sehen. »Covenant, du mußt mich aus dieser Sache rausbringen. Dorthin zurück, wo ich hingehöre. Wo mein Leben einen Sinn hat. Bevor man mich dazu zwingt, dich zu töten.«
    »Ich weiß«, sagte Covenant, weil Linden eine Antwort haben mußte. »Auch das ist ein Grund, weshalb ich den Einholzbaum finden will.« Doch insgeheim fühlte er sich plötzlich wie verkrüppelt. Du spielst überhaupt keine Rolle. Er hatte in Linden ein solches Maß an Hoffnung gesetzt, auf die Möglichkeit, daß sie frei war von Lord Fouls Manipulationen; und nun war diese Hoffnung dahin. »Die Lords haben früher den Stab benutzt, um mich ins Land zu holen.« Mit einem Schlag war er um alles gebracht worden. »Ein neuer Stab des Gesetzes ist die einzige Methode, die ich weiß, wie wir in unsere Welt zurückkehren könnten.« Um alles außer den Krill und die eigene alte Hartnäckigkeit. Besonders auserwählt ... Am liebsten hätte er sein Gesicht verhüllt; ihm war danach zumute, zu weinen wie ein Kind. Hölle und Verdammnis! Aber Lindens Blick haftete zu verzweifelt an ihm, sie versuchte, an ihn zu glauben. Sunder und Hollian hielten einander in den Armen, gepackt von einer Furcht, für die sie keinen Namen kannten. Memlas Haltung bezeugte eine rauhe Art von Mitgefühl, als wüßte sie, was es hieß, so abgetan zu werden. Nur die Haruchai wirkten ungerührt – die Haruchai und Hohl.
    »Und dein Ring?« erkundigte sich Linden. Covenant entschloß sich zu völliger Offenheit.
    »Ich habe über ihn keine Macht.«
    Memlas Gesicht spiegelte auf einmal eine Regung solcher Entgeisterung wider, als habe er Schreckliches ausgesprochen. Er achtete nicht auf sie. Während sein Herz sich erbittert nach einem Auslebenkönnen seines Grams sehnte, als seien Tränen eine Verpflichtung, die er seiner Sterblichkeit schuldete und nicht begleichen konnte, streckte er seine Arme vor sich aus und unterzog sich vor den Augen sämtlicher Gefährten einer VBG. Ah, du bist noch voller Trotz , hatte Foul gehöhnt.

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