Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das verwundete Land - Covenant 04

Das verwundete Land - Covenant 04

Titel: Das verwundete Land - Covenant 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
Auftrag gescheitert. Statt a-Jeroth die verdienten Martern zu bereiten, an ihm nach dem Wunsch des Meisters der Schöpfung die gerechte Vergeltung zu üben, schlossen sie Bündnisse mit dem Herrn des Bösen, verschonten ihn in seiner Schwäche und verneigten sich später vor ihm in seiner Macht. Und stets ...« – Sunder warf Covenant einen kurzen Blick zu, stockte ein wenig – »sind die scheußlichsten dieser Verrätereien von Männern begangen worden, die nach dem Bilde des Ersten Verräters geboren worden waren, Bereks, des Vaters der Feigheit. Männer mit halben Händen. Deshalb wandte der Meister der Schöpfung im Zorn sein Antlitz vom Land ab. Er sandte uns das Sonnenübel als Züchtigung für den Verrat, um uns an unsere Vergänglichkeit zu gemahnen, so daß wir einstmals wieder würdig sein mögen, seinem Zweck zu dienen. Allein das Wirken der Sonnengefolgschaft ermöglicht uns, überhaupt zu überdauern.«
    Widerreden türmten sich in Covenant auf. Er wußte aus eigener Erfahrung, daß diese Auffassung vom Land falsch war und grausam. Aber ehe er nur zu dem Versuch kam, darauf zu antworten, sprang auf einmal Linden auf die Füße. Im Lampenschein glommen ihre Augen fiebrig – ein Ausdruck von Furcht, Empörung und Überdruß am Warten. Ihre Lippen zitterten. »Ein solcher Schöpfer ist es nicht wert, daß man an ihn glaubt. Aber wahrscheinlich müßt ihr ganz einfach an ihn glauben. Wie könntet ihr's sonst rechtfertigen, Leute umzubringen, die ihr nicht einmal kennt?!«
    Der Steinmeister fuhr ebenfalls in die Höhe, nahm es mit Lindens Heftigkeit auf. Der Konflikt in seinem Innern ließ ihn die Zähne blecken. »Das gesamte Land weiß um die Wahrhaftigkeit dessen, was die Sonnengefolgschaft lehrt. Mit jedem Sonnenaufgang wird die Wahrheit offenbar. Niemand leugnet sie, nur mein Vater Nassic tat es, der im Geiste starb, ehe man seinen Leib hinmordete, und ihr leugnet, die ihr nichts wißt!«
    Covenant blieb am Boden sitzen. Während Linden und Sunder sich stritten, sammelte er in sich all die Stränge seiner selbst, flocht Erbitterung, Mitgefühl, Entschlossenheit und Erinnerungen zu dem Band zusammen, von dem ihr Leben abhängen sollte. Ein Teil seines Ichs grämte sich wegen der Pein, die er Sunder zuzufügen beabsichtigte, der Wahl, vor die er ihn zu stellen gedachte; ein anderer Teil grollte der Brutalität, die Menschen wie Sunder gelehrt hatte, ihr Leben als Sühne für ein Verbrechen zu betrachten, das sie nie begangen haben konnten; wieder ein anderer Teil wand sich vor Furcht bei dem Gedanken an die Unzulänglichkeit seiner Handhabung von Macht, an einen Fehlschlag. Als Linden ansetzte, um dem Steinmeister eine neue Erwiderung entgegenzuschleudern, hinderte er sie daran mit einer ruckartigen Geste seines Kopfes. Ich mach' das , teilte er ihr wortlos mit. Da es wohl sein muß. Er richtete seinen Blick auf Sunder. »Wie geht's deiner Mutter?« erkundigte er sich.
    Eine Zuckung verzerrte das Gesicht des Steinmeisters; seine Hände ballten sich zu knorrigen Knoten der Qual und Aussichtslosigkeit. »Ihr Tod ist unabwendbar.« Seine Augen waren stumpf, ganz erfüllt von Schmerz, spiegelten unverhohlen das Weh seines Herzens wider. »Bei Sonnenaufgang muß ich gemeinsam mit eurem auch ihr Blut vergießen.«
    Für einen Moment senkte Covenant in stiller Kenntnisnahme den Kopf. Dann ließ er mit bewußter Anstrengung in seinem Innern eine Weite aus Abgeklärtheit entstehen, verdrängte all seine Fragen und Befürchtungen. Nun gut , sagte er sich. Du mußt es schaffen, Leprotiker. Tief einatmend stand er auf und trat vor den Steinhausener. »Sunder«, fragte er leise, »hast du ein Messer?« Der Steinmeister nickte, als entbehre die Frage jeden Sinns. »Nimm's zur Hand!« Bedächtig tat Sunder wie geheißen. Er langte auf seinen Rücken, zog aus dem Gürtel einen langen eisernen Dolch. Seine Finger hielten ihn, als habe er keinerlei Ahnung, wie man ihn benutzt. »Ich möchte, daß du siehst, du schwebst in keiner Gefahr«, sagte Covenant. »Du hast ein Messer. Meine Hände sind gefesselt. Ich kann dir nichts tun.« Sunder starrte Covenant nur an, aus Unverständnis wie gebannt. Also los, Leprotiker , ermunterte sich Covenant. Jetzt mußt du es hinkriegen. Sein Herzschlag schien seinen ganzen Brustkorb auszufüllen und keinen Platz mehr für Atemluft zu lassen. Doch Covenant zauderte nicht. »Hol das Stück Orkrest raus. Den Sonnenstein.« Wieder gehorchte Sunder. Covenants Wille hatte ihn voll in der

Weitere Kostenlose Bücher