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Das verwundete Land - Covenant 04

Das verwundete Land - Covenant 04

Titel: Das verwundete Land - Covenant 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Gewalt. Covenant gestattete sich keinen einzigen Blick auf den Stein. Beiläufig bemerkte er, daß Linden ihn ansah, als sei er nicht länger bei Verstand. Ein Schaudern der Anspannung gefährdete seine inwendige Abgeklärtheit. Er mußte die Zähne aufeinanderpressen, um seiner Stimme einen festen Klang zu gewährleisten. »Nun berühre mich damit.«
    »Berühren ...?« murmelte Sunder entgeistert.
    »Berühre meine Stirn!« Zweifel fältelten Sunders Augenwinkel. Seine Schultern verkrampften sich, als er den Sonnenstein und das Messer fester faßte. Tu es! Die Hand des Steinmeisters schien sich ohne seinen Willen zu bewegen. Der Orkrest glitt an Covenants Gesicht vorüber, kam kühl und verheißungsvoll in Kontakt mit seiner gefurchten Stirn. Er senkte seine Aufmerksamkeit abwärts auf seinen Ring, versuchte die Verbindung zwischen Orkrest und Weißgold herzustellen. Ihm fiel ein, in Verzweiflung und Sonnenschein an den Hängen des Donnerbergs gestanden zu haben; daß Bannor einmal seine Hand gepackt und mit dem Ring den Stab des Gesetzes angerührt hatte. Er brauchte einen Auslöser. Covenant erinnerte sich an Ausbrüche von Energie. Du bist das Weißgold. Die Stille schien im Raum zu vibrieren. Covenants Lippen wichen von den Zähnen zurück. Unter dem unerhörten Druck verkniff er die Augen. Einen Auslöser. Er mochte nicht sterben, wollte das Land nicht sterben lassen.
    Lord Foul verabscheute alles Lebendige. Mit wütender innerer Anstrengung brachte er in Gedanken Orkrest und Weißgold zusammen, erzwang Macht. Ein silbernes Aufflammen schoß aus seiner Stirn.
    Linden entfuhr ein ersticktes Keuchen. Sunder riß den Orkrest zurück. Eine energetische Entladung blies die Öllampe aus. Dann waren Covenants Hände frei. Indem er das magmahafte Glühen der erneuerten Blutzirkulation mißachtete, hob Covenant die Arme vor sich empor, öffnete die Augen. Seine Hände leuchteten im Farbton des Vollmondes. Er spürte die Heftigkeit des Feuers, aber es fügte ihm keinen Schaden zu. Die Flammen an seiner Linken verloderten rasch, erloschen. Seine Rechte dagegen lohte immer heller, in dem Maße, wie die Flamme sich auf seinen Ring konzentrierte, lautlos brannte. Linden starrte Covenant bleich und wilden Blicks an. Sunders Augen spiegelten das silberne Feuer wie eine Offenbarung wider, die zu ungeheuerlich war, um sie ertragen zu können.
    Du bist noch voller Trotz. Covenant keuchte. O ja! Und du ahnst nicht im entferntesten, wie sehr! Mit einem bloßen Gedanken befreite er Lindens Handgelenke von den Fesseln. Dann griff er nach dem Sonnenstein. Als er ihn aus Sunders wie gelähmten Fingern entnahm, fuhr explosionsartig ein grellweißes Licht aus dem Stein. Es leuchtete in der kleinen Räumlichkeit so hell wie eine Sonne. Linden zog den Kopf ein. Sunder bedeckte mit seinem freien Arm die Augen und fuchtelte unsicher mit dem Dolch. »Wilde Magie«, sagte Covenant. Seine Stimme fühlte sich im Mund an wie Feuerzungen. Die Rückkehr des Blutstroms in seinen Arm wütete an seinen Nerven wie mit Krallen. »Dein Messer ist ein Nichts. Ich habe die wilde Magie. Aber das soll keine Drohung sein. Ich will niemandem etwas tun.« Die Nacht war kalt geworden, aber ihm lief Schweiß übers Gesicht. »Zu so was bin ich nicht hier. Aber ich gedenke nicht zuzulassen, daß ihr uns umbringt.«
    »Vater!« schrie Sunder voller Jammer auf. »So ist es wahr? Ist jedes Wort, das du gesprochen hast, ein Wort der Wahrheit gewesen?!«
    Covenant erschlaffte. Er spürte, daß er seinen Zweck erreicht hatte; und unverzüglich überrollte ihn eine Welle von Müdigkeit. »Hier.« Seine Stimme klang vor Anstrengung rauh. »Nimm ihn!«
    »Nehmen ...?«
    »Den Sonnenstein! Er gehört dir!« Dermaßen aufgewühlt durch die miterlebte Demonstration von Macht, als habe sie die Welt, die er bislang gekannt hatte, in ein Chaos verwandelt, streckte Sunder die Hand aus, berührte den in hellem Leuchten befindlichen Orkrest . Als dessen Licht ihn nicht verbrannte, schloß er seine Finger um ihn wie um einen Rettungsanker. Mit einem Aufstöhnen ließ Covenant von der wilden Magie ab. Augenblicklich erlosch das Feuer, als habe er es von seiner Hand gestreift. Das Leuchten des Sonnensteins verblaßte; mitternächtliche Schwärze verdunkelte den Raum. Covenant lehnte sich rücklings an die Wand, preßte sich die Arme, in denen es pochte, an die Brust. Funken und Geflimmer tanzten durch sein Blickfeld, verfärbten sich langsam von Weiß zu Orange und Rot. Er fühlte

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