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Das verwunschene Haus

Das verwunschene Haus

Titel: Das verwunschene Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Bellemare
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verborgenen Gaston vor ihrem inneren Auge, von dessen Existenz sie sich niemals hätte träumen lassen.
    »Dann hat er mich also belogen!« ruft sie. »Aber warum nur?«
    Seufzend erwidert der Kommissar: »Das hoffe ich, sehr bald herauszufinden. Gestatten Sie mir, daß ich die persönlichen Papiere Ihres Gatten durchsuche?«
    Augustine nickt traurig und führt den Beamten in ein luxuriös eingerichtetes Arbeitszimmer. Nach kurzer Zeit stößt der Beamte auf ein Bündel zusammengeschnürter Briefe, deren Inhalt er kurz überfliegt.
    »Haben Sie jemals von einer gewissen Hortense Lemoine gehört?« erkundigt er sich nach einer Weile.
    Augustine läßt sich in einen Sessel sinken.
    »Nein, niemals. War sie seine... Geliebte?«
    »Ja. Aber Sie können ganz beruhigt sein, denn dieser Briefwechsel stammt aus der Zeit vor Ihrer Eheschließung. Er hat mir ihr gebrochen, bevor er Sie geheiratet hat.«
    Mit flehenden Augen fragt sie ihn: »Glauben Sie, daß diese Person etwas mit Gastons Verschwinden zu tun hat?« Kommissar Cournet vollführt eine hilflose Geste.
    »Ich weiß es nicht, Madame. Aber wir müssen allen Hinweisen nachgehen. Ich hoffe, daß ich Ihnen bald etwas Neues berichten kann. Mit Ihrer Erlaubnis werde ich diese Briefe vorerst behalten...«
     
    Wie aus der Korrespondenz hervorgeht, ist Hortense Lemoine Malermodell und wohnt am Montmartre. Unverzüglich sucht der Kommissar die angegebene Adresse auf. Er hat Madame Vacherot den Inhalt dieser Schreiben nicht verheimlicht — wozu auch? Die ersten Briefe sind im Ton noch sehr schwärmerisch. Dann folgt eine Reihe von Briefen, die eher larmoyant wirken, und die letzten sind eindeutig voller Rachsucht. Nachdem Gaston ihr die geplante Heirat mit Augustine angekündigt hat, ergießt Hortense ihre ganze Wut in diese Zeilen und schließt mit den Worten: »Du weißt, daß ich zu allem fähig bin!«
    Hortense Lemoine bewohnt ein sehr hübsch eingerichtetes Studio. Dennoch steht die gemütliche Umgebung in keinem Verhältnis zu den Qualitäten der Bewohnerin dieser Räumlichkeiten. Sie hat dunkles Haar und grüne Augen, was allein schon keineswegs alltäglich ist, und die Harmonie ihrer restlichen Gesichtszüge sowie ihr wohlgeformter Körper ergeben darüber hinaus einen mehr als erfreulichen Anblick...
    Als der Kommissar der jungen Frau ein Photo von Gaston zeigt, schreit diese auf: »Mein Gott! Was ist ihm denn zugestoßen?«
    »Er ist verschwunden. Wie kommen Sie darauf, daß ihm etwas zugestoßen ist? Haben Sie ihn kürzlich gesehen?« Hortense bemüht sich sichtlich, die Fassung zurückzugewinnen.
    »Nein, seit seiner Eheschließung nicht mehr.«
    Der Kommissar steckt das Photo wieder ein.
    »Sie lügen, Mademoiselle! Vor etwas mehr als einem Jahr haben Sie die Beziehung zu Gaston Vacheron wiederaufgenommen. Leugnen Sie nicht: Ich habe vorhin Ihre Nachbarn befragt.«
    Hortense Lemoine sieht aus wie ein ertapptes Kind.
    »Ja, es stimmt, Gaston ist zurückgekommen. Er hatte sich mit seiner Frau zu sehr gelangweilt. Von da an war unser Verhältnis ganz wundervoll. Wir haben uns nie mehr gestritten.«
    »Und haben Sie ihn gestern abend getroffen?«
    »Nein.«
    Kommissar Cournet begibt sich zur Tür.
    »Auch das werden wir überprüfen, Mademoiselle Lemoine.« An den beiden folgenden Tagen ergibt sich in der Angelegenheit nichts Neues. Kein Leichnam wird aus der Seine gefischt, und von Gaston Vacheron gibt es keinerlei Lebenszeichen. Am 8. Oktober taucht jedoch ein Zeuge auf, ein Droschkenkutscher.
    »Ich habe das Photo des Vermißten in der Zeitung gesehen, Herr Kommissar. Nun, ich kann Ihnen sagen, daß ich diesen Herrn vor etwa zwei Wochen gefahren habe. Er war in Begleitung einer Dame, einer Dunkelhaarigen mit grünen Augen.«
    Der Kommissar hört gespannt zu.
    »Haben Sie etwas von der Unterhaltung zwischen den beiden mitbekommen?« fragt er.
    »Und ob!« erwidert der Kutscher. »Sie haben sich die ganze Zeit gestritten. Ich verstand nicht, was sie zueinander sagten, aber als sie aus dem Wagen stiegen, ging es noch weiter. Die Frau gebärdete sich wie wahnsinnig. Immer wieder sagte sie zu ihm: >Wenn du mich verläßt, bringe ich dich um!«<
    Der Kommissar beginnt jetzt klarer zu sehen.
    »Und der Mann, was sagte der?«
    »Nichts. Er stotterte irgend etwas und wirkte ziemlich verärgert. Er versuchte, sie zu beschwichtigen.«
    Hortense Lemoine wird noch am selben Tag verhaftet. Vor dem Kommissar leugnet sie heftig. Empört weist sie alle Beschuldigungen

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