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Das verwunschene Tal

Das verwunschene Tal

Titel: Das verwunschene Tal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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belästigt wurden. Aber im selben Moment traf ihn ein schwerer Stein im Nacken und zwang ihn in die Knie. Ein Hund sprang an seine Kehle, sein Schwert zuckte hoch und durchbohrte die Kehle des geifernden Tieres. Wieder sanken rechts und links von ihm zwei Caer zu Boden und wurden augenblicklich von einer krabbelnden und schnappenden Meute von Tieren zugedeckt.
    »Zurück!« schrie Feithearn, so laut er konnte.
    Ein paar seiner Krieger hörten ihn und liefen mit ihm zusammen instinktiv dorthin, wo der Abhang weitaus flacher verlief. Auch weiter vorn zogen sich die Soldaten zurück, denen es gelungen war, sich freizukämpfen. Aber für jedes getötete oder schwerverwundete Tier kamen zwei andere zwischen den Stämmen hervor und stürzten sich von den Pilzen und aus den Farnen herunter. Und ununterbrochen surrten Steine aus den Baumkronen herab. Ab und zu polterten schwere Gesteinsbrocken aus der Höhe, rissen Gestrüpp und lange Kalkfahnen mit sich.
    »Hierher! Her zu mir!«
    Mehr und mehr Soldaten, deren Körper, Waffen und Rüstungen blutüberströmt waren, lösten sich aus den Einzelkämpfen und rannten auf Feithearn zu. Sie mussten sich jeden Schritt ihres Rückzugs teuer erkämpfen, obwohl die Anzahl der Tiere stark abgenommen hatte. Und gerade in dem Augenblick, als sich die Krieger rund um Feithearn sammelten, stieß einer der Caer-Hauptleute einen lauten Entsetzensschrei aus. Er deutete an die Stelle, an der vor einigen Augenblicken die Fremden aufgetaucht waren.
    Feithearn starrte in die Richtung. Er erkannte trotz des goldfarbenen, hornverzierten Helmes den Mann, der in der Kabine des schwarzen Dreimasters aufgetaucht und ihn besinnungslos geschlagen hatte. Mythor? War es dieser Mann, dessen Name immer wieder in Nyrngor gewispert wurde?
    Neben Mythor schoss zwischen den Pilzschäften ein schneeweißer Falke hervor, stieß einen durchdringenden Ruf aus und schlug mit den Flügeln. Ein riesiger Wolf lief in kraftvollen Sprüngen am Boden dahin. Der Falke hob und senkte sich angriffslustig über dem Rücken des hechelnden Tieres.
    Die Szene verwandelte sich in ein Bild des Schreckens für den Dämonenpriester, als aus der Dunkelheit des Pilz- und Farnwaldes ein ebenfalls wunderbares Tier auftauchte. Es sprengte in einem rasenden Galopp leichtfüßig heran und wich mit geschickten Bewegungen des Pferdekörpers den Bäumen und Wurzeln aus. Ein Pferd? Nein.
    Es war ein schwarzes Einhorn.
    Auf dem Rücken des Einhorns, dessen Horn weiß leuchtete, saß Hester. Als ob er sein Leben lang auf dem Rücken dieses Tieres verbracht habe, saß er ohne Sattel und hielt sich an der Mähne fest, deren schwarzes Haar ihm fast bis zur Brust flatterte. Wie ein Schlag traf es Feithearn. Der Dämon in ihm verfiel in Panik, als er den Ansturm der Weißen Magie spürte wie einen Blitz.
    »Zurück! Das Einhorn will mich töten!« schrie Feithearn und wandte sich zur Flucht. Wie ein Rasender rannte er den Hang hinauf, verfolgt von einigen Katzen und den Steinwürfen der Baumgeister. Die Krieger folgten ihm, überwältigt von dem wilden, drohenden Bild, in rasender Eile. Jeder, der noch laufen konnte, versuchte das Tal zu verlassen.
    Der Bitterwolf stieß ein schauriges Heulen aus. Der gellende Schrei des Falken bohrte sich durch Feithearn, der bei jedem weiteren Schritt mehr Beklemmung fühlte und eine Schwäche in allen Gliedern. Er kannte nur einen Gedanken: Flucht.
    Er drehte sich nicht einmal um, sonst hätte er gesehen, wie Mythor und die beiden Fremden an dessen Seiten neben dem Reiter auf dem schwarzen Einhorn auf die fliehenden Caer zustürzten und sie verfolgten.
    Hester war alles andere als halb blind und schwachsinnig. Er hatte sich in einer fast magischen Weise verändert. Wie ein strahlender Held saß er auf dem Einhorn, das jedem seiner Befehle augenblicklich folgte.
    Er jagte hinter den Caer-Soldaten her. Seine Tiere blieben über ihm und an seiner Seite. Mythor fiel zurück, denn das Einhorn war schneller. Aber das sahen die Fliehenden nicht, denn sie rannten über die schmalen Felsbänder hinauf, brachten sich gegenseitig zu Fall, ergriffen die Stricke, die ihnen von oben zugeworfen wurden. Steine prasselten auf Helme und Schilde und schlugen in die Körper. Die Tiere wichen vor Hester und dem tiefschwarz schimmernden Einhorn zur Seite und bildeten eine breite Gasse. Tausende toter Tierkörper bedeckten den Boden.
    Feithearn krallte sich in den Hang und flüchtete trotz seiner nachlassenden Kräfte schneller als alle

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