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Das vielfarbene Land

Das vielfarbene Land

Titel: Das vielfarbene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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Aquarium, und er ein Schwimmer in der Luft. Losschießen! Anhalten! Rollen! Niedertauchen! Laß los und fall zurück aufs Bett und brülle vor Vergnügen, denn es war ein seltenes Talent sogar unter den begabten Tanu, und die Damen hatten mit größter Aufregung reagiert, als er es an sich entdeckte.
    Wundervoller Silberreif!
    Er kletterte vom Bett und ging ans Fenster. Roniah da unten war wach und ging seinen Geschäften nach menschliche Gestalten mit gemächlichem oder eiligem Schritt, stattliche Tanu auf Chalikos mit fröhlich-bunten Decken, und überall die kleinen Ramas am Werk sie fegten, gärtnerten, trugen Gegenstände hierhin und dahin. Kaleidoskopisch!
    ... He, Aik. Wo bist du, Freund?
    Der mentale Anruf erreichte ihn anfangs zögernd und verworren, dann mit zunehmendem Selbstvertrauen. Raimo natürlich. Die Haltung des mürrischen Holzfachmanns hatte sich auf bemerkenswerte Weise verändert, als Aikens Metafunktionen bei der Party immer stärker offenbar wurden. Raimo verzichtete auf seine Sticheleien und wurde freundlich. und warum auch nicht? Er konnte einen Sieger riechen, dieser Raimo!
    Bist du es, Ray? Redest du mit mir, Holzhacker?
    Wer sonst, zum Teufel? He, Aik wenn das ein Traum ist, weck mich nicht auf!
    Kein Traum. Es ist wirklich und wahrhaftig, und uns stehen herrliche Zeiten bevor, He! Was meinst du, sollen wir abhauen und uns die Stadt ein wenig ansehen?
    Man hat mich eingeschlossen, Aik.
    Hast du vergessen, was wir auf der Party gelernt haben? Warte eine Nanosekunde, bis ich mich angezogen habe. Ich bin gleich bei dir.
    Aiken fuhr in sein goldenes Kostüm, überzeugte sich, daß kein Tanu hersah, und stürzte sich aus seinem Schlafzimmerfenster. Wie ein großes, schimmerndes Insekt schwebte er über dem Gebäude und richtete seinen Suchersinn auf Raimos verdrießliches Gedankenmuster. Dann tauchte er zu dem offenen Fenster seines Freundes nieder, schoß ins Zimmer hinein und krähte: »Huhu!«
    »Verdammt, du weißt tatsächlich, wie das geht, wie?« fragte Raimo etwas neidisch. »Ich bin anscheinend nur gut darin, Möbel hochzuheben.« um es zu demonstrieren, ließ er das Bett tanzen und Tische und Stühle durch das Zimmer fliegen.
    »Jeder ist anders, Holzhacker. Du hast deine Talente, ich habe meine. Du hättest den Mechanismus des Schlosses überlisten und verschwinden können, weißt du.«
    »Scheiße. Daran habe ich überhaupt nicht gedacht.«
    Aiken grinste. »Von nun an wirst du an eine Menge denken, Ray und ich auch. Der gestrige Abend war so eine Art Augenöffner, stimmt's?«
    Der frühere Holzfachmann lachte laut heraus, und beide badeten sich in einem gegenseitigen Replay. Besonders lustig fanden sie das Unbehagen von Sukey und Elizabeth. Sie hatten sich entsetzt zurückgezogen, als die Mitglieder der Jagd sich dem Fest beigesellten. Die armen Damen mit ihren Begriffen von Moral! Kein Sinn für Humor und wahrscheinlich durch und durch frigide. Man war froh gewesen, sie los zu sein. Die Party hatte bis zum Morgengrauen mit immer köstlicheren Lustbarkeiten fortgedauert, und die beiden Männer konnten sie mit Hilfe ihrer Silberreifen voll auskosten. Welch herrliche metapsychische Phänomene!
    Aiken wies zum Fenster hinaus. »Komm, sehen wir einmal, wie die menschliche Hälfte lebt. Ich bin neugierig darauf, was die Normalen in der Exilwelt so machen. Hab keine Angst vor dem Fliegen, Ray. Ich kann uns beide in der Luft halten.«
    »Man wird uns entdecken.«
    »Ich habe noch eine andere Metafunktion. Das Ding mit der Illusion. Paß auf!«
    Ein lautloses Klicken, und der kleine goldene Mann verschwand. Ein getigerter Schwalbenschwanz schlug mit den
    Flügeln und landete genau auf Raimos Nase. »Laß deine Pfoten unten, oder ich werde zu einer Hornisse«, verkündete Aikens Stimme. Der Schmetterling war weg, und dafür stand der kleine Hanswurst wieder vor Raimo und hielt einen Finger auf dessen Nase.
    »Teufel nochmal, Aik! Du hast wirklich schwer was auf dem Kasten.«
    »Das kannst du ruhig zweimal sagen, Holzhacker. Gib mir deine Hand! Komm sei kein Feigling! Ab geht's!«
    Zwei gelbe Schmetterlinge flogen von dem Tanu-Gebäude weg und über die Stadt Roniah. Sie kreisten über den Werkstätten von Töpfern und Dachziegelherstellern und Webern und Zimmerleuten und Grobschmieden und Bootsbauern und Waffenschmieden und Glasbläsern und Bildhauern. Sie machten sich an Steinschneider und Maler und Korbmacher und übende Musiker heran, sie nippten Nektar von dem Jasmin, der neben

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