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Das vielfarbene Land

Das vielfarbene Land

Titel: Das vielfarbene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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es zum Ablegen vor. Die Passagiere sahen in einer Mischung aus Interesse und Unbehagen zu.
    Das Flußboot sah ähnlich aus wie die meisten anderen an der Anlegestelle. Es maß etwa vierzehn Meter von seinem hohen, messerscharfen Bug bis zu dem poporunden Heck. Man konnte es als entfernten Verwandten der aufblasbaren Flöße und Faltboote betrachten, die Sportler und Forscher auf den Wildwassern des Galaktischen Milieus benutzten. Die Hülle auf beiden Seiten mit dem Namen Mo/o gezeichnet war eine zähe, luftgefüllte Membrane, außen in dicke Falten gelegt und mit Fendern versehen, die in gleichmäßigen Abständen entlang der Wasserlinie hervorragten. Das Fahrzeug machte den Eindruck, als könne man die Luft herauslassen und es für den Karawanentransport flußaufwärts auseinandernehmen. Mit Luken dicht verschlossene Öffnungen vorn und hinten gestatteten Zugang zum Frachtraum, während der Platz für die Passagiere sich mittschiffs unter einer Reihe von Halbringen befand. Die Dockarbeiter bedeckten diesen Rahmen schnell mit einer dunkel gefärbten transparenten Folie, die Dekamol ähnelte. Als der letzte Abschnitt des blasenartigen Aufbaus geschlossen war, begann ein Gebläse im Inneren des Bootes zu arbeiten. Es versorgte die Insassen mit frischer Luft und hielt die wasserdichte Folie steif.
    Sukey drehte sich zu Elizabeth um, die in dem Sessel neben ihr saß. »Mir hat die Art, wie der Kapitän redete, nicht gefallen. Was mag uns bevorstehen?«
    »Auf jeden Fall eine interessante Fahrt, wenn ich die Vorzeichen richtig deute. Bryan weißt du irgend etwas über den Fluß Rhone?«
    »Er war in unserer Zeit mit Dämmen und Schleusen und Seitenkanälen ganz zerschnitten«, antwortete der Anthropologe. »Das Gefälle ist hier im Pliozän wahrscheinlich viel steiler, so daß bestimmt Stromschnellen vorhanden sind. Wenn wir uns ungefähr hundertfünfzig Kilometer südlich von hier der Gegend von Avignon nähern, werden wir wahrscheinlich in einem tiefen Canon sein. Im zweiundzwanzigsten Jahrhundert war er von der Donzere-Mondragon-Barrage gestopft, einem der größten Damm-Projekte Europas. Was uns jetzt an seiner Stelle erwartet ... nun, zu schlimm kann es nicht sein, sonst würden sie nicht versuchen, die Strecke mit einem Boot zu befahren, nicht wahr?«
    Aiken stieß ein zittriges Lachen aus. »Eine gute Frage. Aber ob wir bereit sind oder nicht, Leute, die Post geht trotzdem ab.«
    Ein ziemlich starker Teleskopmast begann hinter dem Passagier-Abteil aufzusteigen. Als er seine volle Höhe von vier Metern erreicht hatte, öffnete sich der obere Abschnitt und spie einen Baum mit Rollbanksegel aus, das wirklich und wahrhaftig wie eine altmodische tragbare Projektionsleinwand aussah. Das Segel entfaltete sich und drehte sich versuchsweise ein paarmal hin und her. Dockarbeiter warfen die Leinen los, und das Vibrieren des Decks verriet, daß ein kleiner Hilfsmotor angesprungen war. Die Mojo schlängelte sich durch den Verkehr am Ufer hinaus in die Fahrrinne, was Bryan zu dem Schluß veranlaßte, sie müsse mehr als ein Ruder für höchste Manövrierfähigkeit benutzen.
    Sie bogen in einem scharfen Winkel vom Ufer ab. Als die Strömung sie erfaßte, fiel die ummauerte Stadt Roniah verblüffend schnell achtem zurück. Es war nicht ganz leicht, die Geschwindigkeit zu schätzen, da sie von beiden Ufern gut zweihundert Meter entfernt waren, aber Bryan vermutete, daß das mit Sedimenten angereicherte Wasser mit mindestens zwanzig Knoten vorbeischoß. Was geschah, wenn diese großen Wassermassen weiter flußaufwärts zwischen hohen Felswänden zusammengedrückt wurden, war eine Herausforderung für die Vorstellungskraft des Anthropologen. Seine Spekulationen waren von ausgesprochen bedrückender Art.
    Raimo, in dem Sessel neben ihm, hatte auf seine Art Trost gefunden. Er nahm einen Zug aus seinem neugefüllten Silberflakon und bot ihn Bryan ziemlich halbherzig an. »Tanu-Rachenputzer. Nichts im Vergleich zu Hudson's Bay, aber auch nicht ganz schlecht.«
    »Vielleicht später«, lächelte Bryan. Raimo grunzte und nahm noch einen Schluck. Die Euphorie seines morgendlichen Abenteuers war verflogen. Jetzt fühlte er sich Unbehaglich und war in dumpfes Brüten versunken. Bryan versuchte, Raimo mit Fragen über die Festivitäten der vergangenen
    Nacht auszuholen, erhielt jedoch nur die kürzesten Antworten.
    »Sie hätten dabei sein sollen«, sagte Raimo und fiel in Schweigen.
    Fast eine Stunde lang glitten sie mühelos durch einen

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