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Das vielfarbene Land

Das vielfarbene Land

Titel: Das vielfarbene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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Schwimmbecken blühte, wo schwangere Frauen ruhten und lachten, störten eine Unterrichtsstunde im Freien, wo ein Dutzend blonder, geschmeidiger Kinder voller Erstaunen mit dem Finger auf sie wies und ein verblüffter Tanu-Lehrer eine gefährliche Frage zurück zu Bormols Haus schickte.
    »Zu den Docks!« befahl Aiken, und sie flogen zum Flußufer. Breite Treppenstufen führten zu einem belebten Landekai hinab. Rama-Stauer löschten Barken, während menschliche Dockarbeiter und Bootsleute, viele von ihnen in der morgendlichen Hitze nackt bis zum Gürtel, ihrer Arbeit nachgingen oder an schattigen Plätzen herumsaßen und darauf warteten, daß ein anderer Mann die seine beendete.
    Die beiden Schmetterlinge landeten auf einem dicken Polier und verwandelten sich wieder in Aiken und Raimo. Ein Dockarbeiter stieß einen Schrei aus. Seemöwen erhoben sich von Pflaster und Pfählen und kreischten Alarm. Aiken schlenderte von dem Poller weg, ließ Raimo blinzelnd dort sitzen und warf sich mitten in der Luft in Positur. Ein stämmiger Bootsmann lachte lauf und rief: »Wenn das nicht Peter Pan persönlich ist! Aber Tinkerbell da hinten solltest du einmal überholen lassen!«
    Die Müßiggänger am Kai brüllten vor Lachen. Raimo breitete, auf dem Poller sitzend, beide Arme aus. Sein schlitzäugiges finnisches Gesicht zeigte ein schiefes Grinsen und einen merkwürdigen Ausdruck von Konzentration. Sofort flatterte ein Dutzend Möwen hernieder und reihte sich von seinen Handgelenken bis zu seinen Schultern auf.
    »He, Aik! Schießbude! Schieß, bevor sie verschwinden, oder du hast verloren!«
    Der schwebende kleine Mann in Gold zielte mit seinem Zeigefinger. »Peng!« sagte er. »Peng-peng-pengedi-peng!«
    Kleine Blitze liefen Raimos in kariertem Flanell steckende Arme entlang. Er wurde eingehüllt in eine Wolke aus Rauch und ein Gestöber weißer Federn. Die Zuschauer pfiffen und klatschten, während Raimo nieste. »Laß das sein, du kleiner Hanswurst!«
    »und jetzt komme ich noch einmal!« rief Aiken und griff den Polier selbst mit einer Bewegung beider Hände an. »Ich geb's dir Bumm!«
    Eine scharfe Explosion erfolgte. Das schwere Bauholz von Raimos Sitz löste sich auf, und er hing ohne Halt über dem Wasser. Sein Gesicht trug den Ausdruck schmerzlicher Überraschung.
    »Das war nicht nett von dir!« beschwerte sich der frühere Holzfachmann. Er schwebte zu dem kichernden Aiken hinüber, faßte ihn bei den Epauletten seines goldenen Anzugs und schlug vor: »Vielleicht sollten wir uns mit einem Bad abkühlen.«
    Sie rangen miteinander in der Luft, wobei sie wie vom Wind umhergetriebene Luftballons tief über dem schlammigen gelben Wasser der Rhone zwischen den vertäuten Leichtern und Jollen und Barken auf- und abhüpften. Die Männer auf dem Kai lachten und stampften mit den Füßen, und verängstigte Ramas warfen ihre Lasten fort und bedeckten die Augen.
    Genug!
    Creyns mentaler Befehl war wie ein Peitschenhieb. Er holte die beiden zurück auf den Kai und setzte sie mit schmerzhaftem Ruck auf dem Pflaster ab. Vier Diener aus Bormols Haus traten vor und packten die immer noch von Lachen geschüttelten Missetäter. Da der Spaß offensichtlich vorbei war, kehrten die Dockarbeiter und Bootsleute zögernd an ihre Arbeit zurück.
    »Ich programmiere mentale Blockierungen in eure wichtigsten Metafunktionen ein, bis ihr in der Hauptstadt eine richtige Ausbildung erhalten habt«, sagte Creyn. »Mit diesem kindischen Benehmen ist jetzt Schluß!«
    Aiken winkte Elizabeth, Bryan und Sukey zu, die zusammen mit Stein auf seiner Tragbahre die Stufen zum Kai hinuntergeführt wurden.
    Raimo meinte: »Ach, Chef, wie sollen wir sonst lernen, was wir fertigbringen?«
    Aiken setzte hinzu: »Lord Bormol sagte uns gestern abend, wir sollten uns ordentlich hineinknien. und genau das haben wir getan!« Er blinzelte Sukey zu, die ihn finster ansah.
    Creyn erklärte: »Von jetzt an werdet ihr in einer kontrollierten Umgebung lernen. Lord Bormol hat es nicht verdient, daß ihr ihm seine Gastfreundschaft vergeltet, indem ihr seine Anlegestelle demoliert.«
    Der kleine Mann in Gold zuckte die Achseln. »Ich kenne meine eigene Kraft noch nicht, das ist alles. Willst du, daß ich versuche, das Ding wieder zusammenzusetzen?«
    Creyns Augen, im Sonnenlicht von undurchdringlichem Blau, verengten sich. »Du glaubst also, du könntest es? Wie außerordentlich interessant! Aber ich meine, wir warten besser, Aiken Drum. Es wird für uns alle viel sicherer sein,

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