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Das vielfarbene Land

Das vielfarbene Land

Titel: Das vielfarbene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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der kleine Junge zu flimmern und bekam ein Fell am ganzen Körper, dann flimmerte es wieder und er verwandelte sich in ein exaktes Duplikat seiner rundlichen blonden Schwester.
    »Es ist ein Firvulag, ein Gestaltwandler«, erklärte die Pflegerin. »Sie sind die Schattenbrüder der Tanu von Urbeginn. Immer bei uns, immer gegen uns. Die Zwillingssituation ist glücklicherweise selten. Die meisten dieser Art sterben ungeboren, und die Mutter mit ihnen.«
    »Was werdet ihr mit ihm machen?« fragte Elizabeth. Fasziniert, entsetzt sondierte sie die kleine fremde Persönlichkeit und erkannte jetzt, wo der Firvulag völlig von der komplizierteren psychischen Struktur seiner Tanu-Schwester getrennt war, den anomalen Modus.
    Die hochgewachsene Pflegerin zuckte die Achseln. »Seine Leute warten auf ihn. und so geben wir ihn ihnen, wie immer. Möchtest du es sehen?«
    Elizabeth nickte benommen.
    Die Pflegerin wickelte das Baby schnell in ein weiches Tuch und eilte aus dem Geburtszimmer. Elizabeth hatte Mühe, der Frau eine Steintreppe nach der anderen hinunter zu folgen, alle leer und widerhallend und nur von kleinen rubin- und bernsteinfarbenen Lämpchen erhellt. Endlich kamen sie in einen Keller. Ein feuchter Korridor führte zur Stadtmauer und zu einem großen, verriegelten Wassertor, neben dem sich ein innen gelegener Ankerplatz voll von verlassenen kleinen Booten befand. In das große Tor eingelassen war ein
    Pförtchen mit einem Bronzeriegel, den die Fremde zurückriß.
    »Schirm deinen Geist ab!« warnte sie und trat hinaus auf den nebeldunklen Landungssteg.
    Es waren Lichter da draußen, und sie näherten sich mit beunruhigender Schnelligkeit, ohne irgendein Geräusch zu machen. Dann kam ein einzelnes dunkelgrünes Glühen und wurde zu einer Kugel von vier Metern Durchmesser. Sie rollte über die Wasseroberfläche auf den Landungsteg zu und verbrannte dabei den Nebel zu Fetzen.
    Mit großer Vorsicht zerteilte Elizabeth das Gewebe der Illusion und blickte hinein. Da war ein Boot ein Flachboot, gestakt von einem zwergenhaften Burschen. Eine rundwangige kleine Frau saß im Bug und hielt einen zugedeckten Korb im Schoß.
    Du siehst uns also, wie?
    Elizabeth taumelte, als ein Sperrfeuer von Blitzen hinter ihren Augen zu explodieren schien. Ihre Zunge schwoll so an, daß sie zu ersticken drohte. Das Fleisch ihrer Hände warf Blasen, wurde schwarz, zerplatzte und loderte in Flammen auf.
    Das wird dir eine Lehre sein, Eindringling!
    »Ich hatte dich gewarnt«, sagte die Tanu-Frau. Elizabeth fühlte sich von den Armen der großen Pflegerin gehalten und gestützt. Sie sah nichts weiter, als daß die glühende Kugel in den Nebel zurückwich. Ihr Mund war normal, ihre Hände hatten keine Verletzung.
    »Die Firvulag sind operante Metapsychiker aller Sorten. Die meisten können allerdings nur fernspüren und Illusionen erzeugen aber die sind manchmal stark genug, um einen unvorbereiteten Geist in den Wahnsinn zu treiben. Wir behandeln sie bestimmt gut zur Zeit des Großen Wettstreits und zu den meisten anderen Zeiten auch. Du mußt jedoch aufpassen, daß sie dich nicht überraschend angreifen.«
    Das Baby war fort. Nach ein paar Sekunden verschwand auch das grüne Glühen, und Tageslicht brach krampfhaft durch Dampfwolken. Weit oben auf den Zinnen sang die Stimme einer Frau fremde Worte in einer vertrauten Melodie.
    »Wir gehen jetzt zurück«, sagte die Pflegerin. »Mein Lord und meine Lady werden dir sehr verbunden sein. Du mußt einen angemessenen Dank annehmen und dann essen und ruhen. Es findet eine kleine Familienzeremonie statt das kleine Mädchen bekommt einen Namen und seinen ersten kleinen goldenen Ring. Man wird wünschen, daß du das Baby hältst. Es ist eine große Ehre.«
    »Ich spiele also die gute Fee, die als Patin kommt«, murmelte Elizabeth. »Was für eine Welt! Werdet ihr sie auch nach mir nennen?«
    »Sie hat bereits einen Namen. Es ist bei uns Tradition, den Namen eines, der kürzlich in Tanas Frieden eingegangen ist, neu zu vergeben. Das Baby wird Epone heißen und die Göttin gebe, daß es mehr Glück haben wird als die letzte, die diesen Namen trug.«

15
    Amerie ging zum Seeufer hinab, wo die befreiten Gefangenen ihre eilig aufgeblasenen Boote mit Ballast versahen.
    »Ich mußte Felice ein Sedativum geben. Sie war drauf und dran, den armen verwirrten Dougal in Stücke zu reißen.«
    »Das wundert mich gar nicht«, brummte Claude. »Sobald ich über die Sache nachgedacht hatte, war ich selbst in Versuchung,

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