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Das vielfarbene Land

Das vielfarbene Land

Titel: Das vielfarbene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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mit einem Getränk, das an Apfelwein erinnerte, zufrieden. Er blickte über das ämmerige Darask hin. Im Osten warf der ungeheure Wall er Seealpen auf den höchsten Schneefeldern noch das leuchtende Rosa des Sonnenuntergangs zurück. Außergeöhnlich, dachte Bryan. Die Berge sahen so hoch wie das Rückgrat des Himalaya oder sogar das Hlithskjalf-Massiv auf Asgard aus. Ein kühler Wind wehte von den Höhen herab und verteilte sich über das Sumpfgebiet, wo die Rhone endlich zur Ruhe kam und sich nach ihrem jähen Sturz aus der Region um das ungeborene Lyon breit hinlagerte.
    Die Reise dieses Tages war ein Abstieg über eine Reihe von hohen Stufen gewesen. Sie waren dreißig oder vierzig Kilometer friedlich dahingesegelt und gerieten dann in wilde Stromschnellen, die sie mit Düsenboot-Geschwindigkeit auf die nächstniedrige Ebene schleuderten. ungeachtet Skipper Highjohns Reden war Bryan zumute, als habe er eine lebenslängliche Tortur überstanden. Die letzte Stromschnellenstrecke sie lag, wie er vermutet hatte, in dem Einschnitt etwa fünfzig Kilometer oberhalb der zukünftigen Brücke von Avignon war so ungeheuerlich gewesen, daß man es kaum glauben konnte. Das kein Ende findende Entsetzen hatte eine Sinne bis zur Betäubung abgestumpft. Aiken Drum hatte Creyn gebeten, ihn für dies letzte schwierige Stück der Fahrt nicht einzuschläfern, denn er brannte darauf, einen Geschmack von den Aufregungen zu bekommen, die Bryan betrieben hatte. Als das Boot Bug über Heck den großen Katarakt hinunterstürzte und in dem ruhigen Lac Provengal endete, hatte Aikens Gesicht eine grau-grüne Farbe angenommen, und seine glänzenden Augen waren vor Schock eingesunken.
    »Eine verdammte Kahnpartie«, hatte er gestöhnt, »in einem verdammten Mixbecher!«
    Als sie Darask an der unteren Rhone erreichten, hatten sie 270 Kilometer in weniger als zehn Stunden zurückgelegt. der seichter werdende Fluß wand und spaltete und verflocht ich in Dutzende von Kanälen zwischen wogendem Grasland Und Sumpfgebieten, die von Scharen langbeiniger Vögel und Cremefarben und schwarz gescheckter Krokodile bevölkert Waren. Hie und da erhoben sich Inseln aus der sumpfigen Ebene. Darask krönte eine von ihnen und sah wirklich und wahrhaftig wie ein tropisches Mont Saint Michel über einer See von Gras aus. Ihr Boot hatte seinen Hilfsmotor benutzt, um aus dem Hauptstrom der Rhone in einen Nebenkanal zu gelangen, der zu der befestigten Stadt führte. Darask besaß einen kleinen Kai und lag sicher hinter einer mehr als zwölf Meter hohen Kalksteinmauer, die an unbezwingliche Klippen anschloß.
    und jetzt entzündeten Ramas in der Stadt unterhalb des hochaufragenden Palastes die kleinen Nachtlampen. Sie kletterten über schwankende Leitern entlang der Hausdächer hinauf und bedienten Flaschenzüge, um lange Reihen von Laternen an den Fassaden der inneren Befestigungen hochzuziehen. Menschliche Soldaten brannten größere Fackeln auf den Bastionen der Stadtmauer an. Während Bryan und die anderen dem Treiben zusahen, leuchtete die eigentümliche Tanu-IIlumination auf und zeichnete die umrisse des mit Türmchen versehenen Palastes in roten und bernsteinfarbenen Tupfen nach. Es waren die heraldischen Farben des psychokinetischen Burgherrn Cranovel.
    Aiken inspizierte die Tanu-Lampen an ihrem eigenen Balkon. Sie bestanden aus starkem, facettiertem Glas und standen in kleinen Mauernischen, ohne daß Drähte oder andere metallische Teile zu erkennen waren. Sie fühlten sich kalt an.
    »Biolumineszenz«, stellte der kleine Mann in Gold fest und schüttelte eine. »Möchtest du wetten, daß Mikroorganismen da drin sind? Was hat Creyn gesagt die Lampen würden durch überschüssige Meta-Emanationen mit Energie versorgt? Das paßt mit allem anderen zusammen. Man läßt ein paar Ringträger der unteren Dienstgrade eine entsprechende Wellenform erzeugen, während sie Schach spielen oder Bier trinken oder in der Badewanne lesen oder irgendeine andere halbautomatische ...«
    Bryan achtete kaum auf Aikens Spekulationen. Draußen in dem sie umgebenden Sumpfland entzündeten die Irrlichter ihre eigene Illumination verwischte Tupfen in Methanblau, ein Feuerfliegen-Glimmen, das in unterbrochenem Synchronismus an und aus ging, wandernde blasse Flammen, die wie verlorene Elfenboote um die nebligen Stauwasser der Insel glitten.
    »Ich vermute, das sind Leuchtkäfer oder Sumpfgasflammen da draußen«, meinte Sukey und stellte sich neben Bryan, um die dunkel werdende Landschaft

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