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Das vielfarbene Land

Das vielfarbene Land

Titel: Das vielfarbene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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ausbrennen.«
    Mit schwimmenden Augen ließ Sukey ihre Finger über seine Wange gleiten. Ihr Geist schlüpfte unter die Oberfläche seines Bewußtseins und sah, daß er die reine Wahrheit sprach. Die Hartnäckigkeit, die jeden Heiler bis auf die Frau, die ihn liebte, ausgeschlossen hatte, wies jetzt unerschütterlich jeden Gedanken an Anpassung zurück, stand in totalem Gegensatz zu der Einstellung, aus einer schwierigen Situation das Beste zu machen. Stein würde sich den Tanu niemals beugen. Er würde zerbrechen. Wenn sie ihn überhaupt je beherrschten, dann nur seine seelenlose Hülle.
    Die Tränen liefen über und fielen auf das Bettzeug und den Wolfsfell-Kilt, den Stein immer noch trug. Er ergriff ihre beiden Hände. Sie sagte: »Das Exil hat sich nicht als die Welt erwiesen, von der wir alle geträumt haben, nicht wahr? Ich wollte den Tunnel finden, der ins Paradies im Innern der hohlen Erde führt, nach Agharta. Creyn behauptet, die Sagen müßten auf das Paradies anspielen, das seine Leute hier gegründet haben. Aber das kann nicht wahr sein, oder? Agharta war ein Land des vollkommenen Friedens und des Glücks und der Gerechtigkeit. Das kann hier nicht derselbe Ort sein. Nicht wenn er dich unglücklich macht.«
    Er lachte. »Ich bin ein schwieriger Fall, Sukey. Für dich wird es anders sein. Du wirst beim Highlife mitmachen. Eine Pliozän-Prinzessin sein statt nur eine walisische.«
    Sie entzog sich ihm. »Ich habe eine wichtige Sache über diese Exil-Welt vergessen. Menschliche Frauen ... die Tanu machen unsere Eileitertrennung rückgängig und stellen unsere Fruchtbarkeit wieder her. Ihre eigenen Frauen sind hier auf der Erde nicht sehr gebärfreudig, und deshalb ... benutzen sie auch uns. Einige menschliche Frauen werden Ehefrauen der Tanu, wie die Herrin dieses Palastes, in dem wir uns befinden. Aber eine Menge anderer werden nur als ...«
    Von neuem zog Stein sie dicht an sich. Er wischte ihr die Tränen mit einem Zipfel des Bettlakens ab. »O nein. Nicht du, Sukey. Das wird dir nicht geschehen.«
    ungläubig hob sie das Gesicht. Er sagte: »Mach schon! Sieh tief in mich hinein! Solange du es bist, macht es mir nichts aus.«
    Sukey holte erschauernd Atem und stürzte sich in seinen Geist. Sie mußte weinen, als sie feststellte, daß das, was sie erhofft hatte, existierte, ganz neu und stark.
    Als er sie beruhigt hatte und das Gelübde in beider Gedanken versiegelt war, vervollständigten sie ihre gegenseitige Heilung auf ihre eigene Weise.

17
    Claude und Richard und Amerie hätten tagelang schlafen können, aber bei Sonnenaufgang stieg das ferne Heulen von Amphicyonen aus Süden zum Gipfel hoch, und damit wußten sie, daß die Tanu ihr Äußerstes tun würden, um Felice nicht entkommen zu lassen. Ihre Rolle bei dem Massaker war zweifellos von irgendeinem wieder eingefangenen Flüchtling verraten worden. Die Überreste von Gruppe Grün verschwendeten keine Zeit mit dem Versuch, die Spuren ihres Lagers zu verwischen, sondern marschierten noch im Morgengrauen weiter. Im Gehen ließen sie die Luft aus ihren Ausrüstungsgegenständen und aßen ein mageres Frühstück. Claude hatte versucht, die Führerschaft an Felice weiterzugeben, aber sie wollte nichts davon hören.
    »Du hast Erfahrung in dieser Art des Reisens. Ich nicht. Bring uns nur so schnell du kannst von diesem Gipfel weg und in dicht bewaldetes Land mit einem ausreichend großen Fluß hinunter. Dann glaube ich, daß es mir gelingt, die Verfolger von unserer Fährte abzubringen.«
    Sie rutschten und schlitterten und seilten sich einmal sogar auf ihrer Flucht nach unten über eine kleine Klippe ab. Schneller ging es, als sie ein Trockenbett fanden, das sich in den unteren Regionen in ein dünnes Bächlein verwandelte. Die Bäume rückten zusammen und wurden höher, bildeten ein Dach über dem sich verbreiternden Wasserlauf und schützten sie vor der Sonnenglut. Während sie durch das mit Steinen besäte Bachbett wateten, störten sie große braune Forellen und fischende Wiesel auf, die hellen Nerzen ähnelten Sie liefen in dem Versuch, Verfolger zu verwirren, erst an dem einen, dann an dem anderen Ufer weiter. Claude wies sie an, eine gut sichtbare Fährte einen Nebenfluß hinauf zu trampeln, sich zu erleichtern, um die Spur zu verstärken, im Wasser zurückzukommen und im ursprünglichen Fluß weiterzuwaten. Er wurde an manchen Stellen gefährlich tief und war von Strudeln durchsetzt.
    Zur Mitte des Vormittags gebot Claude halt. Er und Felice

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